Was tun mit ausgedienten Weihnachtsbäumen? Weit, weit weg schmeißen - so geschehen bei der WM im Weihnachtsbaumwerfen am Sonntag in Weidenthal im Kreis Bad Dürkheim.
Den ausgedienten Weihnachtsbaum einfach bei der Müllabfuhr abzugeben, ist den Weidenthalern zu langweilig. Stattdessen hieß es auch in diesem Jahr wieder: weit, weiter, am weitesten! Was als normales Knutfest nach skandinavischer Tradition mit Weihnachtsbaum-Verbrennen anfing, wurde nach ein paar Jahren zur sportlichen Weltmeisterschaft.
Am Sonntagmittag trafen sich Weihnachtsbaum-Athletinnen und -Athleten aus der ganzen Welt zum insgesamt 16. Mal auf dem Sportgelände des Fußball-Clubs in Weidenthal, um ihren Tannenbaum möglichst weit und hoch zu werfen und zu schleudern. Auch zahlreiche in der Vergangenheit gekürte Weltmeisterinnen und Weltmeister waren vor Ort.
Dreikampf und Rekorde
Traditionell gibt es drei Disziplinen: Weihnachtsbaum-Weitwurf, - Hochwurf und -Schleuderwurf. Am Ende werden die Werte addiert. Wer auf den größten Gesamtwert kommt, ist Gewinner, so die Regeln des FC Wacker Weidenthal.
Die diesjährigen Gewinner im Weihnachtsbaumwurf
In diesem Jahr waren das Frank Schwender aus Frankeneck (Kreis Bad Dürkheim) bei den Männern, die langjährige Titelverteidigerin Margret Klein-Raber aus Rehlingen (Saarland) bei den Frauen und Jonas Gumb aus Neuhofen (Rhein-Pfalz-Kreis) bei den Kindern.
Schwender warf seinen Weihnachtsbaum vier Meter hoch, 9,83 Meter weit und schleuderte ihn 7,60 Meter von sich. Das ergibt ein Gesamtergebnis von 21,43 Metern. Titelverteidiger Jürgen Weis aus Ürzig (Kreis Bernkastel-Wittlich) lag knapp dahinter - mit 20,91 Metern in der Gesamtwertung.
Margret Klein-Raber warf ihren Weihnachtsbaum 3,50 Meter hoch, 8,51 Meter weit und schleuderte ihn 4,94 Meter von sich - macht ein Gesamtergebnis von 16,95 Metern.
Nachwuchswerfer Jonas Gumb, noch nicht ganz 12 Jahre alt, warf seinen Weihnachtsbaum 2,75 Meter hoch, 4,60 Meter weit und schleuderte ihn 3,41 von sich - und erreichte damit 10,76 Meter in der Gesamtwertung.
Der Weltrekord wurde übrigens 2016 aufgestellt und liegt bei 25,01 Metern.
Tanne statt Speer Tipps vom Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul - So fliegt der Weihnachtsbaum im hohen Bogen
Ob Speer oder Tannenbaum - weit geworfen wird in Rheinland-Pfalz beides. Zur WM im Weihnachtsbaumwerfen in Weidenthal gibt Zehnkämpfer Niklas Kaul Tipps aus dem Speerwurf.
Wurf-Tannenbäume sind Ladenhüter oder mussten sowieso weg
Für den Wettbewerb werden übrigens keine Tannenbäume verwendet, die schon geschmückt in Wohnzimmern standen. Geworfen werden Bäume, die beim Weihnachtsbaumverkauf der Gemeinde nicht verkauft wurden oder Bäume, die sowieso abgeholzt werden sollten, um Platz für Neupflanzungen zu machen, heißt es von den Veranstaltern.
Das heißt, es werden keine Bäume verschwendet - sie würden sowieso geschlagen und finden auf diese Weise sogar noch eine Verwendung statt einfach nur im Schredder zu landen.
Wunsch der Weidenthaler: Weihnachtsbaumwerfen bei Olympia
Die Idee für die Weihnachtsbaum-Weitwurf-WM sei durch die bekannte Werbung eines schwedischen Möbelhauses inspiriert gewesen - und zwar eines Abends am Stammtisch, erzählt Christopher Milloth vom Fußball Club Wacker Weidenthal, der das Knutfest auch organisiert.
WM im Weihnachtsbaumwerfen: Sogar ein Teilnehmer aus Singapur
Olympische Ausmaße, wie die Stammtischler damals im angeheiterten Zustand angenommen hatten, hat der Weidenthaler Wettbewerb zwar noch nicht angenommen. "Wir sind aber auch ganz zufrieden damit, wie weit es jetzt ist", erzählt Miloth dem SWR lachend.
Die besondere WM zieht jedes Jahr zahlreiche Besucher in die pfälzische Provinz. In diesem Jahr war sogar ein Teilnehmer aus Singapur angereist.
Jeder hat seine eigene Technik
Laut Milloth hat beim Weihnachtsbaumwerfen jeder seine ganze eigene Technik: "Die einen machen's eher wie beim Speerwerfen über die Schulter, andere werfen eher von unten raus". Er rät, es am besten vorher einfach mal auszuprobieren.
Auf die Frage, wo man das Spektakel denn am besten trainieren sollte, hat der Organisator aber auch keine richtige Antwort: "Ich sag' immer im Wohnzimmer, aber da herrscht halt Glasbruchgefahr".
Wer nicht trainieren kann, der darf dopen. Denn: Doping mit Glühwein ist beim Knutfest in Weidenthal nicht nur erlaubt, sondern auch erwünscht. Wer seinen eigenen Weihnachtsbaum zur traditionellen Verbrennung mitbringt, der bekommt traditionell einen Glühwein "fer umme".