Die Wahl des neuen Landrates im Kreis Mayen-Koblenz wird mit einer Stichwahl entschieden. Einer der beiden Bewerber am 23. Juni ist Christian Altmaier (Freie Wähler).
Der Kandidat der Freien Wähler ist gebürtiger Koblenzer. Er ist ledig und lebt auch heute noch in der Stadt an Rhein und Mosel, für deren Stadtrat er in diesem Jahr ebenfalls wieder kandidiert. Der gelernte Bankkaufmann arbeitete fünf Jahre in Andernach für die Deutsche Bank und ist derzeit beim Versicherungsunternehmen Debeka im Außendienst in der Region tätig. Seit 2021 ist er Fraktionsgeschäftsführer der Landtagsfraktion der Freien Wähler in Mainz.
Im ersten Wahlgang bei der Kommunalwahl am 9. Juni bekam Christian Altmaier 33,5 Prozent der Stimmen. Er kam damit knapp auf Platz zwei hinter Marko Boos von der SPD mit 33,8 Prozent. Der Kandidat der CDU, Pascal Badziong, lag mit 32,7 Prozent auf dem dritten Platz und schied aus.
Alter: 45
Wohnort: Koblenz
Beruf: Bezirksleiter Debeka und Fraktionsgeschäftsführer Freie Wähler RP
Das will Christian Altmaier bewegen, wenn er Landrat wird
Der Kreis Mayen-Koblenz steht vor vielen aktuellen Herausforderungen. Wie der Freie Wähler-Politiker dies bewältigen will, wenn er die Wahl gewinnen sollte, hat Christian Altmaier im Interview mit SWR-Aktuell erklärt.
ÖPNV: Wie kann er im Kreis Mayen-Koblenz verbessert werden?
Christian Altmaier: Der Landkreis hat das Angebot deutlich verbessert. Allerdings hätte ich als Landrat niemals so eine Ausschreibung durchgeführt. Das umfangreiche Angebot kostet den Landkreis bestimmt zehn bis 20 Millionen Euro jedes Jahr. Der neue Landrat wird einsparen müssen. Dies möchte ich im Dialog mit dem Bürger: Wie viel ÖPNV soll sich der Landkreis leisten? Das schafft Akzeptanz in der Breite und motiviert vielleicht zum Umstieg auf Bus und Bahn. Wichtig ist, dass der Landkreis Mobilität für ALLE anbietet. Als Landrat werde ich bei der Landesregierung die fehlenden Finanzmittel einfordern, die den Aufgabenträgern seit Jahren vorenthalten werden.
Medizinische Versorgung: Wie soll die Zukunft des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein aussehen?
Altmaier: Das GKM als kommunales Krankenhaus mit starken Standorten in Mayen und Koblenz muss erhalten bleiben. Mayen ist für die Versorgung der ganzen Eifel-Region unerlässlich, auch über die Kreisgrenzen hinweg. Es darf nicht sein, dass sich entscheidet, ob man einen Herzinfarkt überlebt oder nicht, weil man gerade in der Wacholderheide wandern ist oder beim Einkaufen in Andernach und die Wege zum nächsten Krankenhaus unterschiedlich weit sind. Insofern gehört es zur Aufgabe des neuen Landrats, dass das GKM Gesundheit für ALLE vorhält. Dies gilt auch für das Thema Fachärzte, etwa Kinderärzte, die wir in den Landkreis locken müssen.
Erneuerbare Energien: Wie kann der Kreis klimafreundlicher werden?
Altmaier: Der Landkreis wird sich mit den Bürgern dieser Aufgabe stellen. Auch hier setze ich auf die Beteiligung der Bürger und beste Ideen aus dem Landkreis. Denn mit einer Politik "von oben herab" verlieren wir weite Teile der Bevölkerung, so wie es das grüne Heizungsgesetz gezeigt hat. Es ist richtiger, Parkplätze in Gewerbegebieten mit Photovoltaik zu überbauen, anstatt wertvolle Ackerflächen durch Investoren mit PV-Anlagen zuzustellen. Die Landwirtschaft ist ein wichtiges Standbein in Mayen-Koblenz, auch die gilt es mitzunehmen beim Projekt klimafreundlicher Landkreis.
Digitalisierung: Wie kann die Verwaltung moderner und schlanker werden?
Altmaier: Digitalisierung wird nicht nur der Verwaltung helfen, effizienter Anträge zu bearbeiten. Es wird auch dem Bürger Behördengänge erleichtern, wenn die Verwaltung noch digitaler wird. Die ersten Schritte sind gemacht, darauf aufbauen kann der neue Landrat. Als Landrat möchte ich einen Digitalkreis Mayen-Koblenz, der auch attraktiv für StartUp-Gründungen aus unserem Technologiegründerzentrum ist. Kreative Köpfe der WHU, Hochschule Koblenz und Universität Koblenz gilt es für die Region56 zu begeistern und sie zum Hierbleiben, Existenzgründungen und unternehmerischer Tätigkeit zu bewegen.
Wirtschaft: Wie kann man sie halten und verbessern?
Altmaier: Der ständige Dialog mit den Unternehmern in Mayen-Koblenz wird meine Hauptaufgabe sein, um konkret zu hören, was gut läuft, was besser werden muss. Denn letztlich sorgt eine starke Wirtschaft für Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Die Verwaltung ist für Bürger und Unternehmen da, nicht umgekehrt. Daher werde ich aus meiner Berufserfahrung auch den Dienstleistungscharakter der Verwaltung ausbauen, Verfahren schlank und schnell umsetzen lassen. Ansiedlungen von Branchen, die Arbeitsplätze und Steuern versprechen, würde ich großflächigen Logistikern vorziehen. Dafür haben wir zu wenig Flächen, die wir im Landkreis sinnvoll beplanen und bebauen sollten.
Tourismus: Wie kann und muss er modernisiert werden?
Altmaier: Wir leben in einer der schönsten und vielfältigsten Regionen Europas. Rhein und Mosel, mit Wein und Romantik, die Naturlandschaften der Eifel sind hochattraktive Destinationen. Seit 25 Jahren bin ich schon in der "Tourismus-Politik" und habe hier Kompetenz für Regionalmarketing aufgebaut. Da Tourismus auch Wirtschaftsförderung ist, gilt es mit Geysir, Burg Eltz, Bürresheimer Schloss, Traumpfaden und vielem mehr so gut zu werben, dass ein Urlaub in Mayen-Koblenz viel stärker erwogen wird. Hier hat der Landkreis massiven Nachholbedarf. In puncto Übernachtungen und Übernachtungsmöglichkeiten liegt einiges im Argen.