Um bei Katastrophen wie im Ahrtal schnell wieder Kommunikations-Verbindungen aufzubauen, könnte zukünftig eine innovative Drohne aus Koblenz helfen.
Bei der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal waren fast alle Kommunikations-Verbindungen zusammengebrochen. Bis die Einsatzkräfte mobile Sendemasten aufbauen konnten oder die Technik dafür bereitstand - etwa Satelliten-Telefonanlagen - dauerte es einige Zeit. Der schnelle Aufbau eines Handy- oder WLAN-Netzes wäre für Einsatzkräfte und Betroffene sehr hilfreich gewesen. Schnelle Hilfe könnte in solchen Fällen zukünftig möglicherweise eine Entwicklung aus Koblenz schaffen.
Das Koblenzer Start-up-Unternehmen "AeroDCS" hat eine Drohne entwickelt, mit der man nach eigenen Angaben aus der Luft dauerhaft temporäre Mobilfunk- oder Funkverbindungs-Netze aufbauen kann.
Drohne könnte dank Brennstoffzelle bis zu sieben Stunden fliegen
Neu daran ist, dass die Drohne mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle fliegen soll und so bis zu sieben Stunden in der Luft bleiben könne, so die Entwickler. Herkömmliche, batteriebetriebene Drohnen können demnach momentan etwa maximal 30 Minuten lang fliegen.
Mit mehreren Drohnen, die zeitversetzt über einem Gebiet kreisen würden, könne man demnach so sofort dauerhaft ein Kommunikationsnetz aufspannen und etwa WLAN, Mobilfunk, oder Funk für die Einsatzkräfte und die Bevölkerung einrichten.
Außerdem könne sie nach Unternehmensangaben auch in schwer zugänglichen Gebieten starten und landen und bis zu fünf Kilogramm Material, wie etwa Medikamente, transportieren. Gleichzeitig könne sie mit speziellen Kameras und anderen Messgeräten ein Lagebild an die Einsatzkräfte liefern. Auch bestünde demnach die Möglichkeit, über Wärmebildkameras oder auch die Mobilfunk-Ortung von Handys Personen zu suchen oder zu finden.
Bei dem Prototypen handelt es sich aber nicht um eine Drohne, wie man sie etwa von Hobbyfliegern oder Fotografen kennt. Zwar hat die sogenannte "Air Barrow Fuel Cell"-Drohne auch die üblichen Propeller, mit denen sie startet und landet - der Unterschied ist aber, dass sie wie ein kleines Flugzeug mit Delta-Tragflächen gebaut ist und nach dem Abheben in der Luft wie ein Flugzeug kreist. Herkömmliche Drohnen fliegen auch, "stehen" aber auch häufig wie ein Hubschrauber in der Luft. Das verbrauche sehr viel Energie. Das Kreisen hingegen weniger, sagen die Entwickler.
Auch könne mit den Drohnen untersucht werden, wo etwa weitere Hänge, Gestein oder Geröll abzurutschen drohten, sagen Mit-Geschäftsführer Ralf Hoffmann und Ingenieur Dieter Novotny. Nach eigenen Angaben können die Koblenzer Entwickler schon jetzt mit speziellen Kameras kleinste Risse im Gestein sehen, die man demnach mit bisher üblichen Methoden nicht so gut erkennen könne. Im vorletzten Jahr hatten sie mit dieser Methode etwa den Loreley-Felsen auf Risse im Gestein untersucht.
Einsatzmöglichkeiten nicht nur im Katastrophenfall
Aber nicht nur bei Katastrophen, wie im Ahrtal, könne die Drohne helfen. Schon jetzt erstellt das Unternehmen mit anderen Drohnen hochauflösende Luftbilder oder Karten, sammelt Daten, wertet diese aus, erstellt 3D-Modelle von Gebäuden und Gelände, oder kontrolliert die Bausubstanz von Häusern, Brücken oder technischen Einrichtungen.
Einsatzmöglichkeiten sehen die Koblenzer auch in der Land- und Forstwirtschaft und dem Weinbau. So könne man mit den Drohnen und Spezialkameras und -messgeräten großflächig den Gesundheitszustand von Weinreben oder Bäumen untersuchen. Multi-Spektral-Kameras würden diese in anderen Wellenlängen-Bereichen aufnehmen, als das menschliche Auge es sehen kann. Dadurch könne man Gesundheit und Zustand der Pflanzen gut erkennen, so Ingenieur Dieter Novotny.
So könne man schnell sehen, ob ein Baum gesund oder krank sei, wann und wo im Weinberg oder auf dem Acker gedüngt werden müsse, wann günstige Ernte-Zeitpunkte seien oder Bäume gefällt werden müssten.
Durch die lange Flugdauer der Drohne sei es zudem möglich, große Flächen zu untersuchen und kartieren. Momentan geschehe dies etwa in der Forstwirtschaft noch häufig manuell, indem ein Förster zu Fuß durch den Wald gehe und jeden einzelnen Baum anschaue und markiere. Das sei meist sehr zeit- und kostenintensiv, so die Annahme der Unternehmer.
Drohne ist europäische Eigenentwicklung
Wichtig war den Entwicklern auch ihre technologische Unabhängigkeit. In der Drohne seien nur europäische Komponenten verbaut. Der Druckzylinder für den Wasserstoff komme aus Italien, die Brennstoffzelle aus England, die Drohne als Flugobjekt selbst aus Deutschland, ebenso wie die Software und das technische Engineering und Know-how. So sei auch sichergestellt, dass man immer wisse, welche Daten wohin übermittelt würden, sagt Mit-Geschäftsführer Ralf Hoffmann.
EU fördert Idee mit hoher Summe
Die Europäische Union (EU) hat die Idee der Koblenzer nun mit 340.000 Euro gefördert. Mit dem Zuschuss soll die Entwicklung der sogenannten "Air Barrow Fuel Cell"- Drohne mit Wasserstoffantrieb vorangetrieben werden. Auch das Land Rheinland-Pfalz unterstützt die AeroDCS GmbH. Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt überreichte in Koblenz nun den EU-Förderbescheid an das Unternehmen und tauschte sich mit den Entwicklern über mögliche Einsatzfelder im Land aus.
Ob das alles so klappt, wie die Entwickler sich das vorstellen, soll nun ein Testflug des Prototyps zeigen. Mitte Juni ist den Angaben zufolge dann eine öffentliche Flugvorführung im Raum Koblenz geplant.