Krähenkot auf Autos oder auf Jacken von Passanten - das sorgt nicht nur in Koblenz immer wieder für Ärger. Auch in der Landwirtschaft sind die Saatkrähen ein Problem.
In Koblenz sitzen die Krähen zu Hunderten in Bäumen vor dem Löhr-Center, in der Altstadt oder am Rhein. Vor allem abends und in den frühen Morgenstunden machen sie einen Riesenlärm. Autos, die unter solchen Bäumen stehen, sind am nächsten Morgen mit Kotflecken übersät. Ärgerlich und wegen der Reinigung auch teuer für so manchen Anwohner in der Altstadt. Und häufig trifft der Kot auch Jogger am Rhein oder Passanten in der Vorstadt.
Saatkrähe steht unter Artenschutz
Die Stadt unternimmt nach eigenen Angaben jedoch nichts gegen die Vögel. Bisher haben die Verwaltung aber auch noch keine konkreten Beschwerden erreicht, wie die Stadt auf Anfrage mitteilt. Außerdem stehe die Saatkrähe unter Artenschutz. Sie unterliegt nicht dem Jagdrecht und darf deshalb auch nicht bejagt werden.
Saatkrähen bereiten Landwirten in Koblenz Sorgen
Die Saatkrähen sind aber nicht nur in der Stadt zunehmend eine Plage, auch Landwirte wie Thomas Schneider vom Eselsbacher Hof in Koblenz-Arenberg ärgern sich über die Vögel.
Denn wenn im Frühjahr der Mais auf den Feldern von Thomas Schneider keimt, würden die Krähen in Scharen über den Acker herfallen und die jungen Pflanzen herausrupfen. Dies führe zu massiven Ernteschäden, erklärt der Landwirt. In einem Jahr habe er von etwa 15 Hektar Fläche mehr als zehn Hektar nochmal neu aussähen müssen.
Landwirt verwendet zum Schutz gebeiztes Saatgut
Schneider hat seiner Ansicht nach schon alles probiert, um die Tiere zu vergrämen: Flatterbänder, Vogelscheuchen, laute Geräusche - nichts habe geholfen. Auf Flächen, die bei den Krähen besonders beliebt seien, setze er inzwischen nur noch gebeiztes, also mit Pflanzenschutzmittel behandeltes Saatgut ein. Es sei die einzige Möglichkeit, um den Vogelfraß zu minimieren, sagt der Landwirt. Und das bedeute nicht nur mehr Arbeit, sondern auch höhere Kosten.
Essensreste auf der Straße locken Krähen an
In den letzten zehn Jahren habe die Zahl der Saatkrähen im stadtnahen Bereich massiv zugenommen, sagt Dieter Kronenberg, der viele Jahre lang die Untere Jagdbehörde der Stadt Koblenz vertreten hat. Ein Hauptgrund für die hohe Population: Überall liege Essbares herum, jeder weggeworfene Hamburger locke die Krähen an, außerdem sei es in der Stadt wärmer.
Dieter Kronenberg ist immer noch als "Stadtjäger" in Koblenz aktiv - er macht beispielsweise Jagd auf Nilgänse. Früher durften die Saatkrähen nach Angaben von Kronenberg mit einem sogenannten Nordischen Krähenfang eingefangen werden. Dies sei aber nicht mehr erlaubt. Für ihn gebe es derzeit nur eine Lösung, um die Krähenplage in den Griff zu bekommen: Die Saatkrähen sollten bejagt werden.
Jäger fordert: Saatkrähen zum Abschuss freigeben
Bei Überbestand sollte es seiner Ansicht nach eine Ausnahmeregelung geben, bis der Bestand sich wieder normalisiert habe. Dies unterliege dann der strengen Kontrolle durch die Jagdbehörde, so Kronenberg. "Sinnvolles Bejagen als Regulator der Natur". Eine andere Möglichkeit sieht er nicht. "Wenn jemand grundsätzlich gegen das Töten von Tieren ist, dann gibt es keine Lösung", sagt Dieter Kronenberg.
Doch das rheinland-pfälzische Umweltministerium geht derzeit nicht davon aus, das Saatkrähen im Land künftig zum Abschuss freigegeben werden. Umweltministerin Katrin Eder (Die Grünen) kündigte jedoch an, die Population der Saatkrähen untersuchen zu wollen. Davon mache sie auch mögliche Ausgleichszahlungen für betroffene Landwirte abhängig.