Weniger Touristen, mehr Lärm für Anwohner, längere Schulwege - Unternehmer fürchten erhebliche Auswirkungen durch die Sperrungen. Laut der Landesbehörde geht es aber nicht anders.
Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Diez plant drei Baustellen: zwei auf der B260 und eine auf der B417. Auf der B260 sind zwei Vollsperrungen vorgesehen: voraussichtlich ab dem 11. September zwischen Pohl und Holzhausen auf einer Länge von etwa vier Kilometern. Ab Ende September soll die Strecke zwischen Fachbach und Obernau voll gesperrt werden. Diese ist gut zwei Kilometer lang. Beide Baumaßnahmen sollen laut der zuständigen Landesbehörde bis Weihnachten dauern.
Die geplanten Sanierungen der B260 sind für die ab Januar 2024 geplante Sanierung der Lahntalbrücke notwendig. Dann soll der Verkehr auf die B260 umgeleitet werden. Die Behörde geht davon aus, dass dann mehr als 20.000 Fahrzeuge in einem Jahr über die Bundesstraße fahren. Das hält die Straße demnach nicht aus und muss deswegen vorher repariert werden.
Unternehmen im Lahntal befürchten Einbußen durch Sperrungen
Für das Verpackungsunternehmen Heuchemer in Bad Ems bedeuten die Vollsperrungen der B260, dass ihre Lkws umgeleitet werden. Die 40-Tonner fahren nach Angaben von Laura Heuchemer dann teilweise über Kreisstraßen - das bedeute Lärm für die Anwohner.
Der Betreiber des Campingplatzes in Fachbach, Oliver Schupp, befürchtet, dass wegen der Sperrung weniger Gäste spontan vorbeikommen. Viele Radfahrer oder Touristen würden den Campingplatz erst auf ihren Ausflügen entdecken. Sie hätten laut Schupp sicherlich keine Lust eine Umleitung zu fahren. Diese spontanen Gäste machen seinen Angaben nach rund 30 Prozent aus.
Ein Busbetrieb aus Neuhäusel muss nach eigenen Angaben wegen der geplanten Vollsperrungen demnächst einen längeren Umweg fahren. Das bedeutet: Die Schulkinder kämen erst 30 bis 45 Minuten später zu Hause an. Der Betrieb rechnet deswegen mit heftigen Beschwerden von Eltern.
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Vollsperrung der B260 laut Landesbehörde nicht zu vermeiden
Die Unternehmen im Lahntal fordern auf die Vollsperrungen zu verzichten und stattdessen den Verkehr einspurig durch die Baustelle zu leiten. Das wurde auch bei einem Treffen mit der Landesbehörde am Donnerstag in Fachbach diskutiert.
Laut dem Landesbetrieb Mobilität ist das aber nicht möglich. Er muss sich an die Richtlinien halten, die festlegen, wie breit eine Straße für den einspurigen Verkehr in einer Baustelle sein muss. Das soll die Arbeiter in der Baustelle schützen, die gefährdet werden, wenn der Verkehr zu nah an ihnen vorbei rauscht. Die B260 ist laut dem LBM dafür zu schmal.
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Nach Ansicht von Bernd Dillmann, der bei der Landesbehörde für die Bauarbeiten zuständig ist, ist sowohl die Bauzeit als auch die geplante Umleitung von vier Kilometern für die Menschen im Lahntal zumutbar - vor allem im Vergleich zu anderen Straßensanierungen. Daher könne er die Aufregung nur bedingt nachvollziehen.
Frühere Kommunikation von Landesbehörde gefordert
Ein weiterer Kritikpunkt: Die schlechte Kommunikation. Die Betriebe bemängeln, dass sie erst vier Wochen vor Beginn der Arbeiten davon erfahren haben. Unternehmerin Laura Heuchemer braucht nach eigenen Angaben mindestens sechs Wochen Vorlaufzeit.
Nach Aussage der Behörde wurden aber alle direkt betroffenen Betriebe, also diejenigen, die innerhalb der Sperrung liegen, früh genug informiert. Sie hat aber zugesagt, die Kommunikation zu verbessern. Wie sich die Arbeiten auf der B260 entwickeln, könne man nicht vorhersehen, so der LBM. Deswegen könnte es passieren, dass einige Arbeiten doch mit einer einspurigen Sperrung möglich sind.