Der Stadtrat in Landau hat mit großer Mehrheit abgelehnt, dass Anwohner über die Umbennung von Straßen mit NS-Bezug entscheiden. Die CDU hatte einen entsprechenden Antrag gestellt.
Es ging bei der Diskussion im Rat darum, wie umstrittene Straßennamen geändert werden sollen: die Hindenburgstraße, die Kohl-Larsen- und die Hans-Stempel-Straße. Alle drei Namensgeber gelten als historisch belastet, weil sie Verbindungen zum Nationalsozialismus hatten. Die CDU wollte, dass die Anwohner darüber abstimmen dürfen, ob die Straßen einen neuen Namen bekommen oder ob die bestehenden Namen bleiben und die Straßenschilder dann erläuternde Hinweise bekommen.
Bürgerentscheid nach dem Vorbild Bad Dürkheim?
Vorbilder für diese Praxis gibt es inzwischen einige. Erst im Dezember hatte der Stadtrat in Bad Dürkheim beschlossen, dass drei Straßen, die in der Nachkriegszeit nach Nazi-Sympathisanten und Antisemiten benannt wurden, Zusatzschilder bekommen. In Landau wurde der Kardinal-Wetter-Platz mit einer Hinweistafel ausgestattet: Dem Namensgeber wurde in mehreren Fällen Fehlverhalten im Umgang mit sexuellem Missbrauch nachgewiesen.
Bürger haben schon vor Monaten Vorschläge gemacht
Der Umbenennungsprozess in Landau ist eigentlich schon weit vorangetrieben: Die Verwaltung und Oberbürgermeister Dominik Geißler (CDU) hatten bereits im vergangenen Jahr eine Umbenennung empfohlen. Über Wochen konnten Bürger Namensvorschläge einreichen.
Statt der Hindenburgstraße Harry-Potter-Fans fordern eine Winkelgasse für Landau
Wie umgehen mit belasteten Straßennamen? Die Diskussion wird in vielen Städten geführt. In Landau hat man sich zu einer Bürgerbeteiligung entschieden – mit skurrilen Folgen.
Mehr als 280 Ideen waren laut Verwaltung bis Mitte Oktober zusammengekommen, darunter ernst gemeinte und auch nicht ganz so ernst gemeinte. Unter anderem sprachen sich Harry Potter-Fans entsprechend der Buchvorlage für eine Winkelgasse in Landau aus. Jemand anderes wollte seinem Lieblingswein mit der "Silvaner-Straße" ein Denkmal setzen.
Aktuell werden die Namensvorschläge vom Stadtarchiv geprüft, das sich ebenfalls für eine Umbenennung der Straßen ausgesprochen hatte. Im kommenden April soll der Stadtrat über die Umbenennung entscheiden.
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