Ein Symbol unter der Haut, das zeigt: Ich möchte meine Organe spenden. Ein solches Tattoo kann man sich in einem Herxheimer Tattoo-Studio stechen lassen.
In Deutschland warten aktuell rund 8.500 kranke Menschen auf eine Organtransplantation. 1.000 davon würden auch in diesem Jahr ihr lebensrettendes Organ nicht rechtzeitig erhalten. Das prognostiziert der gemeinnützige Verein "Junge Helden“, der es sich zum Ziel gemacht hat, junge Leute über die Organspende aufzuklären.
Um dieser traurigen Zahl entgegenzuwirken, hat der Verein eine Kampagne gestartet, die wortwörtlich unter die Haut geht - ein kostenloses Organspende-Tattoo. Über 150 Tattoo-Studios in Deutschland beteiligen sich an der Aktion. Darunter auch ein Tattoo-Studio in Herxheim in der Südpfalz.
Lovis Müller im Herxheimer Tattoo-Studio will, dass sich mehr Menschen darüber bewusst werden, wie wichtig das Thema "Organspende" ist. Durch das Tattoo spreche man darüber. So würden sich vielleicht mehr Menschen dazu entscheiden, ihre Organe nach dem Tod zu spenden.
Sichtbarkeit für das Thema
Das ist auch der Grund, warum sich Steffen Gall aus Neustadt das Tattoo hat stechen lassen. Man werde immer wieder mal auf sein Tattoo und dessen Bedeutung angesprochen. "Und zack bist du bei dem Thema Organspende! Und vielleicht überlegt es sich dann einer und wird auch Organspender“, erzählt er, während er sein frisch gestochenes Tattoo betrachtet.
Steffen Gall hat seit 20 Jahren einen Organspende-Ausweis und fragt sich:
"Warum sollten Organe mit den Menschen vergraben oder verbrannt werden?“. Seiner Meinung nach sollte jeder, der ein Organ annehmen würde, wenn er eins braucht, sich auch einen Organspende-Ausweis in den Geldbeutel packen.
Wenige Organtransplantationen im Klinikum Ludwigshafen
Die Realität sieht allerdings anders aus. Nach Angaben des Transplantationsbeauftragten des Klinikums Ludwigshafen, Christian Urbanek, wurden im vergangenen Jahr nur zwei Organtransplantationen in seinem Haus durchgeführt. In der BG Klinik Ludwigshafen seien es drei gewesen. Insgesamt sei das zwar sogar etwas mehr als im Vorjahr, aber die geringe Spenderbereitschaft sei auch in Ludwigshafen deutlich zu spüren.
Laut Urbanek werde zu wenig aufgeklärt. Viele Menschen würden das Thema meiden und deswegen ihren Willen nicht äußern oder dokumentieren. Im Todesfall müssen dann laut Gesetz die Angehörigen entscheiden, haben aber meist keine Anhaltspunkte für ihre Entscheidung. Aus Angst gegen den Willen der Verstorbenen zu handeln, würden die Hinterbliebenen die Organspende häufig ablehnen.
Viele Hinterbliebene wollen der Organspende nicht zustimmen
Das bestätigt auch die Einschätzung einer Sprecherin der Deutschen Stiftung für Organspende (DSO). Ihr zufolge haben im vergangenen Jahr bundesweit 80 Prozent der Hinterbliebenen eine Einwilligung zur Spende verweigert, "vermutlich aus Unsicherheit“.
Ein weiteres Spenderhindernis, so die Sprecherin der DSO, sei die Angst, der Mensch werde zu früh für tot erklärt. Die sei aber vollkommen unbegründet. Eine Organspende komme immer erst dann in Frage, wenn mehrere voneinander unabhängige Ärzte den Patienten oder die Patientin - einem konkreten Diagnoseschema folgend - für hirntot erklärt haben.
Die Tattoo-Aktion begrüßt Urbanek, weil sie die Organspende zum Gesprächsthema werden lässt. Den Organspende-Ausweis ersetze das Tattoo aber nicht. Der sei auch wesentlich detaillierter und eindeutiger.
Das Tattoo kann dem medizinischen Fachpersonal oder Angehörigen im Fall der Fälle jedoch als Anhaltspunkt dienen, ob die Person ihre Organe spenden wollte oder nicht. Das letzte Wort haben bei der Organspende immer die Hinterbliebenen.
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Herxheimer Tattoo-Studio will weiterhin Organspende-Tattoos stechen
Das Herxheimer Tattoo-Studio verzeichnet jedenfalls großes Interesse an dem Tattoo. Über den Tag der Organspende am Samstag hinaus, wird das Studio die Aktion erstmal auf unbegrenzte Zeit weiterlaufen lassen. Die Tattoos sind für die Kundinnen und Kunden kostenlos. Auf die Frage, ob das Tattoo-Studio dadurch nicht Verluste machen würde, meint Lovis Müller nur: "Im Großen und Ganzen ist das eine gute Sache und ich denke, da kann man auch auf den Gewinn verzichten.“
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