Sechs Karnevalisten aus Bad Breisig haben 2016 eine originelle Idee: Sie sammeln weggeworfene Kronkorken und verkaufen sie an die Stahlindustrie - für einen guten Zweck.
Der Erlös geht an krebskranke Kinder und Jugendliche. Was die Sechs damals nicht ahnten: Sie traten eine Lawine los. Inzwischen schicken Bürger aus ganz Deutschland Kronkorken nach Bad Breisig – insgesamt schon 55 Millionen Stück.
Päckchen aus Hamburg, Bremen, Dessau, München und Landau voller Kronkorken hat Meik Würtz in jüngster Zeit angenommen. Regelmäßig fährt er außerdem 98 Sammelstellen in Eifel, Westerwald und im Großraum Köln an, um dort die bunten Flaschenverschlüsse abzuholen. "Kindergärten und Frisörsalons sammeln für uns. Pfarrämter, Polizeireviere und Feuerwachen", berichtet der Vorsitzende der Bad Breisiger Karnevalsgruppe KKK. Die Abkürzung steht für "Karnevalsklübchen Kraus". Viele Stunden im Monat ist Meik Würtz mit seinem Auto samt Hänger in Sachen Kronkorken unterwegs. "Aber das ist mir die Sache wert. Schließlich ist es für einen guten Zweck."
2,2 Gramm wiegt ein Kronkorken - da zählt jeder einzelne
Kronkorken mit einem Gesamtgewicht von 110 Tonnen wurden bisher gesammelt. Da ein Verschluss etwa 2,2 Gramm wiegt, sind das rund 55 Millionen Stück. Verkauft wurden sie an Stahlunternehmen in Koblenz und Mönchengladbach. 29.869 Euro sind bislang auf diese Weise zusammengekommen. Die wurden gespendet an den "Förderkreis Bonn", der sich um krebskranke Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern an der Universitäts-Kinderklinik in Bonn kümmert.
"Wir wollten nicht immer nur feiern, sondern uns auch sozial engagieren", erinnert sich Alex Ehlert, der Geschäftsführer der Gruppe KKK. Beim Bau des Karnevalswagens für die Kampagne 2016 beschlossen die sechs Mitglieder, Kronkorken künftig nicht mehr wegzuwerfen, sondern zu sammeln und dem Recycling zuzuführen. Alex Ehlert kennt sich aus: Er hat einen Metallbetrieb direkt hinter Gleis 2 des Bad Breisiger Bahnhofs. "Das Metall aus dem Kronkorken wird klein geschreddert und bei der Stahlgewinnung beigemischt." Viele Menschen wüssten gar nicht, dass Kronkorken sinnvoll wiederverwertet werden können. "Die staunen und machen ganz große Augen, wenn ich denen das erkläre."
Rund um Bad Breisig hat sich ein regelrechter Kronkorken-Hype entwickelt, erzählt Alex Ehlert: "Großeltern berichten, dass beim Spaziergehen die Enkelkinder jeden einzelnen weggeworfenen Kronkorken aus dem Matsch wühlen." In Bad Breisig wird mittlerweile jeden Sommer ein Kronkorken-Fest gefeiert. Vor Ehlerts Betrieb stehen drei große helle Kunststoff-Sammelbehälter. Dort können Bürger die gesammelten Flaschenverschlüsse reinschütten.
Kronkorken sammeln - aus einem Wegwerfartikel Geld machen
55 Millionen Kronkorken in sechs Jahren – eine stolze Bilanz für die Karnevalsgruppe KKK. Aber das Ergebnis ist noch ausbaufähig. Laut Internet werden jedes Jahr in Deutschland insgesamt 22 Milliarden Kronkorken auf Flaschen gepresst. Alex Ehlert hofft, dass immer mehr Menschen beim Sammeln helfen: "Das Schöne am Kronkorken ist, er ist ein Wegwerfartikel. Dieser Wegwerfartikel kostet nur die Mühe, ihn zu sammeln. Das dann zu Geld zu machen für den guten Zweck, ist doch sensationell.“