Mit der Energiekrise sind nicht das Heizen mit Gas und Erdöl extrem teuer geworden, sondern auch das mit Holzpellets. Nun geben Pfälzer Pellet-Händler Entwarnung.
Gustav Aldolf Kühner, Geschäftsführer der Firma Spanservice und Holzlogistik, einer der wenigen regionalen Holzbrennstoffhändler in Annweiler im Kreis Südliche Weinstraße, kann aufatmen. Die Lager seien wieder gut mit Pellets gefüllt und die Preise für Holzpellets um 35 bis 40 Prozent gesunken. Pellets kosten bei ihm jetzt zwischen rund 440 Euro pro Tonne, bzw. 480 Euro, wenn sie aus der Region stammen und zusätzlich nach Standards des Deutschen Energieholz- und Pelletverbands (DEVP) zertifiziert sind.
Vor drei Monaten sah das noch ganz anders aus. Da lagen die Preise noch bei 650 Euro pro Tonne und mehr. Und vor allem, die Lager waren leer und keine Pellets mehr zu haben. "Wir hatten da den Toilettenpapiereffekt im Pelletbereich", so Firmenchef Kühner. Das heißt, die Verbraucher hätten Pellets auf Vorrat gehamstert wie einst Toilettenpapier während der Corona-Pandemie.
Annweiler: Pellets so gefragt wie Toilettenpapier während Corona
Im vergangenen Spätjahr sei die Nachfrage nach Holzpellets zum Heizen im Zuge des Ukraine-Krieges und der Energiekrise extrem gestiegen, so Kühner, der seinen Familienbetrieb in Annweiler in dritter Generation betreibt. Die Pellet-Preise seien vor allem durch Spekulanten in die Höhe getrieben worden - teils auch durch Falschinformationen. "Das war Panikmache," so der Firmenchef.
Großhändler hätten auch Ware zurückgehalten und gehortet, auch weil sie mit einer Explosion der Energiepreise und damit der Herstellungskosten für Pellets rechneten. Mit fatalen Folgen: Sein Lager sei fast leer gewesen. Er habe deshalb die Mengen im Verkauf gedeckelt, um möglichst viele Kunden bedienen zu können, darunter auch öffentliche Einrichtungen wie Kindertagesstätten. Dennoch sei er gezwungen gewesen, viele Neukunden abzuweisen, die ihre Öl- oder Gasheizungen im vergangenen Jahr auf Pellets umgestellt hätten.
Gründstadt: Pelletmarkt jetzt entspannt, Preise im Sinkflug
"Die Lage ist jetzt sehr entspannt", sagt auch Siegrid Wagner, die gemeinsam mit ihrem Mann im Entsorgungsfachbetrieb Wagner in Grünstadt (Kreis Bad Dürkheim) auch Pellets verkauft. Die Preise für Pellets aus regionaler Herstellung seien deutlich im Fallen. Aber das Preisniveau vor der Energiekrise werde wohl nicht mehr erreicht.
Die Firma Wagner bezieht ihre Pellets aus einem Sägewerk im hessischen Lauterbach. Engpässe bei der Lieferung habe es im vergangenen Jahr auch gegeben, weil es in zwei Sägewerken, darunter Lauterbach, gebrannt habe, so die Firmenchefin. Die Nachfrage nach Pellets sei allgemein gestiegen, weil viele Privatleute, aber auch öffentliche Einrichtungen auf Pelletheizungen umgestellt hätten. Aber: "Im Moment bekommen wir das alles so bewältigt." Siegfrid Wagner glaubt auch nicht, dass Pellets künftig Mangelware sein werden.
Lieferengpässe überwunden - Verbraucher sparen jetzt
Inzwischen sei die "Hängepartie" überwunden, so Kühner aus Annweiler. Die Nachfrage nach Pellets sei deutlich zurückgegangen, auch dank des verhältnismäßig milden Winters. Auch die Energiepreise und die Preise für Holz seien nicht so stark gestiegen, wie zunächst von den Pelletherstellern und Händlern befürchtet.
"Für Privathaushalte, die keine Pellets horten konnten, hat das jetzt auch etwas Gutes. Sie können jetzt deutlich günstiger einkaufen", so der Südpfälzer, der auf regionale Rohstoffe und Vermarktung setzt.
Handwerk ist das "Nadelöhr" bei neuen Pelletheizungen
Eine bundesweite Entspannung auf dem Pelletmarkt bestätigt auch die Sprecherin des Deutschen Energieholz und Pellet-Verbands (DEVP), Katharina Sievers. Die Preise für Pellets würden voraussichtlich weiter sinken, allerdings nicht auf das Niveau von 2021. Gleichzeitig sei das Interesse an klimafreundlichen Heizlösungen hoch. Die Hersteller von Pelletöfen und -Heizkesseln begegneten dem seit einigen Jahren mit größeren Fertigungs- und Lagerkapazitäten. "So konnten auch Lieferengpässe bei einigen Bauteilen im Vergleich zu anderen Branchen recht gut aufgefangen werden", so Sievers.
Das Nadelöhr sei aber das Handwerk, das seit Jahren Nachwuchssorgen habe. Zudem sei nicht jeder Installateur in der Lage, mit erneuerbaren Energien betriebene Heizungen einzubauen. Der DEVP biete deshalb auch Schulungen für Holz- und Pelletheiztechnik.