Am Dienstag hatte die Geschäftsleitung der Paracelsus-Klinik in Bad Ems mitgeteilt, den Standort Ende März zu schließen. Für die Mitarbeiter und den Bürgermeister kam diese Nachricht offenbar völlig überraschend.
Der Betriebsrat des Bad Emser Klinik-Standorts ist nach eigenen Angaben im Vorfeld nicht über die Schließung informiert worden. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, Mario Kauth, sagte dem SWR, im Dezember vergangenen Jahres sei noch über eine Umstrukturierung der Klinik gesprochen worden. Nun sage die Geschäftsleitung, die Klinik sei seit Jahren defizitär. Das verstehe er nicht.
Sanierung oder Neubau der Klinik zu teuer?
Eine Sanierung oder ein Neubau betrage nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden rund 40 Millionen Euro. Das sei der Geschäftsleitung offenbar zu viel, obwohl das Innenministerium - seiner Kenntnis nach - zugesagt habe, mehr als die Hälfte der Kosten zu übernehmen.
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Aktuell stehe der Betriebsrat der Paracelsus-Klinik Bad Ems im engen Austausch mit dem Stadtbürgermeister Oliver Krügel (CDU), sagte Kauth. Für die kommende Woche sei ein "runder Tisch" mit verschiedenen Vertretern aus Politik und "Klinik-Kreisen" geplant. Der Betriebsrat hat die Hoffnung nach eigenen Angaben noch nicht aufgegeben, die Klinik doch noch retten zu können.
Betriebsrat: Lücke in medizinischer Versorgung
Der Wegfall des Standorts Bad Ems würde eine große Lücke in die Abdeckung der medizinischen Grundversorgung reißen, so der Betriebsratsvorsitzende weiter. Bei einer Klinik-Schließung blieben nur noch die Krankenhäuser Diez, Nastätten und Lahnstein für die Versorgung des Rhein-Lahn-Kreises übrig - verbunden mit teils längeren Anfahrtszeiten für die Rettungsdienste und Patienten der Notaufnahme.
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Patienten sind gedrückter Stimmung über das Klinik-Aus in Bad Ems
Viele Patienten reagieren ebenfalls überrascht und traurig über die Klinik-Schließung. Eine Patientin sagte im Gespräch mit dem SWR: "Das ist schlimm. Wir sind alle sehr betroffen. Das ist ja hier das Hauptversorgungszentrum. Da sind wir sehr gedrückter Stimmung." Ein anderer Patient sagte, er bedauere die Schließung. Er habe sich in der Klinik immer sehr gut aufgehoben gefühlt.
Bad Emser Stadtbürgermeister wurde im Vorfeld nicht informiert
Stadtbürgermeister Oliver Krügel sagte, auch er habe im Vorfeld nichts von den Plänen der Paracelsus-Klinik gewusst. "Ich bin schockiert", so Krügel: "Dass es kleinere Kliniken im deutschen Gesundheitswesen schwer haben, ist uns auch bewusst gewesen, aber dass das Ganze so kommt, in dieser Schnelligkeit, damit hätten wir nicht gerechnet."
Er sei auch ein Stück weit sauer darüber, dass er in keinster Form vorher mal mitgenommen worden sei. Er hoffe, dass man gemeinsam weiter um die "Akut-Klinik" im Rhein-Lahn-Kreis kämpfe.
Landrat: Verwundert über Entscheidung
Auch der Landrat des Rhein-Lahn-Kreises, Jörg Denninghoff (SPD), hatte mit Bedauern auf die Klinik-Schließung reagiert. Er sagte dem SWR, er sei verwundert gewesen über diese Entscheidung. Vor rund fünf Jahren sei eine Schließung der Klinik durch eine gemeinsame Lösung noch abgewendet worden. Diesmal hätten aber weder der Eigentümer noch der Betreiber das Gespräch im Vorfeld gesucht, so Denninghoff. Er hoffe auf eine konstruktive Diskussion beim "runden Tisch".
Die Paracelsus-Klinik entschuldigt sich nach eigenen Angaben dafür, dass sie offenbar bei den politischen Verantwortlichen für Irritationen gesorgt habe. In der Vergangenheit sei der Kontakt zur Politik in der Region stets konstruktiv und eng gewesen, insofern sei die angespannte Situation der Klinik durchaus bekannt. Eine Pressesprecherin sagte dem SWR, die Klinik sei in jedem Fall zu einem weiteren Austausch bereit.