Zu wenig Bafög, die Eltern können nichts beisteuern und für einen Nebenjob fehlt die Zeit – viele Studierende nehmen dann einen Kredit bei der staatlichen KfW auf. Und verschulden sich zu hohen Zinssätzen.
Bis zu 650 Euro gibt es von der Förderbank KfW im Monat als Darlehen für das Studium, für viele Studierende die einzige Möglichkeit das Studium zu finanzieren. Der Kredit lässt sich ganz einfach online beantragen, die Auszahlung kann flexibel erfolgen und auch die Rückzahlung kann je nach Wunsch angepasst werden.
Für viele Studierende war das ein Argument einen Studienkredit bei der staatlichen KfW aufzunehmen. Die Zinsen bewegten sich bei drei bis vier Prozent, während der Corona-Pandemie sogar bei null Prozent. Doch jetzt sind die Zinsen rapide gestiegen. Diese werden nämlich an den europäischen Zinssatz angepasst, plus einem Risikozuschlag sind das inzwischen 9,01 Prozent.
Studierendenwerk Landau hilft Studierenden aus der Schuldenfalle
Inzwischen warnen die Studierendenwerke vor der Aufnahme eines solche Kredites. Unter anderem das Studierendenwerk in Landau. So sagt Thomas Mosthaf: "Ein KfW-Kredit mit 9,01 Prozent Zinsen ist für uns tatsächlich ein sozialpolitischer Skandal. Das können Sie als Studierender überhaupt nicht bedienen."
Vor allem in der Finanzberatung merkt das Studierendenwerk den Effekt. "Jedes zweite Beratungsgespräch bei uns hier im Studierendenwerk dreht sich um die Frage, wie werde ich den KfW Kredit wieder los", erzählt Mosthaf. Es gebe viele Möglichkeiten zur Umschuldung - vom Job bis zu Organisationen, die günstige Darlehen oder Nothilfefonds haben. Wichtig sei, zu verhindern, dass Studierende einen KfW-Kredit aufnehmen.
Die KfW verteidigt hingegen die hohen Zinsen. Die Erhöhung der Zinsen sei eine Anpassung an den Markt. Auf SWR-Anfrage schreibt die Bank: "Wir betonen, dass die KfW mit diesem Kreditangebot zur Finanzierung der Lebenshaltungskosten von Studierenden kein Geld verdient, sondern wir lediglich unsere Kosten (inkl. der Risikokosten) abdecken." Es sei ein freiwilliges Zusatzangebot der Bank, das staatlich nicht gefördert werde.
Insgesamt haben derzeit etwa 10.000 Menschen mit Erstwohnsitz in Rheinland-Pfalz einen Studienkredit bei der KfW.
Eine von Ihnen ist Luzia Uhlenbrok. Sie studiert derzeit Lehramt im Master in Landau. Zu Beginn Ihres Studiums hatte sie durch den umfangreichen Vorlesungsplan keine Zeit für einen Nebenjob. Ihre Eltern, beide keine Akademiker, konnten ihr nicht genug Geld zuschießen. Und sie wollte diese auch nicht zu sehr belasten.
Inzwischen zahlt die 25-jährige 102 Euro im Monat, allein an Zinsen: "Ich mach mir schon Gedanken darum, weil ich noch keinen festen Job habe und jetzt schon verschuldet bin. Ich bin zwar nicht wahnsinnig hoch verschuldet, immer noch so, dass man das in fünf bis zehn Jahren abbezahlen kann, aber dennoch ist das irgendwie so ein bisschen ein Päckchen, das man mit sich rumträgt.“
Kaum Hürden: Kredit kann ganz leicht online beantragt werden
Selbstverständlich habe sie sich zur Finanzierung beraten lassen. Damals sei der Kredit der KfW eine sinnvolle Ergänzung zum Bafög gewesen, mit diesen Zinssteigerungen hat damals niemand gerechnet. Insgesamt beläuft sich ihr Kredit auf etwa 14.000 Euro. Inzwischen finanziert sie sich durch einen Job, aber die Zinsen kann sie nicht zusätzlich aufbringen - folglich wachsen auch ihren Schulden weiter.
Inzwischen ist nicht einmal mehr eine Beratung der Bank für den Kredit notwendig. "Jetzt innerhalb von 10 Minuten Deinen KfW-Studienkredit online beantragen und bis zu 650€ monatlich sichern. Ganz ohne Papierkram." So wirbt ein Unternehmen im Internet, das die Kredite im Auftrag der KfW vermittelt.
Studierendenwerke fordern Politik zum Handeln auf
Diese geringe Hürde kritisiert Mosthaf scharf: "Wenn sie diesen Betrag als junger Mensch ohne Beratung abschließen, den können Sie gar nicht richtig verstehen. Für mich ist das unverantwortlich, junge Menschen einen solchen Vertrag online abschließen zu lassen und dann neun Prozent Zinsen zu verlangen."
Generell brauche es jetzt ein Handeln der Politik. Unter anderem fordern Studierendenwerke eine Deckelung der Zinsen, die Mehrkosten müsse der Staat tragen. Abgesehen davon raten diese, auf jeden Fall die kostenlose Beratung der Studierendenwerke in Anspruch zu nehmen, bevor junge Menschen einen solch finanziell belastenden Vertrag abschließen.