Traditionell ist heute ein Geißbock von Lambrecht nach Deidesheim (Kreis Bad Dürkheim) durch den Wald getrieben worden - wegen Corona ohne Publikum. Aber die Geißbock-Versteigerung fiel aus - das soll 2022 anders werden.
Am Dienstag ist der diesjährige Geißbock namens Anton von Lambrecht durch den Wald nach Deidesheim getrieben und dort übergeben worden - allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. So war es wegen Corona schon im vergangenen Jahr. Ursprünglich hatte die Stadt Deidesheim diesmal erwogen, das Tier dann zwar nicht vor einer 10.000-köpfigen Menschenmenge, aber immerhin im Internet zu versteigern. Doch das wäre nicht tierschutzgerecht gewesen, gibt Stadtbürgermeister Manfred Dörr (CDU) zu bedenken. Und es hätte nicht der jahrhundertealten Geschichte entsprochen.
Der Tourismus-Ausschuss der Stadt Deidesheim (Kreis Bad Dürkheim) hatte die Geißbockversteigerung Anfang Mai wegen der Corona-Pandemie zwar abgesagt. Allerdings wurde eine historische Lösung gefunden, denn eine ähnliche Geißbock-Krise gab es schon einmal.
Mehrere Geißbock-Versteigerungen an einem Tag
Deidesheims Stadtbürgermeister Manfred Dörr (CDU) und seine Mitarbeiter kennen einen Vorfall aus dem Jahr 1858. Damals hatten sich Lambrecht (Kreis Bad Dürkheim) und Deidesheim zerstritten, berichtet der Bürgermeister. Lambrecht lieferte sechs Jahre lang keinen Bock. Das Appellationsgericht in Zweibrücken habe dann aber zugunsten Deidesheims entschieden, weshalb 1858 sieben Böcke auf einmal versteigert wurden – und zwar im 30-Minuten-Takt.
An diesem historischen Vorbild will man sich orientieren und am Dienstag nach Pfingsten 2022 gleich drei Böcke versteigern. Nämlich den Ziegenbock von 2020, 2021 und den Geißbock des Jahres 2022. Damit werde am Kern des Brauchtums festgehalten, sagt Dörr.
Sinnvoller Geißbockeinsatz geplant
Der Stadtbürgermeister hofft, dass 2022 die Pandemie soweit eingedämmt ist, dass die Dreifach-Versteigerung vor dem historischen Rathaus möglich sein wird. Über dieses außergewöhnliche Ereignis will er einen Film drehen lassen. Bis es soweit ist, würden die nicht-versteigerten Böcke "sinnvoll eingesetzt": Sie sollen helfen, die Flächen am Deidesheimer Waldrand zu beweiden und in den Weinbergen sollen sie Unkraut abfressen.
Tradition seit dem frühen 15. Jahrhundert
Der Geißbock-Brauch entstand im Mittelalter. Es gibt ihn vermutlich seit dem Jahr 1404. Am Dienstag nach Pfingsten treibt das jüngste Brautpaar aus Lambrecht einen Geißbock nach Deidesheim, der dort versteigert wird. Mit dem Tier zahlt Lambrecht für seine Weiderechte im Waldgebiet der Stadt Deidesheim.