Die deutsch-ukrainische Filmemacherin Sofia Samoylova aus Ludwigshafen reist regelmäßig in die Ukraine, um ihre Großeltern zu besuchen. Was fühlt sie am zweiten Kriegs-Jahrestag?
Der 34-jährigen Filmemacherin Sofia Samoylova aus Ludwigshafen geht es wie vielen anderen Menschen. Nach zwei Jahren hat man sich irgendwie an den Krieg in der Ukraine und die schrecklichen Bilder und Nachrichten gewöhnt. Sofia sagt: "Ich habe das Gefühl, das gehört so zum Leben, dass ich schon ganz vergessen habe, wie es ohne Krieg ist."
Sorge um die Großeltern in der Ukraine
Aber die junge Filmemacherin Sofia Samoylova beobachtet die Ukraine nicht nur aus der Ferne. Regelmäßig reist sie trotz des Kriegs mit dem Bus in den Osten ihrer alten Heimat, denn dort wohnen ihre Großeltern, die 89 und 90 Jahre alt sind. "Ich habe definitiv Angst um meine Großeltern. Aber: Je länger nichts passiert, desto sicherer fühlt man sich, obwohl – es ist keine Garantie da, dass nichts passiert."
Filmemacherin war bei Anschlag auf Bahnhof in Lwiw
Zu Beginn des Krieges vor zwei Jahren war die 34-jährige mehrmals in der Ukraine, um Hilfsgüter aus der Pfalz dorthin zu bringen. Und da war sie in der Stadt Lwiw als es einen Anschlag auf den dortigen Bahnhof gab. "Das war auch sehr schockierend, weil das habe ich gar nicht erwartet. Weil Lwiw ist ja schon sehr weit im Westen."
In der Ukraine und in Deutschland aufgewachsen
Sofia Samoylova ist Fotografin und Filmemacherin. Sie ist in der Ukraine aufgewachsen, kam mit zehn Jahren nach Deutschland. Bereits im Jahr 2015 war sie für einen Dokumentarfilm im Osten der Ukraine unterwegs, als dort schon Bürgerkrieg herrschte. Und sie brachte schon damals bedrückende Videos und Bilder vom Alltag an der Front mit.
2022 hat sie dann einen weiteren Dokumentarfilm gedreht über eine geflüchtete ukrainische Familie und ihr neues Zuhause in Bayern. Titel: Die neue Welt seit heute morgen.
Fotos aus dem Alltag der Großeltern im Osten der Ukraine
Als Sofia Samoylova zuletzt bei ihren Großeltern war, hat sie Fotos von deren Alltag gemacht, aus "einem Bauchgefühl heraus", erzählt sie: "Und ich finde, diese Fotos erzählen etwas, und das würde ich gerne fortführen – ich würde diese Fotos auch gerne ausstellen. Denn man sieht bestimmte Bilder aus der Ukraine. Man sieht viel Zerstörung von außen, aber es gibt auch ein Innenleben, und es gibt auch Liebe. Und es gibt ein Zuhause, was einem Kraft und Wärme gibt." In den Bildern spürt man diese Wärme und die Liebe, die die junge Filmemacherin für ihre Großeltern und ihre Heimat empfindet.
Bleibt zum Schluss noch die Frage: Was denkt Sofia Samoylova: Wie wird der Krieg enden? Wird am Ende eine Seite gewinnen oder nicht? Die 34-Jährige sagt: "Ich finde die Frage super schwierig zu beantworten - tatsächlich habe ich gar keine Antwort darauf. Also ich habe keine Ahnung, wie das enden kann."
Und auch da geht es der jungen Filmemacherin, wie uns allen: Keiner weiß nach zwei Jahren Krieg, wie und wann wieder Frieden herrschen wird in der Ukraine.