Am Mittwoch ist das Festival des deutschen Films auf der Parkinsel in Ludwigshafen gestartet. Wir haben mit Festivalchef Michael Kötz über Highlights, Stars und Schnapsideen gesprochen und warum Kino-Komödien gerade jetzt wichtig sind.
SWR Aktuell: Was macht denn das Filmfestival in Ludwigshafen in diesem Jahr so besonders?
Michael Kötz: Ich hoffe dasselbe, was es in jedem Jahr so besonders macht - die Atmosphäre, die wir hier auf der Parkinsel haben mit dem Rhein und den Schiffen, die vorbeifahren. Und natürlich ist es der rote Teppich mit den Stars, die kommen. Es gibt ja kaum noch Stars in Deutschland, die nicht schon bei uns waren. In diesem Jahr wird das Festival auch für die Menschen, glaube ich, eine schöne Pause in diesen stressigen Zeiten, um mal wieder etwas für die Seele, fürs Gemüt zu tun, auch unter Menschen zu kommen und über Filme zu sprechen. Man kann auf der Parkinsel auch die Stars, die kommen, ja durchaus ansprechen. Es gibt keine künstlichen Grenzen oder Schranken, es ist alles etwas unkompliziert. Ich glaube, das ist eigentlich das, was die Attraktion ausmacht!
SWR Aktuell: Was ist der Eröffnungsfilm und auf wen freuen Sie sich besonders?
Kötz: Wir eröffnen mit der Komödie "Sayonara Loreley". Das passt in diesen Zeiten. Denn es ist eine Komödie mit ziemlich hintergründigem Witz, bisschen anarchisch, und es ist aus unserer Region. Katharina Marie Schubert und Victoria Trauttmansdorff spielen Mutter und Tochter in diesem Film. Ich glaube, dass es ein schöner Auftakt wird für ein Programm, das aus unglaublich vielen Stars in diesem Jahr und tollen Filmen besteht. Wir haben ziemlich viele Komödien dabei. Vielleicht auch kein Wunder, weil es eben gerade doch ziemlich ernst im echten Leben ist. Da freut man sich auch mal, wenn man lachen kann, wobei Komödien immer auch einen ernsten Touch haben, sonst würde es nicht wirklich lustig. Es ist ein tolles Programm. Und wir haben tolle Stars. Regisseur Volker Schlöndorff zum Beispiel hat seinen ersten Dokumentarfilm gedreht. Ich freue mich sehr, dass er kommt. Am Ende kommt Ulrich Tukur, Iris Berben ist auch da. Viele aus der Branche freuen sich schon sehr auf das Festival. Viele sind schon hier gewesen und wissen, das Besondere ist hier eben auch, dass man mit dem Publikum auf eine Weise ins Gespräch kommt, wie das sonst so intensiv nicht richtig möglich ist oder nur ganz selten. Es ist ein Markenzeichen des Festivals geworden, dass man Stars auch fast "anfassen" kann, dass man sie befragen kann und dass es da keine künstlichen Schranken gibt!
Festival ist gestartet Festival des deutschen Films: Welche Stars kommen auf die Parkinsel?
Das 18. Festival des deutschen Films auf der Parkinsel in Ludwigshafen erwartet wieder Stars und Sternchen des deutschen Kinos. Wer hat sich neben Schauspielerin Iris Berben noch angekündigt?
SWR Aktuell: Jetzt kostet ein solches Festival viel Geld. Sie haben einen Etat von zwei Millionen Euro, davon müssen sie 80 Prozent selbst erwirtschaften. Trotzdem soll das Festival nicht noch weiterwachsen und noch mehr Zuschauern bekommen. Warum?
Kötz: Weil man sich ein bisschen besinnen muss auf das, was wesentlich, was wirklich wichtig ist, anstatt immer nur weiter zu wachsen. In unserem Fall heißt das: Wir brauchen eine gewisse Menge an Zuschauern. Es ist das Markenzeichen geworden, dass man hier vor 1.000 Menschen in einem Zelt-Kino seine Filmpremiere feiert. Wenn wir rund 100.000 Menschen hier haben - und wir hatten 2019 vor der Pandemie 120.000 - dann ist das ausreichend, um uns knapp zu finanzieren. Denn eine Besonderheit des Festivals besteht eben auch darin, dass wir uns zu 80 Prozent quasi selbst ernähren müssen – also mit verkauften Tickets und durch die Bewirtungseinnahmen. Wir bekommen nur 20 Prozent an Förderung - acht Prozent von der öffentlichen Hand, zwölf Prozent von Sponsoren. Den Rest müssen wir selber erwirtschaften. Und trotzdem wollen wir ein Programm zeigen, das auch schwierige Filme umfasst, Filme, in die nicht so viele Leute gehen. Das ist ein Spagat!
SWR Aktuell: Das Festival wird 18 Jahre alt, also volljährig – gibt es denn eine Neuerung, etwas, was in den bisherigen Jahren nicht dabei war?
Kötz: Eigentlich nicht. Selbst die Stars, die kommen, sind schon oft hier gewesen. Es ist eigentlich so eine Art cineastisches Familientreffen mit großer Beteiligung der Menschen aus der Region und den Städten – von denen ich weiß, dass sie sich sehr darauf freuen. Wir haben auch einen sprunghaften Anstieg im Vorverkauf an Tickets. Die Menschen warten darauf, dass es endlich wieder losgeht!
SWR Aktuell: Kurzer Rückblick: Was war denn der größte Erfolg für Sie in den 18 Jahren?
Kötz: Das Wichtigste war eigentlich, zu erleben, dass aus dieser "Schnapsidee", auf die keiner einen Cent gegeben hat in den Anfängen, etwas entstand. Wer würde nach Ludwigshafen fahren auf ein Filmfestival? Es hat ja keiner geglaubt, dass das was werden würde. Und dass wir dann jedes Jahr größer wurden und gewachsen sind, also im Ansehen der Menschen, aber auch in der Branche, dass das Festival immer wichtiger wurde und die Menschen immer lieber hierher kamen, dass wir Fans haben - dieses Wachstum zu sehen, ist eigentlich das Schönste in den 18 Jahren.
SWR Aktuell: Es gab immer wieder Diskussionen mit Anwohnern oder Naturschützern. Es ging um die Parkplatzsituation, Lärm, aber auch den Vorwurf, dass Umweltschutzauflagen verletzt worden seien. Nervt Sie das?
Kötz: Das würde ich jetzt nicht verhehlen. Es ist schon so, dass die Diskussion von einer Handvoll Anwohner geführt wird, die sich, glaube ich, einfach nur gestört fühlen, dass so viele Menschen vorbeikommen. Das ist schon ein bisschen disproportional, sage ich mal, und steht in einem ganz schlechten Verhältnis zur Bedeutung und Beliebtheit. Außerdem haben wir uns krumm gelegt in diesem Jahr. Wir haben viel Geld in die Hand genommen, viel Aufwand getrieben, um die Abstände zu den Bäumen einzuhalten, die Wurzeln nicht zu beschädigen, den Boden wieder aufzulockern. Die Parksituation ist gelöst, eine Ruhestörung gibt es auch nicht, weil wir uns sehr einschränken. Wir hören früher mit den Filmvorstellungen auf und vieles mehr. Also ich sag mal: Wer jetzt noch meckert, der will das Ganze eigentlich überhaupt nicht und hat gar kein Interesse an irgendwelchen Kompromissen.