Im Kreis Neuwied wird die Personalsituation in den Kindertagesstätten laut Kreis immer schwieriger. Auch im Rhein-Hunsrück-Kreis sind viele Erzieher-Stellen unbesetzt.
Die Situation in den Kindertagesstätten des Neuwieder Kreisjugendamtsbezirks spitzt sich laut Landrat Achim Hallerbach (CDU) zu. Auf dem Arbeitsmarkt seien kaum mehr Erzieherinnen und Erzieher zu finden. Aktuell komme noch ein hoher Krankenstand verschärfend hinzu. Einige Kitas hätten wegen des Personalmangels bereits einen Aufnahmestopp verhängen müssen.
Bedarf an Kita-Plätzen steigt im Kreis Neuwied weiter an
Gleichzeitig steigt der Bedarf an Kita-Plätzen nach Angaben des Kreises weiter an, weil der Kreis als beliebte Zuzugsregion gelte. Vor allem im Norden sei der Druck groß, weil Familien aus dem Raum Köln und Bonn nach Rheinland-Pfalz ziehen würden. Außerdem hat der Kreis Neuwied nach eigenen Angaben in diesem Jahr überproportional viele Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen. Unter ihnen sei der Anteil der Minderjährigen auch im Kindergartenalter besonders hoch.
Derzeit laufen nach Kreisangaben an acht Standorten Erweiterungs- beziehungsweise Neubauten oder sind ganz konkret geplant - so sollen unter anderem in Windhagen 40 Kita-Plätze und in Puderbach 53 Plätze hinzukommen. Nach derzeitigem Stand sind laut Kreis Neuwied rund 6.000 Kita-Plätze notwendig. Das seien circa 400 mehr als nach Abschluss der laufenden Ausbauten.
Auch im Hunsrück fehlen Erzieherinnen und Erzieher
Auch im Rhein-Hunsrück-Kreis fehlt es an Kita-Personal. Zum Jahreswechsel 2021/22 waren nach Angaben einer Sprecherin des Kreises 16,5 Stellen in Kitas unbesetzt. Im Kreis Mayen-Koblenz führt nach Angaben eines Sprechers die Umsetzung des Kindertagesstätten-Gesetzes, das eine durchgängige Betreuung der Kinder von sieben Stunden und Mittagessen vorsieht, zu einem höheren Personalaufwand.
Kita-Plätze sind Mangelware - auch im Kreis Cochem-Zell
Der Kreis Cochem-Zell teilte dem SWR auf Anfrage mit, dass hier insgesamt rund 350 Kita-Plätze fehlten. Auch sei der Fachkräftemangel zu spüren: Zwölf Vollzeitstellen sind nicht besetzt. Es sei zudem immer schwieriger, Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen für Leitungsfunktionen zu finden.
Der gesetzliche Anspruch auf eine durchgängige Kindertagesbetreuung von sieben Stunden mit Mittagsverpflegung könne ebenfalls nicht für alle Kinder erfüllt werden, teilte der Kreis mit. Um diesem gesetzlichen Anspruch gerecht zu werden, seien in 34 Kindertagesstätten Baumaßnahmen nötig, zehn Kitas seien hingegen ausreichend ausgestattet.
Personalmangel hat verschiedene Gründe
Die Berufsbildende Schule in Boppard (BBS) bildet derzeit nach eigene Angaben 450 Erzieherinnen und Erzieher aus. Die Schule habe ihre Kapazitäten in den vergangenen Jahren deutlich erhöht, sagt Schulleiterin Gabriele Wingender im SWR-Gespräch. "Es ist zwar nicht so, dass uns die Leute die Türen einrennen", sagt sie. Aber vor allem in der berufsbegleitenden Ausbildung sei die Zahl der Schülerinnen und Schüler stabil.
Für den aktuellen Personalmangel in den Kitas sieht die Bopparder Schulleiterin verschiedene Gründe. Durch die neue Betreuung unter dreijähriger Kinder, die Ganztagesbetreuung oder das Recht auf einen Kita-Platz sei vor allem der Bedarf an neuem Personal in den letzten Jahren enorm gestiegen, erklärt sie. "Und es dauert seine Zeit, bis wir diese Erzieherinnen und Erzieher alle ausgebildet haben", sagt Wingender.
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