Auch das Jahr 2023 wird ohne größere Veränderungen am Grab von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl in Speyer zu Ende gehen. Wo genau das Problem liegt, ist unklar: Keine der beteiligten Parteien nennt Einzelheiten.
Mehr als sechs Jahre ist es nun her, dass der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl (1930-2017) gestorben ist und in Speyer begraben wurde. Wirklich Ruhe ist an seiner letzten Ruhestätte aber nie eingekehrt. Aus Sicht der Stadt befindet sich das Grab nach wie vor in einem provisorischen Zustand. Deswegen hat sie Maike Kohl-Richter, die Witwe von Helmut Kohl, aufgefordert, das Grab endlich fertigzustellen.
Kamera ist weg, Zaun steht noch
Die Stadt stört sich insbesondere am Metallzaun, der das Grab umgibt. Aufgestellt worden war er seinerzeit, um Vandalismus vorzubeugen. Da dergleichen aber nie passiert ist, ist der Zaun auch nicht mehr notwendig, meint die Stadt. Eine Kamera, die aus demselben Grund in einem Baum über dem Grab hing, hatte sie im vergangenen Jahr kurzerhand abmontiert und nach Oggersheim zur Witwe geschickt. Warum sie nicht auch den Zaun einfach selbst abbaut, ist unklar. Überhaupt fallen die Antworten der Stadt beim Kohl-Grab etwas einsilbig aus. Wenn es dagegen um die Satzung auf dem städtischen Friedhof geht, ist die Verwaltung schnell bei Fuß, ist von Speyerer Bestattern zu hören: Läuft die Frist eines Grabes aus, werden den Angehörigen zwei Briefe geschickt. Kommt binnen drei Monaten keine Antwort, gibt es den dritten Brief. Der enthält dann die Rechnung für die Grabauflösung.
Warum die Stadt beim Kohl-Grab, das ebenfalls in ihrer Verantwortung liegt, so eine Engelsgeduld an den Tag legt, wird aus den kurzen Antworten nicht wirklich klar. Man stünde in einem guten Kontakt mit dem Anwalt von Frau Kohl-Richter und sei an einer einvernehmlichen Lösung interessiert.
Kohls Grab in Speyer: Was will die Witwe?
Sie ist die große Unbekannte in der Diskussion um Kohls Grab: Maike Kohl-Richter. Das Grab ihres Mannes liegt auf dem Domkapitel-Friedhof. Die Nutzungsrechte hat das Bistum Speyer an die Stadt übertragen. Dennoch verfolgt es die Diskussion um das Grab und ist laut Stadt auch in die Gespräche eingebunden. "Der Ball liegt im Feld der Witwe", so eine Sprecherin des Bistums: "Solange sie sich nicht entscheidet, was sie will, könnten wir auch gar nichts machen."
Sowohl Stadt als auch Bistum gehen also davon aus, dass Maike Kohl-Richter es eigentlich nicht bei Holzkreuz und Sandstein belassen will. Nur weiß sie möglicherweise selbst noch nicht, wie das Grab ihres Mannes am Ende aussehen soll. Das würde zumindest erklären, warum es bei einem der prominentesten Gräber in Speyer etwas länger dauert. Dem SWR schrieb Maike Kohl-Richter vor fast zwei Jahren freundlich aber bestimmt, sie wolle sich momentan nicht äußern. Die Zeit sei noch nicht reif. Auf eine erneute Anfrage in der Woche vor Weihnachten hat sie sich bislang nicht zurückgemeldet.