Bei Stellwerk Ludwigshafen der Deutschen Bahn fehlt Personal. Züge fallen aus oder werden umgeleitet, Menschen stehen stundenlang auf den Bahnsteigen. SWR-Studioleiter Hartmut Reitz war auch betroffen und kommentiert.
Es ist der Offenbarungseid unseres Öffentlichen Nahverkehrs, den wir gerade erleben, wenn wir rund um Ludwighafen mit dem Zug fahren. Züge verspäten sich oder fallen ganz aus. Aus einer Stunde Fahrtzeit werden bei einem verpassten Anschluss auch schonmal zwei Stunden. Jetzt fallen zusätzlich die Hälfte der Züge auf der Strecke Mannheim-Worms ganz aus und nicht nur da – wegen Personalproblemen im Stellwerk Ludwigshafen. Bis Mitte Juli!
Wer kann steigt wieder um aufs Auto
Die Menschen in den Zügen ertragen das, meist stoisch. Und wer kann, der kündigt sein Deutschland-Ticket und nimmt wieder das Auto. Der Frust ist groß und keine Rettung in Sicht. Nichts von dem, was uns mit dem sogenannten Rheinland-Pfalz-Takt versprochen wurde, wird in der Realität rund um Ludwigshafen eingelöst. Und der zuständige Zweckverband hat offenbar überhaupt kein Druckmittel, die Deutsche Bahn als Vertragspartner für den Regionalverkehr unter Druck zu setzen.
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Politik setzt Stärkung des Öffentlichen Nahverkehrs aufs Spiel
So wird das nichts mit der Stärkung des Öffentlichen Nahverkehrs. Die Bahn verspielt gerade den letzten Rest an Vertrauen. Und die Politik schaut zu. Liebe Mitglieder der Landesregierung in Mainz, setzen Sie sich doch mal in die S6 nach Ludwigshafen. Nur mal so. Reden sie mal mit denen, die auf den Zug angewiesen sind und mit Ihnen auf dem Bahnsteig stehen und warten und warten. Da ist viel Zeit zum Zuhören. Und wenn Sie dann denken: Schlimmer kann es nicht werden. Vorsicht! Mitte Juli beginnt die Sanierung der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt am Main. Dann wird der Verkehr über die Vorderpfalz und Rheinhessen umgeleitet, auch der Fernverkehr. Wenn das Stellwerk dann nicht wieder voll besetzt und handlungsfähig ist, dann ist das Chaos perfekt.
Dann vielleicht doch lieber im Dienstwagen sitzen bleiben. Muss ja nicht sein, sich mit der traurigen Realität auf den Bahnhöfen im Land abzugeben. Aber dann verschonen Sie uns Bahnfahrer bitte mit irgendwelchen Sonntagsreden über den ach so wichtigen Öffentlichen Nahverkehr. Er ist Ihnen doch ganz offensichtlich völlig egal.
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