Der Ortsvorsteher von Ludwigshafen-Nord, Osman Gürsoy (SPD), fordert beim Thema Müll ein Umdenken bei der Stadtverwaltung. lllegale Müllkippen seien seit Jahren an der Tagesordnung.
Es brauche endlich mehr Kontrollen und Strafen, sagt Osman Gürsoy. Wenn er abends durch "sein" Ludwigshafener Stadtgebiet Hemshof laufe, beobachte er regelmäßig Leute, die ihren Müll einfach am Straßenrand abladen, erzählt der Ortsvorsteher von Ludwigshafen-Nord.
Ein Anwohner hat im vergangenen Sommer und Herbst auf Fotos dokumentiert, wie es in seinem Wohnviertel aussieht.
"Best of" aus dem Jahr 2023
Gürsoy: Mülltouristen nutzen den Hemshof als Müllkippe
Der 34-Jährige Ortsvorsteher wohnt selbst mit seiner Familie im Hemshof. Der nördliche Stadtteil gilt in Ludwigshafen als eine Art Müll-Hochburg. Gürsoy berichtet, oft seien es gar keine "Hemshöfer", sondern "Mülltouristen" von außerhalb, die hier ihren Dreck abladen. Sie kämen nicht nur aus benachbarten Stadtteilen wie Ludwigshafen-Friesenheim, sondern sogar aus Mannheim und Frankenthal.
Neulich habe er eine Frau dabei erwischt, wie sie ihre alte Matratze loswerden wollte. Als er drohte sie anzuzeigen, habe sie entgegnet: Sie fahre doch nicht extra zum Wertstoffhof, wenn der Müll im Hemshof eh abgeholt wird.
Täglich wird Müll weggeräumt – trotzdem ist es dreckig
Und genau das scheint eines der Probleme zu sein, glaubt Ortsvorsteher Gürsoy. Die Müllsünder wüssten ganz genau, dass im Hemshof ohnehin alles weggeräumt wird und ihnen meist kein Ärger droht. Teams der Straßenreinigung sind inzwischen täglich mit ihren Kehrwagen im Stadtteil unterwegs, um Straßenecken und Grünflächen vom Abfall zu befreien: von alten Kühlschränke und Elektrogeräten, von Sperrmüll und Autoreifen, von Hausmüll und gelben Säcken. Die Liste ist lang. Auch der Frust bei den Straßenreinigern ist groß. Sie berichten, dass, sobald sie an einem Müll-Hotspot sauber gemacht hätten, dort am nächsten Tag bereits der nächste Müllhaufen lagert.
Ortsvorsteher: "Es muss wehtun und das spricht sich rum"
Ortsvorsteher Gürsoy zeigt Müllsünder auch an, wenn er welche auf frischer Tat ertappt, berichtet er. Und er ist überzeugt, dass sich diese Leute nur durch Anzeigen und Bußgelder abschrecken lassen. Denn sowas spreche sich herum. Die Kehrseite: Gürsoy wird dafür teilweise auch bedroht. Einschüchtern lasse er sich aber nicht, sagt der SPD-Mann. Andererseits sei es auch nicht seine Aufgabe, das zu kontrollieren. Dafür gebe es ja eigentlich die sogenannten Müllsheriffs.
Das sind Mitarbeitende des Abfallvollzugsdienstes, die die Stadtverwaltung eingesetzt hat, um die zunehmenden illegalen Müllablagerungen zu bekämpfen. Die Müllsheriffs sind in zivil unterwegs und erteilen auch Bußgelder, wenn sie einen Müllsünder erwischen. Aktuell gibt es sechs Abfallvollzugsmitarbeiter, die für die ganze Stadt zuständig sind. Zwei Stellen sind noch unbesetzt. Das reiche nicht aus, meint Gürsoy. Er fordert deutlich mehr Unterstützung für die Müll-Kontrolleure, notfalls müssten auch Mitarbeiter aus anderen städtischen Bereichen mithelfen.
Starttermin für Videoüberwachung verschiebt sich erneut
Die Stadtverwaltung hat viel versucht, um dem Müllproblem zu begegnen: Etwa Aufklärungskampagnen an Schulen gestartet und Flugblätter in mehreren Sprachen verteilt. Auch eine mobile Videoüberwachung ist geplant und wurde schon mehrfach angekündigt. Sie soll aus einem Auto mit Überwachungskamera bestehen, das an vier festen Standorten, den Müll-Hotspots in der Stadt, aufgestellt wird.
Laut Stadtverwaltung gibt es allerdings noch keinen konkreten Starttermin. Grund seien technische Probleme, die auch mit Sicherheitsvorschriften zu tun hätten. Es seien bereits erste Testläufe durchgeführt worden, die aber "nicht vollständig zufriedenstellend" gewesen seien, so ein Sprecher.
Zudem wartet die Stadt noch auf eine endgültige Freigabe durch den Landesdatenschutz. Ursprünglich war der Einsatz der Videoüberwachung schon für letztes Jahr geplant.
Stadt weist Kritik zurück: Müllablagerungen seien rückläufig
Die Kritik des Ortsvorstehers weist die Stadtverwaltung zurück und verweist auf aktuelle Zahlen aus dem Jahr 2023. Demnach ist der Stadtteil Nord/Hemshof zwar weiterhin derjenige mit den meisten Müllablagerungen. Diese seien jedoch weniger geworden, so gab es 2023 demnach 300 Fälle weniger als im Jahr 2021.
Der Hemshofer Gürsoy kennt die Zahlen, bleibt aber bei seinem Anliegen. Und ist skeptisch, ob durch Videoüberwachung tatsächlich Müllsünder erwischt werden können. Schließlich stehe das Überwachungsauto ein halbes Jahr lang an derselben Stelle und das mit Hinweisschildern, die auf die Kameraüberwachung aufmerksam machen. Er befürchtet, dass sich das Müllproblem dadurch nur an die nächste Straßenecke verlagern wird.
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