An der Mosel tobt ein heftiger Streit zwischen Winzern und Naturschützern. Es geht um den Apollofalter und die Frage, ob Fungizide den seltenen Schmetterling töten oder nicht.
Konkret geht es darum, ob die Winzer und Winzerinnen ihre Weinberge weiter mit Hilfe eines Hubschraubers spritzen dürfen. Naturschützer sagen, dass das Pflanzenschutzmittel, das so großflächig verteilt wird, die Futterpflanzen des Mosel-Apollofalters so verunreinigt, dass die Raupen des Schmetterlings daran verenden. "Das Umweltbundesamt hat uns schriftlich mitgeteilt, dass die meisten verwendeten Mittel für den Apollofalter schädlich sind, weil dessen Raupen die Stoffe mit der Futterpflanze aufnehmen", sagt Schmetterlingskundler Tim Laußmann von der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen.
Das Weinbauministerium habe es versäumt, die Auswirkungen der Mittel auf die besonders geschützte Art zu prüfen und das Ergebnis den Umweltschutzbehörden vorzulegen, so Laußmann weiter.
Winzerin: "Ohne Pflanzenschutzmittel kein Weinbau"
Maximilian Hendgen, Geschäftsführer des Weinbauverbandes Mosel sieht das anders, er sagt, alle Pflanzenschutzmittel seien geprüft. Es sei eine Katastrophe, wenn die Winzer ihre Reben nicht mit dem Hubschrauber spritzen dürften. "Der Riesling ist leider keine pilzresistente Rebsorte und besonders Schwarzfäule, die uns in die letzte Jahren sehr viel Sorgen bereitet hat, wird ausbrechen und die kompletten Weinberge früher oder später zerstören. Ohne Pflanzenschutz kein Weinbau- das ist definitiv so," sagt Winzerin Angelina Franzen aus Bremm.
Andere Methoden, wie etwa mit Drohnen zu spritzen seien keine Alternative, betont Maximilian Hendgen vom Weinbauverband Mosel. "Sie sind nicht so effektiv wie ein Hubschrauber. Außerdem bedarf es zahlreicher Genehmigungen bis sie fliegen dürfen. Und pro Drohne braucht es einen Fahrer, also sehr personalintensiv und teuer."
Die Ursache des Apollofaltersterbens liege woanders, sagen die Winzer. "Die maßgeblichen Treiber sind der Klimawandel, den merkt man im Bereich der Terrassenmosel extrem. So heiß wie in den vergangenen Jahren sei es noch nie gewesen."
Genehmigung für Hubschraubereinsatz steht noch aus
Die Winzerinnen und Winzer müssen jedes Jahr aufs Neue eine Ausnahmegenehmigung beantragen, um mit dem Hubschrauber Pflanzenschutzmittel verteilen zu dürfen. Die aktuelle Genehmigung steht noch aus.
„Die Lage ist ernst und die Zeit für eine Lösung drängt, da bereits im Januar eine Entscheidung ansteht, ob für die betroffenen Rebflächen auch für dieses Jahr eine Ausnahmegenehmigung erteilt wird“.
Die Weinbaubetriebe haben sich jetzt Unterstützung von Politikern geholt. CDU-Bundestags- und Landtagsabgeordnete haben Bundesumweltministerin Lemke und Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir um Unterstützung gebeten. Es sei nicht akzeptabel , "dass die wissenschaftlich nicht belegten Äußerungen eines Umweltvereins unseren Weinbau und zahlreiche Existenzen gefährden könnten“, betont der CDU- Landtagsabgeordnete Jens Münster.
Naturschützer fordern genaue Prüfung
Die Naturschützer von der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen fordern alles auf den Prüfstand zu stellen. Tim Laußmann:" Das Land Rheinland-Pfalz ist rechtlich verpflichtet, sich um den Erhalt des Schmetterlings zu kümmern. Was benötigt wird, ist ein tragfähiges Artenschutzkonzept, das alle relevanten Faktoren, die Pflanzenschutzmittel wie auch den Lebensraumverlust berücksichtigt." Er hofft aber darauf, dass Weinbauexperten eine Lösung finden.