Sollten Asylbewerber zu gemeinnütziger Arbeit verpflichtet werden? Was solche Maßnahmen bringen und wie sie gelingen können, zeigt das Beispiel der Verbandsgemeinde Hachenburg.
Mit ein paar Handgriffen rollt Imran Abbas Zidi aus einer Art Jute-Geflecht eine Schutzhülle für junge Bäume. Gemeinsam mit seinen fünf Kollegen hilft er bei ganz unterschiedlichen Forstprojekten in den Wäldern der Verbandsgemeinde Hachenburg: Die sechs Asylbewerber pflanzen und pflegen junge Bäume, stauen Wasser und helfen beim Vermessen.
Für Imran Abbas Zidi ist all das eine willkommene Abwechslung: "Einsam zu Hause zu bleiben - das macht faul und ist nicht gut für die Gesundheit." Der studierte Handelsfachwirt aus Pakistan darf noch nicht regulär arbeiten, da über seinen Asylantrag noch nicht entschieden wurde. Bis dahin leistet er nun 25 Stunden pro Woche gemeinnützige Arbeit. Die Verbandsgemeinde Hachenburg hat ihn dazu verpflichtet. Und so arbeitet er nun seit zwei Monaten im Team von Forstwirt Thomas Schmidt.
Gute Erfahrungen mit Forstprojekt in der Verbandsgemeinde Hachenburg
Thomas Schmidt kümmert sich seit 2016 in der Verbandsgemeinde Hachenburg um die Geflüchteten, holt sie mit dem Auto zur Arbeit ab und leitet sie an. Mit einigen von ihnen habe er bis heute Kontakt, erzählt Schmidt. Bei manchen habe es sogar ein bisschen weh getan, als sie die Maßnahme wieder verließen: "Es sind wirklich gute Leute dabei. Ich würde sie gerne manchmal länger behalten, aber es geht ja nicht. Sie müssen ihren Weg gehen und das ist ja auch richtig so."
Denn verlassen die Geflüchteten die Maßnahme nach sechs Monaten bis zu einem Jahr, dann meist deswegen, weil sie mittlerweile anerkannt wurden und nun auf dem ersten Arbeitsmarkt auf Jobsuche gehen können. Bis dahin leisteten sie einen wichtigen Beitrag für Hachenburg, findet Stadtbürgermeister Stefan Leukel (CDU): "Unser Wald ist sehr mitgenommen durch die klimatischen Veränderungen und jede einzelne Arbeitsstunde, die hier geleistet wird, die dient unserem Wald."
In Hachenburg hat sich bislang kein Asylbewerber geweigert
Viel Geld bekommen die Geflüchteten dafür nicht: Pro Stunde lediglich 80 Cent. Wer sich weigert, dem können die Sozialleistungen gekürzt werden. Der erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde, Marco Dörner (SPD), kann sich aber an keinen Asylbewerber erinnern, der die Arbeit abgelehnt hätte.
Er sieht mehrere Gründe für diesen Erfolg: Die angebotene Arbeit sei attraktiv, die Beteiligten gingen pragmatisch mit der Situation um und begegneten einander auf Augenhöhe. "Die Praxiserfahrung hier in Hachenburg zeigt einfach: Es funktioniert", meint Dörner.
Arbeitspflicht für Asylbewerber bringt Kommune keinen finanziellen Nutzen
Der Verbandsgemeinde gehe es nicht darum, einen finanziellen Nutzen aus der Arbeit der Asylbewerber zu ziehen, ergänzt VG-Bürgermeisterin Gabriele Greis (SPD). Weil die Asylbewerber bei der Arbeit betreut und angeleitet werden müssten, würde dadurch kein Personal gespart. Und auch die Arbeitskleidung, die im Wald nötig sei, koste zusätzlich.
"Wir machen das, damit die Asylbewerber einen geregelten Tagesablauf haben und besser Deutsch lernen. Wir hoffen, dass ihnen das später dabei helfen wird, auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Job zu finden", so Gabriele Greis. Sie war bei der Bundesagentur für Arbeit beschäftigt, bevor sie VG-Bürgermeisterin wurde. Daher weiß sie, dass die Arbeiten, die Asylbewerber übernehmen dürfen, nicht als echte Berufsqualifikationen zu sehen sind. Aber sie könnten bei der Integration der Geflüchteten helfen, so ihre Hoffnung.
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