Polizei ermittelt wegen des Verdachts der Volksverhetzung

Rassistische Hetze gegen Politiker in Koblenz geht weiter

Stand
Autor/in
Constantin Pläcking
SWR-Reporter Constantin Pläcking aus dem Studio Koblenz.

In Koblenz haben Unbekannte weitere Plakate der Freien Wähler mit rassistischen Sprüchen beschmiert. Die Polizei ermittelt. Es geht um den Verdacht der Volksverhetzung.

Nachdem ein Wahlplakat des Koblenzer Stadtratskandidaten Marlon Reinhardt (Freie Wähler) mit Sinti-feindlichen Parolen beschmiert wurde, sind jetzt auch noch mindestens zwei Plakate von Spitzenkandidat Stephan Wefelscheid verunstaltet worden. Wie auf Fotos in Sozialen Medien zu sehen ist, bezieht sich der Täter oder die Täterin direkt auf die Berichterstattung zu dem Vorfall, der vergangene Woche bekannt wurde.

Stadtratskandidat stammt aus Sinti-Familie

Marlon Reinhardt (Freie Wähler) stammt aus einer Sinti-Familie, sein Vater ist der bekannte Musiker Django Heinrich Reinhardt. Das Wahlplakat von Marlon Reinhardt wurde mit Sprüchen beschmiert, die ihm und seiner Familie den Tod wünschen. Außerdem wurden ihm auf dem Foto des Wahlplakats die Augen ausgestochen.

Die Freien Wähler und Stephan Wefelscheid hatten das öffentlich scharf verurteilt. Nun wurde Wefelscheid selbst zur Zielscheibe. Auch ihm wurden auf einem Plakat die Augen ausgeschnitten. Außerdem stehen diverse Beleidigungen auf zwei seiner Plakate. Gegenüber dem SWR zeigte sich der Spitzenkandidat der Freien Wähler schockiert und erklärte mit Bezug auf den restlichen Wahlkampf: "Das macht auch was mit einem... Ich werde wenns dunkel ist, nicht mehr allein durch die Stadt gehen."

Mit Sinti-feindlichen Parolen beschmiertes Plakat von Koblenzer Freie Wähler Spitzenkandidat Stefan Wefelscheid.
Das Plakat des Koblenzer Spitzenkandidats der Freien Wähler, Stephan Wefelscheid, wurde mit Sinti-feindlichen Parolen beschmiert.

Der Polizei zufolge wurden die beschmierten Plakate sichergestellt. Sie werden demnach auch kriminaltechnisch untersucht, also nach DNA-Spuren oder beispielsweise Fingerabdrücken. Weil die Schrift auf den Plakaten ähnlich sei, analysiert die Polizei nach eigenen Angaben, ob es sich um die gleichen Täter handelt.

Ermittelt wird unter anderem wegen des Verdachts der Volksverhetzung sowie der Beleidigung von Personen des politischen Lebens. Zeugen, die etwas Auffälliges bemerkt haben, sollen sich deshalb bei der Polizei melden.

Rassistische Sprüche auf Wahlplakat im Stadtteil Goldgrube

Marlon Reinhardt hatte nach eigenen Angaben den antiziganistischen - also gegen Sinti und Roma gerichteten - Spruch auf seinem Plakat im Koblenzer Stadtteil Goldgrube entdeckt. Er sei mit seinem Sohn unterwegs gewesen, habe ihm eigentlich die Plakate zeigen wollen, so Reinhardt gegenüber dem SWR.

Dieser habe die ausgestochenen Augen bemerkt und ihn danach gefragt. Das habe ihn in Erklärungsnot gebracht. Reinhardt ist erstaunt, dass die Tat ausgerechnet im Stadtteil Goldgrube passiert ist. Er lebe dort, sei dort zu Schule gegangen. Eigentlich sei der Stadtteil multikulturell, sagt Reinhardt.

Freie Wähler und Bürgermeisterin verurteilen Tat scharf

Die Freien Wähler Koblenz verurteilen die Tat. In einer Mitteilung sprechen sie von "offenkundig nationalsozialistischem Gedankengut". Es sei ein feiger und zutiefst verachtenswerter Akt. Das zeige, dass es wichtig sei, gerade jetzt für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte einzutreten. Die Partei bittet um Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen.

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Auch die Bürgermeisterin der Stadt Koblenz, Ulrike Mohrs (CDU), reagierte entsetzt auf die Verunstaltung des Wahlplakats. Es sei eine Schande, dass ein Kandidat auf diese Weise diffamiert und diskreditiert werde, sagte Mohrs. So eine Tat sei einer bunten und weltoffenen Stadt wie Koblenz nicht würdig: "Wir leben hier sehr gut mit unserer bunten und vielfältigen Bevölkerung. Das soll auch so bleiben! Von daher wünsche ich mir Toleranz Andersdenkenden gegenüber und ich fordere sie explizit ein. Und dazu gehört auch, dass man Wahlplakate nicht verunstaltet."

Solidaritätsbekundungen in Sozialen Medien

Unterdessen gab es gegenüber Reinhardt viele Solidaritätsbekundungen. Das Telefon habe nicht mehr still gestanden, nachdem ein Foto des beschmierten Plakats in den Sozialen Medien aufgetaucht war. Viel Solidarität habe er auch von Stadtratskandidaten anderer Parteien in Koblenz erfahren, sagte Reinhardt.

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