In Schifferstadt (Rhein-Pfalz-Kreis) hat im Jugendknast ein Supermarkt eröffnet. Diesen Knast-Supermarkt gibt es in Rheinland-Pfalz zum ersten Mal.
Den Supermarkt im Jugendknast in Schifferstadt kann man sich wie einen Einkaufs- und Ausbildungsmarkt vorstellen. Die Gefangenen, die zwischen 14 und 24 Jahre alt sind, können so lernen, sich selbst zu versorgen. Wie zum Beispiel Peter.
Peter kommt heute zum ersten Mal zum Einkaufen in den Supermarkt der Jugendstrafanstalt (JSA Schifferstadt). Sein Einkaufskorb ist voll mit Nudeln und Haferflocken. "Klar, kriegen wir drei mal am Tag etwas zu essen. Aber mir reicht das nicht. Ich finde es daher wichtig, dass wir in der Wohngruppe auch mal selbst etwas kochen können", erzählt der junge Mann.
Sich Gedanken machen, was man kochen könnte. Einen Einkaufsplan machen. Sich überlegen, wie man das Einkaufsbudget einhalten kann - all das sollen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der JSA Schifferstadt lernen. "Für viele ist das totales Neuland. Die Eltern haben für sie eingekauft und für sie gekocht. Die waren noch nie in ihrem Leben selbständig im Supermarkt", erzählt Werner Weingärtner. Er ist in der JSA Schifferstadt für die Jobs im Knast zuständig.

Einmal in der Woche dürfen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen einkaufen - für maximal 35 Euro. Die haben sie sich entweder bei Jobs im Gefängnis verdient oder sie haben ihr Taschengeld dafür gespart, erzählt Marina Maier. Sie leitet die JSA Schifferstadt.
Auf 66 Quadratmetern gibt es alles, was man im Alltag braucht: Schreibwaren etwa für alle, die noch die Schulbank drücken. Aber auch Drogeriemarkt-Artikel und Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Nudeln, Reis, Müsli, Suppen, Saucen und Schokolade.
"Die jungen Menschen dürfen bei uns selbständig in ihren Wohngruppen kochen. Und das sollen sie auch. Das ist Teil des Resozialisierungsprogramms.", erklärt Maier. Aber der Supermarkt ist auch Ausbildungsbetrieb.
Fünf junge Männer machen hier eine IHK-Vorqualifizierung für einen kaufmännischen Beruf. Die Ausbildung macht die Suche nach einer Lehrstelle später in Freiheit einfacher. Sogar den Gabelstapler-Führerschein kann man in der JSA Schifferstadt machen. Den braucht man oft, wenn man im Lager von Einkaufsmärkten tätig ist, so Weingärtner.

Dass man in der JSA Schifferstadt eine kaufmännische Fortbildung machen kann, ist neu. Denn bislang konnte man sich dort nur für handwerkliche Berufe qualifizieren. Die Gefangenen haben dort aber auch die Möglichkeit, einen Haupt- oder Realschulabschluss zu machen.
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Von der Ausbildung profitieren die jungen Leute aus der JSA Schifferstadt erst, wenn sie entlassen sind. Der Supermarkt sorgt aber jetzt schon dafür, dass die Gefangenen mehr Normalität im Gefängnis-Alltag erleben.