Artenschutz für neuen Radweg kostet 150.000 Euro

So aufwendig werden in Koblenz Eidechsen eingefangen

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Zwischen den Koblenzer Stadtteilen Moselweiß und Lay entsteht ein neuer Rad- und Gehweg. Bevor die Bauarbeiten beginnen können, müssen erst Mauereidechsen umziehen. Und das ist ziemlich knifflig.

Sarah Neukirch geht langsam an der Weinbergsmauer zwischen Koblenz Moselweiß und Lay entlang - den Blick immer konzentriert auf die Steine gerichtet. In der rechten Hand hält sie einen großen Schwamm, mit dem fängt sie die Eidechsen. "Wenn wir eine sehen, hauen wir ganz leicht mit dem Schwamm auf das Tier drauf", erzählt die Artenschutzexpertin. So wird die Eidechse fixiert und dann vorsichtig unter dem Schwamm hervor gezogen. "Anschließend kommt sie in einen Stoffbeutel und wird zum Ausweichquatier gebracht", so Neukirch weiter.

Vorsichtig mit einem Schwamm sollen die Mauereidechsen gefangen werden. Dann können die Tiere umgesiedelt werden für den Fahrradweg.
Vorsichtig mit einem Schwamm sollen die Mauereidechsen gefangen werden. Dann können die Tiere umgesiedelt werden für den Fahrradweg.

Das Ausweichquatier ist ein brach liegender Weinberg in der Nähe, den hat der Landesbetrieb Mobilität (LBM) gekauft und so hergerichtet, dass sich die Mauereidechsen dort wohlfühlen können.

Die Umsiedlung der Reptilien ist von langer Hand geplant. Zunächst wird ein spezieller Reptilienzaun zwischen den Stadtteilen Moselweiß und Lay entlang der B49 gebaut. Er soll verhindern, dass die Tiere sich später in der Baustelle ansiedeln.

Schutzmaßnahme für die Eidechsen kostet 150.000 Euro

Nach Angaben des LBM kostet die sogenannte artenschutzrechtliche Maßnahme für die gesamten Bauarbeiten etwa 150.000 Euro. "Die vergleichsweise hohen Kosten entstehen durch die besondere Lage und den hohen Aufwand, den wir betreiben müssen", sagt Sarah Neukirch. Dadurch, dass die Weinbergsmauer abgerissen wird, verschwindet nämlich der Lebensraum der Mauereidechsen. Einfach nur verscheuchen bringe deshalb nichts, sagt die Artenschutzexpertin. Die Tiere kämen immer wieder.

Ohne diese Artenschutzmaßnahme dürfte der Geh- und Radweg gar nicht gebaut werden. Denn der Artenschutz ist im Bundesnaturschutzgesetz geregelt und muss bei jeder Baumaßnahme berücksichtigt werden.

Hier an der B49 sollen die Mauereidechsen eingefangen und umgesiedelt werden. Dann kann der Bau des Fahrradwegs beginnen.
Hier an der B49 sollen die Mauereidechsen eingefangen und umgesiedelt werden. Zusätzlich soll der schwarze Reptilenzaun die Mauereidechsen schützen.

Mauereidechsen werden noch bis Mitte September umgesiedelt

Die Ausbeute am ersten Tag ist für Sarah Neukirch mager: Nur zwei Tiere konnte sie fangen und umsiedeln. "Ob sich die Mauereidechsen zeigen oder nicht, hängt auch entscheidend vom Wetter ab. Es darf nicht zu warm oder zu kalt sein." Sie sei aber zuversichtlich, dass sie beim nächsten Mal mehr Glück haben, sagt die Artenschutzexpertin.

Sarah Neukirch und ihre Kollegen werden noch bis Mitte September regelmäßig nach Mauereidechsen suchen und sie in ihr Ausweichquatier bringen. In dieser Zeit wird der Verkehr an der B49 zwischen Koblenz Moselweiß und Lay mit einer Ampel geregelt. Die Bauarbeiten für den neuen Radweg sollen vermutlich Ende des Jahres beginnen.

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