Die Evangelische Kirche der Pfalz muss massiv sparen. 60 Millionen Euro müssen es bis zum Jahr 2035 sein. Die Kirchenaustritte lassen die Einnahmen immer mehr schrumpfen. Wo will die Kirche sparen?
Dekan Arne Dembek aus dem Protestantischen Dekanat Speyer grübelt mit anderen Kirchenverantwortlichen seit Januar darüber, wie die Evangelische Kirche der Pfalz in Zukunft aussehen kann. Auf die Frage hin, ob eine Revolution zu erwarten ist, antwortet er mit einem klaren "Ja!"
Die revolutionären Gedanken werden ab heute drei Tage lang die Landessynode beschäftigen, die in Speyer tagt.
Personalkosten viel zu hoch
Es ist eine Milchmädchenrechnung: Die Kirchenbänke werden leer und leerer. Viele Menschen treten aus der Kirche aus, der evangelischen Landeskirche brechen die Kirchensteuereinnahmen weg. Dekanin Mirjam Dembek, die sich mit ihrem Mann Arne die Arbeit im Dekanat teilt, redet Tacheles: "Dass in jeder Gemeinde ein Kirchturm steht mit einem Gemeindehaus neben dran, in dem ein Pfarrer oder eine Pfarrerin arbeitet, das wird es so nicht mehr geben", stellt sie klar. Denn die Personalkosten machen den größte Brocken im Budget der Evangelischen Kirche der Pfalz aus. Zu einer Gemeinde gehören neben dem Seelsorger auch weiteres Fachpersonal - etwa für den Religionsunterricht, Kirchenmusiker, Bezirkskantoren, Jugendreferenten und, und, und.
Nicht jede Gemeinde wird ihre Kirche behalten
Die Lösung: Größere Einheiten müssen her. Dabei sei alles denkbar. Zum Beispiel, dass sich die jetzt bestehenden einzelnen Gemeinden zu sogenannten Regio-Gemeinden zusammentun. Geleitet würden sie dann von Teams, die in den Regionen der Pfalz Unterschiedliches anbieten. "Vielleicht gibts im Team jemanden, der Event-Gottesdienste mit viel Musik und Action liebt. Der könnte sowas dann für die einzelnen Gemeinden seiner Region anbieten. Jemand anderes liebt es eher, den klassischen Wortgottesdienst zu machen und bietet das dann den Gemeinden an", erklärt Dekanin Mirjam Dembek. Klar ist, Gläubige können künftig nicht darauf vertrauen, dass es sonntags in ihrer Gemeinde immer einen Gottesdienst gibt. Auf längere Wege müsse man sich schon einstellen.
Das spare natürlich mittelfristig auch Personal, das ohnehin schwer zu finden sei, sagt Arne Dembek. "Aber vielleicht wird mit der Teamarbeit der Beruf des Pfarrers, der Pfarrerin auch wieder attraktiver", sagt er: "Junge Leute möchten ja auch ganz klar, dass sich etwas in der Kirche verändert. Und viele wollen anders arbeiten."
Kirche will nicht mehr für Kita-Gebäude zuständig sein
Finanzielle Einschnitte werden auch im Bereich der Kindertagesstätten erwartet. Die Evangelische Kirche der Pfalz wünscht sich, dass Kommunen und Kreise die bisherigen Kita-Gebäude übernehmen. Die Unterhaltung der Gebäude sei zu teuer. Die Kirche selbst will sich auf Personal und die pädagogischen Konzepte konzentrieren. "Wenn wir die Angebote für Eltern aufrecht erhalten wollen, müssen wir da mehr kooperieren. So wie das Ganze jetzt gestrickt ist, können wir es nicht länger finanziell halten", erklärt der Dekan.
Auch Beratungsstellen wie die Sozial- und Lebensberatung in Speyer könnten aus finanziellen Gründen nicht ohne Weiteres aufrecht erhalten werden. "Wenn wir Spenden für Familien in Not benötigen, dann kriegen wir die auch. Aber wenn wir Spenden benötigen, um die Miete und die Mitarbeiter der Lebensberatung zu finanzieren, wird es schon schwierig", erklärt Dekanin Mirjam Dembek.
Neue Einahmequellen sollen Angebote retten
Klar sei, und da ist sich das Ehepaar einig, dass die Kirche auch neue Finanzierungsmodelle auftun müsse: Fundraising, Stiftungsgelder, ökumenische Zusammenarbeit im Kita und Beratungsbereich - alles sei denkbar bei der Mittelbeschaffung für gute und wichtige Projekte.
Der Fokus der Landessynode liegt aber jetzt erst einmal auf dem Refomprozess - und das heißt vor allem: Sparen.
Die Herbsttagung der Synode
Die Herbsttagung der Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz findet vom von 21. bis 23. November in Speyer statt. Facharbeitsgruppen präsentierten den Landessynodalen erste Ideen, was bei finanziellen Einsparungen von 25, 40 und 55 Prozent des ursprünglichen Haushalts noch leistbar wäre, teilte die Landeskirche in Speyer mit.
Arbeitsbereiche seien etwa Seelsorge, Verkündigung, Diakonie, gesamtkirchliche Dienste, Öffentlichkeitsarbeit und Bildung. Tagungsort eine Eventhalle im Technik Museum Speyer. Die Synode will dann auf ihrer Frühjahrstagung im Mai 2025 darüber entscheiden, welche Arbeitsbereiche in welcher Höhe von Einsparungen betroffen sein werden.
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