Bei der Handwerkskammer Koblenz gibt es Gesundes jetzt umsonst. Für Fast Food müssen die Lehrlinge dagegen zahlen. Wie kommt das bei den jungen Leuten an?
Die Schlange an der Theke der Mensa ist lang: Vollkornnudeln oder Kartoffeln, gedünsteter Lachs oder Fleisch und immer eine ordentliche Portion Gemüse oder Salat - das alles gibt es hier zum Nulltarif.
Die Azubis im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Koblenz haben aber die Wahl. Sie können auch ein paar Schritte weiter zur Imbisstheke gehen. Dort gibt gibt es Spießbraten, Fleischwurst, Currywurst und natürlich Pommes. Dafür müssen sie aber bezahlen. Die meisten wählen aber die gesunde Variante. Und das nicht nur, weil die vollwertigen Menüs kostenlos sind. Die meisten Befragten finden das neue Angebot gut.
"Weil es gesünder ist, und hier ist auch Abwechselung mit drin", sagt eine junge Auszubildende. "Weil es kostenlos ist, und weil es das jeden Tag hier gibt", pflichtet ihr eine Kollegin bei. Einen anderen Auszubildenden konnte das Angebot hingegen nicht überzeugen: "Ich muss mir die Pommes holen. Ich habe gedacht, es schmeckt, aber ich fand es jetzt nicht angenehm". So seine Meinung. Das findet auch sein Tischnachbar: "Gesundes Essen ist schon gut, aber zwischendurch kann man auch mal ein paar Pommes essen."
Jeden Tag drei vollwertige Gratis-Mittagessen zur Auswahl
Seit Anfang des Jahres bietet die HwK den Auszubildenden jeden Tag drei kostenlose, vollwertige Mittagsmenüs an. Zwei davon mit Fleisch und eines ohne. Das Konzept scheint aufzugehen. "Schon in den ersten beiden Monaten ist der Umsatz an der Imbissstation um 65 Prozent zurückgegangen", berichtet Geschäftsführer Bernd Hammes.
Er sei begeistert, wie gut das Angebot bei den jungen Menschen ankomme. 80 Prozent der Lehrlinge nähmen es regelmäßig an. Jeden Tag gingen rund 450 kostenlose Portionen über die Theke. 20 Prozent der Azubis wechselten sich ab und kauften sich auch mal was an der Imbisstheke. "Das ist auch völlig in Ordnung – wir wollen ja den Snack zwischendurch oder mal einen Burger mit Pommes nicht verteufeln", betont Bernd Hammes.
Jugendliche probieren jetzt mehr gesundes Essen aus
Das Ziel sei einfach, weniger Fettes und mehr Gesundes zu essen. Viele Jugendliche hätten bislang nur selten ein warmes Mittagessen gegessen. Jetzt spiele zumindest das Geld keine Rolle mehr bei ihrer Entscheidung, sagt Hammes. Und das Gratis-Essen habe noch einen weiteren Vorteil: "Die Jugendlichen haben plötzlich Spaß daran, neue Gerichte auszuprobieren und essen gemeinsam, das ist schön zu beobachten."
Die Abstimmung ist bereits beendet.
Hinweis: Das Abstimmungsergebnis zeigt ein Meinungsbild unserer Nutzer*innen und ist nicht repräsentativ.
Die gesunde Ernährung für die Auszubildenden lässt sich die Handwerkskammer etwas kosten. Ralf Hellrich, Hauptgeschäftsführer der HwK Koblenz, erzählt, dass eine überbetriebliche Ausbildung grundsätzlich zu je einem Drittel von Bund, Ländern und den Ausbildungsbetrieben finanziert werde. Daher seien sich alle einig gewesen, mit einem Teil dieses Geldes auch das neue, kostenlose und gesündere Essensangebot zu bezahlen.
Dennoch müsse man Geld zuschießen. Von den etwa 650 Essen am Tag seien nun etwa 450 völlig kostenfrei. Er schätzt, dass deshalb pro Jahr etwa 200.000 Euro aus dem allgemeinen Kammerhaushalt in das neue Essensangebot für die Azubis fließen müssen. Auch die ausbildenden Betriebe fänden das gut. Dafür werde man dann aber die Genehmigung der Vollversammlung einholen.
HwK Koblenz bietet auch kostenloses Wasser zum Trinken an
Vor acht Jahren hat die Handwerkskammer Koblenz damit begonnen, sich intensiv um die Gesundheitsförderung zu kümmern. Ausgangspunkt war die Frage, wie "man auch im Handwerk bis ins Alter fit bleiben kann", erinnert sich Bernd Hammes. Seitdem lernen die Azubis etwa, wie man bei der Arbeit den Körper richtig belastet.
Außerdem bietet die HwK ihnen schon seit fünf Jahren kostenlos Wasser im Berufsbildungszentrum an. Der Preis für zuckerhaltige Getränke wie Limonaden wurde dagegen deutlich teurer. Seitdem werde deutlich mehr Wasser getrunken, so die HwK.