Zwei Rentner in Annweiler (Kreis Südliche Weinstraße) machen sich für ein Carsharing-Projekt mit E-Autos stark. Dabei geht es ihnen nicht nur um die Verkehrswende.
"Ich bin ein klassischer Autofahrer", sagt Günter Hirschmann aus Annweiler (Kreis Südliche Weinstraße). Doch jetzt im Ruhestand, da fahre er nur noch 8.000 bis 10.000 Kilometer pro Jahr. "Mein Auto steht mehr oder weniger in der Garage."
Er macht eine Rechnung auf: Sein Auto kostet ihn im Monat um die 400 Euro - zu den Benzinkosten kommen Versicherung, Steuer und Abschreibung dazu.
Carsharing-Interessengemeinschaft Annweiler wirbt um weitere Mitglieder
Hirschmann sucht eine Alternative zum eigenen Auto - wenn es sich denn für ihn lohnt. Er ist der Interessengemeinschaft "Carsharing Annweiler" beigetreten. Er wünscht sich ein günstiges Carsharing-Angebot in seiner Stadt – mit E-Autos. Dann würde er auch sein eigenes Auto abgeben.
Zur Interessengemeinschaft gehören derzeit rund 20 Personen. Die Idee: Wenn viele Menschen Interesse zeigen, dann wird vielleicht ein Carsharing-Unternehmen auf Annweiler aufmerksam.
Annweiler: Viele Hürden für Carsharing mit E-Autos
Die größte Hürde sei ja nicht die Technik, sagt Günter Hirschmann, sondern das Finanzielle. Wer stellt die E-Autos zur Verfügung? Wer unterhält sie? Lohnt sich das überhaupt für ein Unternehmen - vor allem in einem ländlichen Gebiet? "Drei bis sechs Autos über Annweiler verteilt, die müsste es schon geben, damit es auch ein attraktives Angebot ist."
Während Hirschmann auf die Kosten schaut, hat Michael Schindler beim Carsharing vor allem die Verkehrswende und den Klimawandel im Blick. Der Rentner aus Annweiler ist Kreisvorsitzender vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Landau-Südliche Weinstraße. Er hatte die Idee, die Interessengemeinschaft Carsharing zu gründen.
Carsharing: Kosten sparen und Klima schützen
"Mit Carsharing lassen sich Energie und Rohstoffe sparen, weil nicht mehr so viele Fahrzeuge hergestellt werden müssen, um ein gleiches Mobilitätsangebot zu erzeugen", sagt Schindler. Er selbst fährt viel Rad und Bahn, aber auch ein altes Auto. "Wenn das mal kaputtgeht, dann hole ich mir wieder ein Auto - es sei denn, es gibt bis dahin in Annweiler ein passendes Carsharing-Angebot."
Schindler und Hirschmann sind überzeugt, dass es im ländlichen Raum Mietautos großflächig nur dann geben wird, wenn das Angebot mit Steuergeldern subventioniert wird. Gespannt blicken sie auf das "kommunale Netzwerk für die Grundversorgung mit Carsharing im ländlichen Raum".
Wie geht es weiter mit dem E-Carsharing-Projekt in Annweiler
Zurzeit laufen zwischen der Stadt Annweiler und einem privaten Anbieter aus Baden-Württemberg Gespräche. Sind die erfolgreich, könnte bald ein Auto für alle am Bahnhof stationiert werden. Das ist nicht das, was sich die Interessengemeinschaft in Annweiler wünscht, aber es wäre immerhin ein Anfang. Auch um zu testen: Wie groß ist das Interesse an einem Carsharing-Angebot in der Stadt wirklich?