Die Gemeinde Schwegenheim (Kreis Germersheim) könnte die Bäume zu Geld machen - nun bekommt sie Geld, damit die Bäume bleiben dürfen. Das soll der Artenvielfalt helfen.
Mitten im Gemeindewald von Schwegenheim (Kreis Germersheim) stehen 15 alte Eichen. Teilweise sind die Bäume über 200 Jahre alt. Einige von ihnen sind gesund, andere sterben ab. Die Gemeinde könnte die Bäume zu Geld machen und sie zum Beispiel als hochwertiges Holz für Möbel weiterverkaufen. Doch wegen der Geldspende von 15.000 Euro wird genau das Gegenteil passieren: die alten Eichen bleiben stehen.
"Tote Eichen stecken voll mit Leben"
Die Eichen sollen dabei helfen, dass sich das Mikroklima im Gemeindewald von Schwegenheim verbessert und vor allem, dass sich mehr Arten im Wald wohlfühlen. Besonders die toten Eichen stecken voll mit Leben, erklärt Revierförster Jürgen Render. Spechte bauen dort Höhlen. Außerdem leben Fledermäuse im absterbenden Baum und seltene Insekten besiedeln ihn. Die Artenvielfalt steigt dadurch. Fallen die alten Eichen irgendwann um, soll von ihnen keine Gefahr ausgehen. Sie stehen weit genug entfernt von den Wegen im Wald.
15.000 Euro gehen an die Gemeinde
Die 15.000 Euro kommen vom Energieversorger "Pfalzwerke". Die haben nach eigenen Angaben ein Ökostrom-Angebot, bei dem für jede verbrauchte Kilowattstunde 0,02 Cent in einen Fördertopf wandern. Ein Teil aus diesem Topf wird nun in Schwegenheim gespendet.
Das Geld geht an die Gemeinde Schwegenheim, die in der Rheinebene zwischen Speyer und Germersheim liegt. Die Geldsumme ist ungefähr der Wert, den die Gemeinde mit dem Verkauf des Eichenholzes erzielen könnte. Im Gemeindewald merken die Menschen deutlich die Veränderungen, die die Klimakrise mit sich bringt. Vor allem an den Eichen, die absterben und eigentlich als widerstandsfähig galten. Der Klimastress für den Wald nimmt zu.
Neues Waldsterben in der Vorder- und Südpfalz Förster schlägt Alarm: "Alte Eichen stürzen plötzlich um!"
In Wäldern der Vorder- und Südpfalz sorgt der Klimawandel jetzt überraschend für ein Baumsterben auch bei den Eichen. Diese Baumart galt bisher als besonders widerstandsfähig.
Die Gemeinde will das Geld in den Wald stecken und neue Bäume anpflanzen, also ihren Gemeindewald aufforsten. Der Wald soll so umgebaut werden, dass er in der Zukunft bestehen kann.
NABU lobt das Eichenprojekt
Auch der Naturschutzbund NABU macht im Eichenprojekt in Schwegenheim mit. Der NABU bekommt die Nutzungsrechte der 15 alten Eichen übertragen. So soll garantiert werden, dass die Eichen im Wald bleiben, und zwar so lange, bis sie sich in der Natur zersetzt haben. Die rheinland-pfälzische Landesvorsitzende vom NABU, Cosima Lindemann, lobt die Verantwortlichen vor Ort in Schwegenheim: "Die Gemeinde ist bereit, etwas für den Waldnaturschutz zu tun."
Mehr zum Thema Wald
Forstleute finden vom Wind gesäte Ulmen Pfälzerwald im Klimawandel: Aus "grüner Hölle" wird junger Mischwald
In der Südpfalz werden zwei Hektar Wald für die Zukunft fit gemacht. Dabei stehen die Forstleute vor der Entscheidung: Welcher Baum darf weiterwachsen – welcher muss weg?