Mit Jogginghose oder Top im Klassenzimmer? Wie Schülerinnen und Schüler sich kleiden, löst immer wieder Diskussionen aus. Der Bundeselternrat empfiehlt Schulen, sich zu einigen. Was halten Eltern und Lehrkräfte in Rheinland-Pfalz davon?
Lennart sitzt in ausgebeulter Jogginghose in der letzten Reihe. Mia im hautengen Top und sehr kurzen Shorts neben Elias im Tanktop, das seine Bizeps gut zur Geltung bringt. Darf man so in die Schule kommen?
Diese Frage hat schon etliche Generationen beschäftigt. Der Bundeselternrat hat sie wieder aufgegriffen und empfiehlt Schulen, einen Konsens über eine Kleiderordnung zu schließen. Dieser solle dann in die Hausordnung aufgenommen werden, zitieren die Zeitungen der Funke-Mediengruppe die Vorsitzende der Organisation, Christiane Gotte. Wer nicht ordentlich angezogen sei, könne dann nach Hause geschickt werden. Die vermeintliche Empfehlung löste vor allem bei Schülerinnen und Schülern Empörung aus und der Bundeselternrat sah sich zu einer Richtigstellung gezwungen.
Bundeselternrat stellt klar
"Wir sagen nicht: Jede Schule muss eine Kleiderordnung haben", stellt Gotte vom Bundeselternrat gegenüber der Deutschen Presse-Agentur klar." Aber jede Schule sollte intern darüber diskutieren - und wenn sie dann zu dem Schluss kommt, keine Kleiderordnung zu brauchen, ist das für uns völlig in Ordnung. Auch in dem Fall wären die Eltern viel entspannter, weil sie wüssten, dass die Kleidung ihrer Kinder keinen Anstoß erregt." Und sollte sich eine Schule für eine Kleiderordnung entscheiden, sollte die Schülerschaft, Eltern und Lehrkräfte sie gemeinsam demokratisch erarbeiten, heißt es vom Bundeselternrat.
Schülerinnen und Schülern reagieren erwartungsgemäß genervt auf jeden Reglementierungsversuch in Kleidungsfragen. "Es ist ja jetzt schon so, dass Schulen in den meisten Bundesländern eine Kleiderordnung erstellen können", sagt Pascal Groothuis, Pressesprecher der Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz (LSV RLP) dem SWR. Dann sollte das aber auch ein längerer Prozess sein, bei dem die Schülerschaft auch von Anfang an einbezogen sei. Generell sollten Kinder und Jugendliche aber selbst entscheiden können, wie sie sich kleiden.
Landeselternbeirat RLP diskutiert Kleiderfrage an Schulen
Der Landeselternbeirat Rheinland-Pfalz will sich in den nächsten Tagen mit dem Thema Kleidung an Schulen befassen. Landeselternsprecherin Kirsten Hillert ärgerte sich, wie der Bundeselternrat zitiert wurde. Sie sagte dem SWR, in der rheinland-pfälzischen Elternschaft gebe es ganz unterschiedliche Auffassungen zu dem Thema. Die einen, die sich mehr Vorgaben bei der Kleidung wünschten und andere, die dagegen seien. Klar sei aber auch, dass eine Einheitskleidung Probleme wie Diskriminierung oder Armut nicht löse.
GEW RLP sieht keinen Regulierungsbedarf bei Kleidung an Schulen
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Rheinland-Pfalz reagiert gelassen. Klar, sei Kleidung an Schulen ein Thema. "Aber die Schulen machen das meines Erachtens ganz gut", sagt der Vorsitzende Klaus-Peter Hammer. "Wenn beispielsweise eine Schülerin sehr freizügig gekleidet ist, dann redet man als Lehrerin oder Lehrer mit ihr und sucht nach einer Lösung. Da müssen wir auch aufpassen, dass wir mit solchen Kleiderordnungen Mädchen nicht wieder in ihrer Freiheit einschränken."
Warum das Thema den Bundeselternrat gerade so beschäftigt, kann Hammer nicht nachvollziehen. "Wir haben an den Schulen gerade wirklich andere Probleme für die wir Lösungen finden müssen."