Bargeldlos und regional

Start-up will Südpfälzer Dorf besser mit Lebensmitteln versorgen

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Ulrike Brandt
SWR Reporterin Ulrike Brandt

Nach vielen Jahren hat der 1.000-Einwohner Ort Knittelsheim in der Südpfalz wieder ein Lebensmittelgeschäft. Ein Start-Up aus Mannheim will die Nahversorgung mit einem neuen Konzept sichern.

Brot, Gemüse, Obst, Suppen oder tiefgekühlte Pizza – das gibt es in dem kleinen Lebensmittelladen und es kommt alles aus der Region. Die Produzenten sitzen nach Angaben des Start-up-Unternehmens in einem Umkreis von maximal 50 Kilometern.

Wer in dem kleinen Laden im südpfälzischen Knittelsheim (Kreis Germersheim) einkaufen will, macht das alles per Selbstbedienung und bezahlt bargeldlos - es ist ein "Smart-Store":

Neuer Laden hat jeden Tag offen, von 7 bis 22 Uhr

In Knittelsheim hat das Start-up-Unternehmen nun seinen zweiten "Yobsti" eröffnet. Der erste steht als Container in der Nähe von Kandel (Kreis Germersheim). Die nächsten beiden könnten Mitte nächsten Jahres in Völkersweiler (Kreis Südliche Weinstraße) und Kuhardt (Kreis Germersheim) eröffnet werden. "Wir gehen dahin, wo die Nahversorgung zusammengebrochen ist", sagt Managerin Lilli Leirich. Offen hat der Laden jeden Tag, von sieben bis 22 Uhr.

Ich bin sehr glücklich, dass es diese Nahversorgung jetzt gibt.

Das Geschäft kommt in die alte Bäckerfiliale in Knittelsheim, die schon vor einigen Jahren dicht gemacht hat. Ortsbürgermeister Hans-Jürgen Kuntz (CDU) hofft, dass das Konzept bei den Bürgern gut ankommt: "Ich bin sehr glücklich, dass es diese Nahversorgung jetzt gibt."

Yobsti in Knittelsheim
Der laden hat zwei Zielgrupen: junge Familien und ältere Menschen, die direkt im Ort einkaufen möchten.

Konzept: "Wie Amazon für Landwirte"

Für die Produzenten ist es eine neue Art der Direktvermarktung - vorbei am Lebensmitteleinzelhandel. Das Start-Up-Unternehmen "Yobst" stellt die Infrastruktur bereit, das Bezahlsystem und den Laden. Was im Geschäft bezahlt wird, geht als Einnahme direkt an die Produzenten. Die müssen davon dann 20 Prozent als Provision an das Start-Up zahlen. "Wir sind wie Amazon für Landwirte", sagt das Unternehmen.

Einen eigenen Laden zu eröffnen, lohnt sich kaum noch.

Brot und Gebäck zum Beispiel kommt von einer Bäckerei aus dem zehn Kilometer entfernten Essingen (Kreis Südliche Weinstraße). Bäckerin Annalena Scheurich sagt, das so ein Yobsti-Laden für sie die Zukunft ist: "Einen eigenen Laden zu eröffnen, lohnt sich kaum noch wegen der hohen Miete, den Energie- und Personalkosten."

Yobsti in Knittelsheim
Bezahlt wird im neuen Lebensmittelladen in Knittelsheim selbst und ohne Bargeld.

Für die Bäckerin hat das neue Konzept nur einen Nachteil: Der Austausch mit den Kundinnen und Kunden fehlt. "Wir können vor Ort nicht beraten, zum Beispiel zu Allergenen in unseren Backwaren", sagt Annalena Scheurich. Sie hofft, dass die Leute bei Fragen trotzdem den Kontakt suchen, zum Beispiel in der Bäckerei anrufen oder eine Nachricht schicken.

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