Ein Mitarbeiter sortiert Sandalen des deutschen Herstellers "Birkenstock".

Von der Gesundheitslatsche zur Fashion-Ikone

Birkenstock geht an die Börse - wie es soweit kam

Stand
Autor/in
Christoph Mautes
Onlinefassung
Jutta Kaiser
Bild von Jutta Kaiser aus der SWR-Wirtschaftsredaktion.

Birkenstock-Sandalen sind weltweit bekannt - gesteuert wird das Unternehmen aus Rheinland-Pfalz. Was Heidi Klum und Steve Jobs mit dem Börsengang zu tun haben.

Die erste Birkenstocksandale, wie wir sie kennen, ist vor genau 60 Jahren auf den Markt gekommen. Nur wollte sie damals kaum jemand haben. Der Look war schon in den 1960er-Jahren umstritten. Und auch heute sind sich die Leute nicht einig, ob Birkenstocks nun 'schön' oder nur 'schön bequem' sind.

Damals wie heute: Die Kork-Latschen spalten. Populär wurden sie anfangs in Krankenhausfluren, Kindergärten und an Hippie-Füßen. Und genau dieser Ruf haftete Birkenstock Jahrzehnte lang an.

Es war ein bestimmter Schlag Mensch, der Birkenstock getragen hat. Die Schuhe galten nicht als schön oder attraktiv.

Birkenstock: Vom Unternehmen mit Image-Problem zum Modephänomen

Skandale um verhinderte Betriebsräte und ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen schüttelten den Schuhhersteller durch. Schaden blieb aber nicht. Im Gegenteil. In den vergangenen zehn Jahren hat Birkenstock seinen Umsatz mehr als verzehnfacht - auf zuletzt rund 1,24 Milliarden Euro.

Die Sandalen sind zum globalen Modephänomen geworden. Das hat auch mit Selbstbestimmung und Feminismus zu tun, sagt Diana Weis. Die Gesundheitslatsche als bewusster Bruch mit Schönheitsvorstellungen.

Frauen, die sich für sich selbst oder den Alltag anziehen, wählen lieber die Birkenstock-Schlappe als den High Heel.

Wie Heidi Klum und andere Birkenstock geholfen haben

Sie sind aber nicht nur praktisch und bequem, sondern auch seit Jahren im Trend. Begonnen habe das alles - wo auch sonst - in Hollywood. Heidi Klum, Kate Moss und Gwyneth Paltrow lassen sich gerne mit ihren "Birkis" ablichten. Inzwischen gibt es die Schlappen mit Designs von Dior und Manolo Blahnik.

Dazu passt auch, dass Birkenstock vor gut zwei Jahren von Firmen rund um den Luxus-Mogul Bernard Arnault gekauft wurde. Ihm gehören beispielsweise auch Luxusmarken wie Louis Vuitton und Tiffany oder die Champagnermarke Moët & Chandon. Mit vier Milliarden Euro sollen die Franzosen Birkenstock damals bewertet haben. Im Vergleich zum Börsen-Startwert geradezu ein Schnäppchen. Produziert werden die Schuhe auch weiterhin fast ausschließlich in Deutschland. Hier arbeiten knapp 6.000 Beschäftigte.

Birkenstock: High Fashion made in Germany - und ein Popkultur-Phänomen.

Der vorläufige Höhepunkt: In einem der Kino-Blockbuster des Jahres, dem Barbie-Film, sind Birkenstocks so etwas wie der Schlüssel zur Wahrheit. Barbie muss sich entscheiden: High-Heel oder Birkenstock.

Spoiler-Alarm: Am Ende trägt Barbie Latschen. Das Leben ist eben kein pinker Stiletto, sondern eine Gesundheitssandale. Der endgültige popkulturelle Ritterschlag für ein Produkt, von dem noch immer niemand so richtig sagen kann, wie es einen derartigen Imagewandel vollziehen konnte.

Sandale versteigert: teuerster Birkenstock kostete 210.000 Euro

Der wohl teuerste Birkenstock war übrigens keiner mit Luxus-Design. Sondern eine ziemlich ausgelatschte Standard-Schlappe. Getragen wurde sie von Steve Jobs in den 70ern, als Apple noch in den Kinderschuhen steckte. Letztes Jahr wurde das Paar versteigert. Für 210.000 Euro.

Wie lange der Hype noch anhält? Für Modeexpertin Diana Weis steht fest:

Birkenstock sind gekommen, um zu bleiben. [...] Auch bei anderen Trends wie Skinny Jeans oder Leggings wird immer wieder gesagt, das sähe unmöglich aus. Aber die Leute kaufen das, weil sie es mögen. Ich glaube, so etwas Ähnliches wird auch mit den Birkenstock passieren - dass sie so eine Art Klassiker sind.

Kein Kommentar! Birkenstock selbst will sich nicht zum Börsengang äußern

Wie das Unternehmen selbst auf den Börsengang blickt, hätten wir gerne einen Verantwortlichen gefragt. Aber so offen wie seine Schuhe ist das Unternehmen keineswegs. Presseanfragen wiegelt man schon fast traditionell ab.

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