Bei Notrufen zählt jede Minute. Die Leitstelle Ludwigshafen testet gerade Künstliche Intelligenz, um wertvolle Zeit zu sparen. Bei Fremdsprachen übernimmt zum Beispiel eine Computerstimme.
Wenn vor dem Einsatz der Künstlichen Intelligenz jemand auf dem Notruf anrief und zum Beispiel nur Spanisch sprach, kostete das wichtige Minuten. Das berichtet Manuel Fischer, Abteilungsleiter für den Integrierten Rettungsdienst. Die Disponenten, die die Notrufe in der Leitstelle entgegen nehmen, mussten bislang möglichst schnell einen Kollegen suchen, der übersetzen konnte. Das kostete Zeit und bedeutete viel Stress.
Künstliche Intelligenz übersetzt bei Notruf automatisch
Jetzt übernimmt Künstliche Intelligenz und zeigt den Disponenten die Übersetzung in 22 Sprachen sofort an, ähnlich wie bei Untertiteln von Filmen. Bei Bedarf könne man die Übersetzung sogar auf 42 Sprachen aufrüsten, so Fischer.
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Und die KI kann auch selbst sprechen: Der Disponent antwortet zuerst auf Deutsch und per Knopfdruck übersetzt dann eine Computerstimme für den Anrufer. Bisher machte die Leitstelle damit gute Erfahrungen, sagt Abteilungsleiter Fischer.
Neben dem Übersetzer sollen noch weitere Funktionen dazukommen: Die Künstliche Intelligenz soll den Disponenten etwa passende Fragen an die Anrufer vorschlagen. Außerdem soll sie berechnen, wo die Rettungskräfte suchen müssen, wenn jemand in den Rhein gefallen ist.
Fraunhofer-Institut koordiniert Pilotprojekt für Künstliche Intelligenz
Das KI-Pilotprojekt läuft seit Juni 2021, unterstützt unter anderem durch das Fraunhofer-Institut IESE in Kaiserslautern. Data-Scientist Pascal Gerber arbeitet dort gerade daran, dass die Künstliche Intelligenz auch möglichst zuverlässig arbeitet.
Wenn die KI etwa Fotos einer Unglücksstelle analysiert, soll sie mit einem Prozentwert angeben, wie wahrscheinlich die Angaben stimmen. Denn der Disponent in der Leitstelle muss wissen, wie sehr er sich auf die KI verlassen kann und ob er doch noch selbst weitere Nachforschungen zu einem Unglück anstellen muss.
Insgesamt werden derzeit rund 20 KI-Dienste entwickelt, sagt Gerber. Die Fertigstellung könne aber teils noch dauern - bei manchen Diensten ein Jahr oder länger.
Anrufe mit laut schreienden Menschen
Trotz Künstlicher Intelligenz - am Ende entscheidet immer der Mensch. Manuel Fischer ist sich sicher, dass das auch immer so bleiben wird.
Denn zum Beispiel kommen in der Leitstelle ab und zu Anrufe an, bei denen am anderen Ende der Leitung laut schreiende Menschen zu hören sind. Auf einer Karte können die Disponenten den Anruf von allen Handys bis auf einen Meter genau lokalisieren: Ein Freizeitpark in der Vorderpfalz.
Die Smartwatch eines Parkbesuchers hatte da wohl eigenständig den Notruf gewählt, als es steil bergab ging. Manuel Fischer sagt, er rufe dann wenige Minuten später bei den verdutzten Menschen an und stelle die Frage: "Welche Achterbahn sind sie gefahren?"