Mehr als zwei Jahre lang hatte die Staatsanwaltschaft zur Flut im Ahrtal ermittelt, jetzt ist klar: Eine Anklage soll nicht erhoben werden. Zur Entscheidung der Staatsanwaltschaft ein Kommentar von SWR Reporter Johannes Baumert.
Die Entscheidung tut weh: Die schlechte Vorbereitung auf Katastrophen, die offensichtlichen Fehler des Ex-Landrats in der Flutnacht. All das reicht nicht, um Jürgen Pföhler anzuklagen.
Es ist die Entscheidung einer Staatsanwaltschaft, die die Menschen im Ahrtal akzeptieren müssen. Aber es ist schwierig zu akzeptieren, dass niemand die Verantwortung übernehmen wird. Dass für den schlecht ausgebauten Katastrophenschutz, die fehlenden Warnungen, die 135 Toten niemand zur Rechenschaft gezogen wird.
Landesregierung hat einen erheblichen Anteil am Versagen
Niemand will's gewesen sein, weder der Ex-Landrat noch die Landesregierung. Dabei hat auch die einen erheblichen Anteil am Versagen in der Flutnacht - auch das wurde bei der Pressekonferenz noch einmal deutlich. Jahrelang hat die Landesregierung die Kreise zu schlecht beim Katastrophenschutz unterstützt.
Pressekonferenz zum Ermittlungsergebnis Flut im Ahrtal: Staatsanwaltschaft klagt Ex-Landrat Pföhler nicht an
Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat die Ermittlungen zur Flutkatastrophe abgeschlossen. Der ehemalige Landrat des Kreises Ahrweiler, Jürgen Pföhler (CDU), wird nicht angeklagt.
Vor dem Untersuchungsausschuss des Landtages wirkte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) erschreckend ahnungslos. In der Katastrophennacht will sie von den dramatischen Entwicklungen nichts mitbekommen haben, verließ sich einzig auf ihre offenbar völlig überforderten Minister.
Ministerpräsidentin sollte Verantwortung übernehmen
Das ist zu wenig für eine Ministerpräsidentin, die sonst immer demonstrativ nah an den Menschen ist. Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen gegen den Ex-Landrat einzustellen, zeigt: Es ist nicht eine Person alleine verantwortlich. Es ist ein System des Versagens.
Jetzt sollte Ministerpräsidentin Dreyer für dieses System Verantwortung übernehmen und sich wenigstens entschuldigen. Dafür, dass die Landesregierung nicht da war, sich in der Nacht der schlimmsten Katastrophe nicht für diejenigen interessiert hat, die dort um ihr Leben kämpften. Eine Entschuldigung, das - mindestens das - ist Malu Dreyer den Menschen an der Ahr schuldig.
Reaktionen auf Entscheidung der Staatsanwaltschaft Keine Anklage gegen Ex-Landrat: Enttäuschung und Kritik im Ahrtal
Der Ex-Landrat des Kreises Ahrweiler wird nach der Flutkatastrophe nicht angeklagt. So reagieren die Menschen im Ahrtal auf die Entscheidung der Staatsanwaltschaft.
Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft Flut im Ahrtal - Ergebnis der Ermittlungen
Fast drei Jahre ist es her, dass die Flut im Ahrtal das Leben unzähliger Menschen zerstört hat. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt entschieden: Der damals zuständige Landrat wird nicht angeklagt. Hier die Pressekonferenz in voller Länge sowie Hintergründe.
SWR Podiumsdiskussion in Dernau "Die Leute im Ahrtal haben guten Grund, wütend zu sein"
Wut, Trauer, Empörung und Unverständnis. Dass nach der Flutkatastrophe im Ahrtale keine Anklage erhoben wird, können viele Menschen nicht nachvollziehen. Das wurde auf einer SWR-Podiumsdiskussion in Dernau deutlich.