Neustadt an der Weinstraße startet am Freitagnachmittag sein neues Mobilitätskonzept 30+. Ziel sei, gemeinsam mit den Bürgern die Verkehrswende voranzubringen. Doch was heißt das genau?
Fahrrad- und Autoverkehr - das sei ein Thema, das extrem spalte. Ein Ziel des Mobilitätskonzepts 30+ sei, das zu entschärfen, damit die Neustadter sagen könnten, "ja, es ist okay ein paar Parkplätze für Radwege zu opfern", sagte Miriam Kuder, Verkehrsplanerin der Stadtverwaltung dem SWR.
20 Prozent aller CO2-Emissionen in der Stadt werden durch den Verkehrsector verursacht. Und davon seien 70 Prozent private Autos, so Kuder. Da sehe die Stadt viel Potential, die Bürgerinnen und Bürger zum Umstieg auf andere klimafreundliche Verkehrsmittel zu bewegen - vom Fahrrad über Bus und Bahn bis hin zum E-Roller oder Carsharing.
Verkehrsplanung: Beim Umstieg vom Auto aufs Rad viel Potential
Die Stadt hat bereits einiges an Vorarbeit für das Mobiltätskonzept 30+ geleistet. So hat sie zum Beispiel bei einer Verkehrsstudie 2022 festgestellt, dass weniger Menschen mit dem Auto fahren - seit 2011 ist der Anteil um neun Prozentpunkte gesunken ist. Ein Grund sei, dass viele Menschen seit Corona mehr im Homeoffice arbeiteten, so die Verkehrsplanerin.
Gleichzeitig ist der Anteil der Neustadter, die das Rad regelmäßig nutzen, seit 2011 stark gestiegen und macht mittlerweile 16 Prozent aus, ein Viertel davon E-Bikes. Bus und Bahn nutzen laut der aktuellen Verkehrsstudie acht Prozent der Neustadter - etwa ebenso viele wie 2011.
Bürger sollen die Verkehrswende in Neustadt mitgestalten
Jetzt will die Stadt wissen, was die Neustadter brauchen, um ihr Auto öfter stehen zu lassen. Welche Alternativen es bereits gibt, wird am Freitagnachmittag auf dem Marktplatz gezeigt. Dort präsentieren sich beispielsweise Anbieter von E-Bike- und E-Roller-Verleih, Carsharing, privatem Ruftaxi und Öffentlichem Nahverkehr.
Bauwerk für eine Million Euro montiert Spektakuläres Foto aus Neustadt: Fußgängerbrücke schwebt
Über eine neue Fußgängerbrücke sollen Reisende bald schneller den Hauptbahnhof in Neustadt an der Weinstraße erreichen können. Bei der Montage gelang der Stadt ein spektakuläres Foto.
Die Stadt informiert dann auch alle Interessierten im Ratssaal, wie das Mobilitätskonzept ablaufen wird und nimmt schon erste Anregungen und Ideen für Pilotprojekte entgegen, so Miriam Kuder.
Im Mai und im Oktober soll es dann Bürgerworkshops geben, deren Ergebnisse in die Verkehrsplanung einfließen sollen, etwa bei der Frage, wo kann ich einen Übergang für Fußgänger oder einen Weg für Radfahrer sicherer machen. "Wir machen das, weil wir auf die Bürger angewiesen sind.", sagt die Verkehrsplanerin. "Wir wollen kein Papier für die Schublade schaffen."
Mobilitätskonzept soll zum Jahresende fertig sein
Parallel dazu, ebenfalls im Mai und dann im September, finden zwei Mobilitätsforen statt, bei denen Politiker und Verbände mit am Tisch sitzen, etwa Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und des Verkehrsclubs Deutschland (VCD).
Bis Ende Dezember soll eine Strategie entwickelt sein, wie Neustadt seine Verkehrswende in den kommenden Jahren voranbringen will. Manche Dinge sollen sehr schnell umgesetzt werden, andere langfristig und einige laufen auch schon, so Kuder.
Ziel ist auch: Arbeitgeber bei Verkehrswende mitnehmen
Auch die Arbeitgeber in Neustadt will die Stadtverwaltung mit ins Boot holen und bei ihnen für Jobticket und Homeoffice werben oder für das hybride Arbeiten mit Homeoffice zumindest an einigen Tagen im Monat.
Bis zur Landesgartenschau 2027 schon einiges geplant
Als Beispiele nennt sie einen Radschnellweg zwischen Landau und Neustadt, der in Zusammenarbeit mit der Stadt Landau und dem Kreis Südliche Weinstraße geplant wird. Zudem seien kleinere Projekte in der Umsetzung, etwa eine Bike und Ride-Anlage oder neue Schutzstreifen für den Radverkehr. Außerdem entstehe in Neustadt ein barrierefreier Radrundweg.
Auch die Landesgartenschau 2027 soll für die Besucher gut mit dem Rad und dem Öffentlichen Nahverkehr erreichbar sein. So sollen Straßen im Osten von Neustadt in Richtung Rothenbusch und in der Branchweilerstraße noch für den Radverkehr ausgebaut werden. Außerdem sollen 20 neue Ladestationen für E-Autos entstehen. Und auch der Bahnhaltepunkt Böbig soll für die LGS "umgestaltet" werden. Mehr verrät die städtische Verkehrsplanerin noch nicht.