Vor zwei Jahren begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Antonina Didkivska ist mit ihren beiden Kindern kurz nach Kriegsbeginn geflüchtet. Die Chemikerin erzählt, wie sie und ihr Mann in Koblenz Arbeit fanden.
Es ist der 24. Februar 2022: Antonina Didkivska will gerade ihre beiden Kinder zur Schule fahren, als auf einem Militärgelände ganz in der Nähe eine Rakete einschlägt. Es ist der Beginn des Krieges in der Ukraine. Die 39-Jährige erzählt, wie sie voller Angst und Panik das Nötigste zusammenpacken und mit dem Auto in die Praxis ihres Mannes Valentyn flüchten.
Der arbeitet als Biologe in einem ukrainischen Kinderwunschzentrum. In dem großen Keller übernachtet die Familie. Hier fühlen sie sich etwas sicherer als in ihrem Heimatort nahe Kiew. Als die Raketeneinschläge immer näher kommen, flüchtet die Familie weiter in die Westukraine. "Damals haben wir noch gedacht, der Krieg dauert nur ein paar Wochen", sagt Antonina.
Koblenzer Familie unterstützt bei Arbeitssuche
Als klar wird, dass der Krieg so schnell nicht zu Ende sein wird, trifft die Familie eine Entscheidung: Antonina flüchtet mit ihrem 14-jährigen Sohn und ihrer zehnjährigen Tochter zunächst nach Polen, dann in die Niederlande und schließlich nach Koblenz. Ihr Mann Valentyn bleibt in der Ukraine, weil er sich um die krebskranken Eltern kümmert.
Ende März 2022 kommt Antonina nach Koblenz und wohnt mit ihren beiden Kindern bei einer Koblenzer Familie. Die habe sich fürsorglich um sie gekümmert und mit ihnen Deutsch gelernt. Antonina will so schnell wie möglich wieder arbeiten, am liebsten wieder als Chemikerin in der Qualitätssicherung. Bei ihrer Suche im Internet stößt sie auf eine Stellenanzeige des Fahrradherstellers Canyon in Koblenz.
Die Gastfamilie unterstützt sie tatkräftig bei der Bewerbung. Die Zusage kommt schnell: Sie hat den Job in der Qualitätssicherung. "In der Ukraine habe ich in der Schule Deutsch gelernt, das ist zwar schon lange her, aber das hat mir bei der Bewerbung sehr geholfen", erzählt Antonina. Sie sei stolz, dass sie innerhalb von zwei Monaten einen Teilzeit-Job gefunden habe, ganz ohne Job-Center.
Stelle im Kinderwunschzentrum in Bocholt
Ihr Mann Valentyn kommt mit seinen kranken Eltern kuze Zeit später nach Koblenz. Der 38-Jährige hatte schon in der Ukraine sehr viele Bewerbungen verschickt. Er habe sogar mehrere Zusagen bekommen, eine davon im nordrhein-westfälischen Bocholt, erzählt er. "Doch bis ich dann dort als Embryologe im Kinderwunschzentrum arbeiten konnte, musste ich erstmal viele Formulare ausfüllen. Das war sehr stressig", sagt der zweifache Familienvater. Am Anfang habe er mit den Kollegen nur englisch gesprochen. Später besuchte er nebenbei einen Deutschkurs.
"Wir denken, wir sind gut ausgebildet, unsere Fachrichtungen sind in Deutschland gesucht, deshalb war es für uns nicht schwer, eine Stelle zu finden", meint Antonina. Und Valentyn ergänzt: "Als Jurist oder Lehrer wäre das wegen der Sprache sicher schwieriger gewesen." Die Familie ist in Koblenz gut angekommen und fühlt sich hier wohl. Nur ihre Freunde und Verwandte vermissen sie - und den ukrainischen Speck, schmunzelt Valentyn. Beide wissen aber auch, dass andere in ihrem Bekanntenkreis nicht so schnell einen Job bekommen haben.
Jeder dritte Geflüchtete aus der Ukraine ist arbeitslos gemeldet
Und das bestätigt auch die Agentur für Arbeit. So unproblematisch wie bei Antonina und Valentyn Didkivska läuft die Arbeitssuche bei anderen ukrainischen Geflüchteten nicht: Nach Angaben der Agentur für Arbeit war im Januar jeder Dritte in den Kreisen Mayen-Koblenz, Neuwied und Montabaur arbeitslos gemeldet. Vor allem die Sprache sei ein Problem. Viele junge Frauen mit Kindern könnten nicht arbeiten, weil sie keine Betreuung für ihre Kinder hätten. Was die Vermittlung beschleunigen könnte, wäre die schnellere Anerkennung des erlernten Berufs in der Ukraine, so die Agentur für Arbeit.
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