Revolution auf dem Wurstmarkt: Erstmals dürfen Winzer auch alkoholfreien Wein ausschenken. Die Begeisterung bei vielen Wurstmarkt-Besuchern hält sich in Grenzen.
"Entalkoholisierter Wein darf nicht zum Ausschank angeboten werden." - so stand es bisher in den "Betriebs- und Gestaltungsvorschriften" des Wurstmarkts, Seite 12, § 28 (9). Das Wort "nicht" wurde jetzt gestrichen.
Man müsse mit der Zeit gehen, sagt Marcus Brill, der Fachbereichsleiter für Kultur und Tourismus der Stadt Bad Dürkheim. Alkoholfreier Wein habe in den vergangenen Jahren sehr an Qualität gewonnen. Künftig soll er auf dem Wurstmarkt ausgeschenkt werden, damit auch Autofahrer Wein trinken können, ohne ihren Führerschein zu riskieren.
Wurstmarkt-Küfermeister Helmut Darting unterstützt die Idee: "Es gibt viele Menschen, die aus medizinischen Gründen keinen Alkohol trinken dürfen." Für sie sei das neue Angebot ideal. Darting ist selbst Winzer. In seinem eigenen Sortiment gibt es bislang aber keinen alkoholfreien Wein. Ausschließen will er das in Zukunft aber nicht: "Wir werden sehr genau beobachten, wie das auf dem Wurstmarkt ankommt."
Alkoholfreier Wein ist teuer
Schon vor fünf Jahren war Secco, also Wein, dem Kohlensäure zugesetzt wurde, vom Wurstmarkt-Ausschuss zugelassen worden. "Weniger als 10 Prozent des ausgeschenkten Weins wird beim Wurstmarkt im kommenden September alkoholfrei sein", schätzt Helmut Darting. Die Nachfrage sei allerdings da. Allerdings haben erst zwei oder drei der rund 30 Bad Dürkheimer Winzer das neue Produkt im Angebot, schätzt Helmut Darting. "Alkoholfreien Wein herzustellen ist aufwendig und teuer." Dem Wein müsse mithilfe eines Vakuum-Verdampfungsverfahren der Alkohol entzogen werden.
Wurstmarkt-Besucher: Das geht gar nicht
Bei vielen Besuchern stößt die Idee, beim Wurstmarkt auch mal einen alkoholfreien Wein zu probieren, auf wenig Begeisterung. Zu Wein gehöre Alkohol. Ohne geht gar nicht – so lautete die einstimmige Meinung in einer SWR-Umfrage.
Gastro-Experte: Alkoholfreies Bier klappt doch auch
Gastronomie-Experte Stefan Schullerbauer, der ein Vier-Sterne-Hotel in Limburgerhof betreibt, ist dagegen überzeugt, dass sich der alkoholfreie Wein durchsetzen wird. "Als alkoholfreies Bier auf den Markt kam, waren auch alle skeptisch", erinnert er sich. "Inzwischen haben sich alkoholfreies Weizen und Pils durchgesetzt und beachtliche Marktanteile erobert."