Das Lu-Teco-Haus in Ludwigshafen war 2007 wohl das größte Bürogebäude der Welt, das komplett passiv gebaut war - mit geothermischen Wärmepumpen und dicker Dämmung. Wie ist die Bilanz in der Energiekrise?
19 Grad im Büro, Energie sparen, wo es geht. So sieht an vielen Orten der Alltag in Deutschland aus. In Ludwigshafen können die Mieter eines Bürogebäudes ganz entspannt im Warmen sitzen - ohne Energie sparen zu müssen. Zwischen 22 und 23 Grad liegt die Temperatur im Bistro im Erdgeschoss. Denn das Haus bekommt die Wärme zum Heizen aus der Erde – und das schon seit 2007.
Bis zu 95 Meter reichen die 39 Erdwärmesonden im Gebäude der Ludwigshafener GAG in den Boden. Und beheizen damit das komplette Gebäude über die Decken. Die 20 bis 30 Zentimeter dicke Dämmung verhindert den Wärmeverlust nach außen. Unabhängig von einer Gas- oder Ölheizung zu sein, ist gerade diesen Winter praktisch gewesen. So hat es Alexandra Hofmann von der Wohnungsbaugesellschaft in Ludwigshafen (GAG) beobachtet, die das Bauwerk verwaltet: "Wir mussten die Temperatur nicht - wie die öffentlichen Gebäude - auf 19 Grad runterdrehen, das fiel bei uns weg."
Ludwigshafen: Das Passivhaus beherbergt Büros
Ein Großteil des Hauses sind Büroflächen. Insgesamt sind es mehr als 10.000 Quadratmeter. Im Erdgeschoss betreibt Jannis Lytrivis das Bistro "zwei". Nach einem holprigen Start aufgrund der Corona-Pandemie hat er sich inzwischen gut eingelebt. Gerade die immer gleichbleibende Temperatur schätzt er: "Wir haben immer eine konstante Temperatur und ein konstantes Klima - sowohl für die Gäste, als auch für die Mitarbeiter." Er habe 40 bis 50 Prozent weniger Energiekosten. Die Kaltmiete sei vergleichbar mit Gebäuden in ähnlicher Lage. Außerdem habe er durch die passive Beheizung und Kühlung viel weniger Aufwand mit der Wartung der Anlagen.
Passivhaus - Zu Beginn ein riskantes Konzept
2007 war die passive Bauweise bei großen Gebäuden noch sehr neu. Die Ingenieure mussten viel experimentieren. Es sei zu Anfang nicht klar gewesen, ob das Konzept im Gesamten funktionieren würde. So erzählt es Hans-Jürgen Lenz, der zuständig für das Bestandsmanagement bei der GAG ist. Inzwischen wird das Konzept vielfach eingesetzt. Auch die GAG plant immer wieder neue Projekte mit der erprobten Technik. Im Erfurter Ring in Ludwigshafener Stadtteil Ruchheim wird derzeit ein großer Wohnkomplex des kommunalen Bauträgers gebaut.
GAG: Passivhaus hat hohen Wartungsaufwand
Doch ganz einfach ist das System Passivhaus nicht. Die Häuser haben einen hohen Wartungsaufwand. Doch seien die Kosten dafür noch lang nicht so hoch, wie die Energiekosten bei klassisch gebauten Gebäuden. "Die Wartungen sind relativ aufwendig. Aber die Kosten nivellieren sich dann natürlich durch die gesparte Energie", berichtet Alexandra Hofmann von der GAG. Das Gebäude braucht nur in der Nacht ein wenig Strom von außerhalb. Der größte Teil seines Bedarfes wird auf dem Dach produziert, dort ist auf mehr als 500 Quadratmetern eine Photvoltaikanlage installiert. Die produziert im Jahr knapp 64.000 Kilowattstunden Strom. Der wird größtenteils ins Stromnetz der Stadt Ludwigshafen eingespeist.
Umgang mit dem Passivhaus will gelernt sein
Für Mieterinnen und Mieter sei das Gebäude eine Umgewöhnung, sagt Hofmann. Schnell Lüften sei nicht so einfach. Besonders bei hohen Temperaturen sollten die Fenster geschlossen bleiben. Denn Wärme, die einmal im Gebäude ist, kommt durch die dicke Dämmung nur noch schwer raus. Auch die Temperatur ist nicht individuell regelbar, die Steuerung funktioniert zentral für das gesamte Haus. Im Sommer kühlt die geothermische Anlage die Räume.
Am Ende überwiegen für Alexandra Hofmann die positiven Seiten des Passivhausses: "Wenn man das Vertrauen in das Gebäude entwickelt hat, dann funktioniert es und zwar wunderbar."
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