Vor drei Wochen hat ein Gefangener im Gefängnis in Frankenthal einen Justizvollzugsbeamten niedergestochen und schwer verletzt. Offenbar wollte der Gefangene wohl ausbrechen.
Der 22-jährige Straftäter hatte dem Justizbeamten am 27. September abends mit einem spitzen Gegenstand in seiner Zelle in den Hals gestochen und ihm danach den Schlüsselbund entrissen. Bei dem Gerangel wurde auch ein zweiter Beamter verletzt. Anschließend habe der Häftling versucht, zu fliehen. Der Häftling war nach dem Vorfall in der Anstalt gefasst und zurück in seine Zelle gebracht worden. Kurz danach war er in eine andere Justizvollzugsanstalt verlegt worden. Offenbar wollte der Mann aus dem Gefängnis fliehen.
Angegriffener Justizbeamte musste notoperiert werden
Jetzt gab die Staatsanwaltschaft neue Details zu dem Fall bekannt: Der Mann soll zunächst einen Beamten mit einem Trick in seine Gefängniszelle gelockt haben: Seine Toilette sei verstopft, hatte der Mann behauptet. Dann stieß er dem Mitarbeiter einen "Alltagsgegenstand" in den Hals, den er zuvor zu einer Waffe umgearbeitet hatte, sagte Oberstaatsanwalt Hubert Ströber. Was es für ein Alltagsgegenstand war und was er damit gemacht hat, dass daraus eine spitze Waffe wurde, wollte die Staatsanwaltschaft nicht verraten.
JVA-Chefin: "Es gab viel, viel Blut"
"Es gab viel, viel Blut", hatte Anstaltsleiterin Gundi Bäßler dem SWR nach dem Angriff auf den Beamten gesagt. Die Attacke mache alle in der JVA Frankenthal betroffen – sowohl die 250 Beschäftigten als auch die Gefangenen. Der Tatverdächtige sei schon vorher aufgefallen. Auf welche Art und Weise, sagte die Leiterin der JVA nicht.
Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung
Bereits kurz nach der Tat hatte der stellvertretende Leitende Oberstaatsanwalt, Kai Hempelmann, dem SWR gesagt, dass der spitze Gegenstand, den der Gefangene benutzte, kein Messer war. Gegen den Angreifer wird unterdessen wegen versuchten Mordes ermittelt.
Gewerkschaft Justizvollzug entsetzt - Forderung nach mehr Schutz
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Justizvollzug Rheinland-Pfalz (BSBD), Winfried Conrad, zeigte sich Ende September von dem Vorfall geschockt. Der Gefangene, ein Syrer, habe ohne Vorwarnung zugestochen. Der erfahrene Kollege habe großes Glück gehabt, dass er noch lebe. Die Gewerkschaft habe schon seit längerer Zeit die Zunahme der Übergriffe auf Kolleginnen und Kollegen im rheinland-pfälzischen Justizvollzug festgestellt, so Conrad. Immer mehr psychisch auffällige Inhaftierte füllten die Hafträume, die Forderung nach mehr Schutz der Bediensteten sei von den politisch Verantwortlichen überwiegend abgelehnt worden, hieß es.
Immer mehr Gewaltbereitschaft in Gefängnissen
Nach Einschätzung von Conrad bestätigt dieser Vorfall einen bundesweiten Trend: Viele Gefangene seien extrem gewaltbereit und psychisch auffällig. Es mache sich unter den Justizbeamten das Gefühl breit, dass sie von der Politik mit dem Problem allein gelassen werden.
Nach Gewerkschaftsangaben arbeiten in den zehn Justizvollzugsanstalten in Rheinland-Pfalz mehr als 2.100 Männer und Frauen im Schichtdienst.
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