Ein Faschingsumzug nach dem anderen ist in der Vorder- und Südpfalz abgesagt - wegen der hohen Sicherheitsauflagen. Übertrieben oder notwendig? Ein Kommentar von Birgit Baltes.
Traurige Zeiten für Pfälzer Narren: Erst Mannheim-Ludwigshafen, dann Frankenthal, Germersheim, Herxheim, Mutterstadt und nun zuletzt auch Maxdorf - um nur wenige Beispiele aus der langen Liste der Absagen in der Vorder- und Südpfalz zu nennen. Grund für diese Absagen sind die hohen Sicherheitsauflagen, die die Landesregierung für solche Veranstaltungen verhängt hat. Sie umfassen mittlerweile 24 Seiten gedrucktes Papier und können von den Karnevalsvereinen, die die Fastnachtsumzüge mit vielen engagierten Ehrenamtlichen organisieren, weder personell noch kostenmäßig gestemmt werden. Und den Verantwortlichen in den Kommunen, die für mögliche Zwischenfälle haften müssen, treiben diese Auflagen Schweißperlen auf die Stirn.
Auch Fastnachtsumzug in Maxdorf und Birkenheide fällt aus Pfalz: Immer mehr Karnevalsvereine sagen Fastnachtsumzüge ab
Immer mehr Karnevalsvereine in der Pfalz sagen ihre Fastnachtsumzüge ab. Nun fällt auch noch der gemeinsame Fastnachtsumzug von Maxdorf und Birkenheide aus.
Sicherheit ist wichtig, aber nicht um jeden Preis
Dass die Landesregierung nach Vorfällen wie den Terroranschlägen auf den Weihnachtsmärkten in Straßburg und am Berliner Breitscheidplatz 2018 oder der Amokfahrt in Trier 2021 auf eine konsequente Umsetzung von Sicherheitsauflagen bei Großveranstaltungen besteht, ist nachvollziehbar und auch wichtig. Aber hier schießt sie einfach über das Ziel hinaus. Denn sie leitet durch unerfüllbare Auflagen das Sterben der Straßenfastnacht und damit eines Brauchtums ein, das von Hunderten von Vereinen gepflegt wird. Ein Beispiel: In Frankenthal wären 20 Lastwagen zum Schutz des Umzuges erforderlich gewesen und nochmal doppelt so viele Fahrer. Hinzu kommt, dass pro Umzugswagen mindestens acht Personen mit Warnwesten erforderlich sind. Und neuerdings müssen nicht nur die Traktoren als Zugmaschinen, sondern auch die Anhänger TÜV-geprüft und für den Straßenverkehr zugelassen sein. Das führt dazu, dass viele Vereine die hohen Kosten und das benötigte Personal einfach nicht mehr stemmen können. Und selbst wenn sie das schaffen, wie beispielsweise in Maxdorf/Birkenheide, dann versucht die Verwaltung dem einen Riegel vorzuschieben, weil ihr das Ganze zu heikel wird.
Fastnachtsumzüge sind Höhepunkt der Kampagne
Das Ergebnis sind Absagen über Absagen. Leidtragende sind die ehrenamtlichen Karnevalisten, die sich nach zwei Jahren Corona-Lockdown monatelang auf die Straßenfastnacht als Höhepunkt und Abschluss der Kampagne vorbereitet und gefreut haben. Die Mitglieder, die in ihrer Freizeit fantasievolle Kostüme genäht und Umzugswagen gestaltet haben. Aber auch das Publikum, Familien mit Kindern und junge Leute, die sich in ihrer Stadt oder in ihrem Dorf auf die Straßenfastnacht freuten. Ich will hier mal den Vorsitzenden des Karnevalsvereins aus Ludwigshafen-Oppau zitieren: “Sicherheit ist immer ein Totschlagsargument.“ Als er von der Verschärfung erfahren habe, habe er sich gedacht: Macht es euch doch ganz einfach und schafft die Fastnacht gleich ganz ab.
Rückblick auf Feste und Umzüge Das war die Fastnacht in der Vorder-und Südpfalz
Tausende Schaulustige waren in diesem Jahr auch bei den Fastnachtsumzügen in der Vorder-und Südpfalz. Wir haben die Fotos!
Großveranstaltungsexpertin sagt: "Es wird wieder mehr Fastnachtsumzüge in der Pfalz geben"
Viele Fastnachtsumzüge und Großveranstaltungen in der Vorder- und Südpfalz wurden aufgrund der Sicherheitsauflagen abgesagt. Brigitte Rottberg, Fachfrau für solche Großveranstaltungen aus der Pfalz sagt: Die Organisatoren werden die Auflagen schätzen lernen.