Am vergangenen Sonntag hat Kurt Salterberg aus Pracht im Westerwald seinen 100. Geburtstag gefeiert. Er war 1944 dabei, als Claus Schenk Graf von Stauffenberg versuchte, Adolf Hitler zu töten.
Kurt Salterberg sitzt in einem Sessel in seinem Wohnzimmer. Neben ihm auf dem Tisch liegt eine Karte des ostpreußischen ehemaligen Führerhauptquartiers Wolfsschanze im heutigen Polen. Er selbst war zunächst an der Ostfront als Wehrmachtssoldat eingesetzt. Doch seine Einheit wurde verlegt, zur Wolfsschanze. Mit einem Kugelschreiber hat er eingezeichnet, wo sich die Baracke befand, in der die Bombe damals explodierte.
Genau zu dem Zeitpunkt war der damals 21-jährige Soldat zur Wache in der Nähe der Baracke eingeteilt. Kurt Salterberg erinnert sich noch gut an das Chaos nach der Explosion: "Einer kam durch den Druck durchs Fenster herausgeflogen. Die Fensterrahmen wurden herausgeschleudert, es qualmte und überall flogen Papierfetzen umher."
Adolf Hitler überlebte das Attentat
Kurt Salterberg wurde durch die Explosion nicht verletzt. Andere Soldaten starben jedoch. Der Diktator selbst wurde durch die Bombe lediglich verletzt. Kurt Salterberg erinnert sich noch, wie Hitler nach einigen Minuten von zwei anderen aus der Baracke herausgeführt wurde. Seine Hose sei völlig zerfetzt gewesen.
Anschließend habe ein Arzt Hitler rund 50 Gegenstände aus den Beinen herausoperiert. Das seien fast alles Bestandteile einer Aktentasche gewesen. "Dadurch sind sie auch erst auf die Idee gekommen, dass Stauffenberg der Täter war. Weil Stauffenberg der Einzige war, der eine Aktentasche zu der Lagebesprechung mitgebracht hatte", erklärt Kurt Salterberg.
Kurt Salterberg hatte Stauffenberg als Wachmann kontrolliert
Stauffenberg sei zuvor auf dem Weg zur Lagebesprechung an ihm vorbeigekommen. Kurt Salterberg hatte nach eigener Aussage jedoch ausschließlich den Befehl, dessen Ausweis zu kontrollieren - nicht aber dessen Aktentasche. Er habe also nicht gewusst, dass Stauffenberg eine Bombe bei sich hatte, sagt der Westerwälder.
Um Kindheit und Jugend betrogen
Im Gespräch mit dem SWR gesteht er, dass auch er zu spät, nach 1945, erkannt habe, dass Hitler ein Verbrecher war. Da sei er zum Nazi-Gegner geworden. Er fühlte sich deswegen auch um seine Kindheit und Jugend betrogen. Lange habe er über seine Erlebnisse nicht gesprochen, wollte nichts mehr davon wissen. Aber in den 1980er Jahren habe er erkannt, erzählt er im Gespräch mit dem SWR, dass es keine Lösung gewesen sei, über den Krieg und die Nazizeit zu schweigen. Er brach sein Schweigen: Er meldete sich zum Beispiel damals beim ZDF als Zeitzeuge und wirkte dort in TV-Dokumentationen über die Geschehnisse jener Zeit mit.
Kurt Salterberg als Zeitzeuge in Schulen unterwegs
Erst vor einigen Jahren schrieb er auch ein Buch über seine Erlebnisse. Auch wenn ihm einige Namen heute mit 100 Jahren mittlerweile nicht mehr einfallen, sagt Kurt Salterberg, habe er viele Details des Attentats noch sehr in Erinnerung. Diese Ereignisse schilderte er über viele Jahre hinweg - bis heute - auch anderen. Der Westerwälder hielt zum Beispiel Vorträge in Schulen und anderen Einrichtungen und trug mit seinem Wissen zur historischen Rekonstruktion des Attentats bei.
21.7.1944 Nach Hitler-Attentat: "Warnkuckuck" warnt vor Luftangriffen
21.7.1944 | Einen Tag zuvor hatte die Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg versucht, Adolf Hitler umzubringen, doch der Führer überlebte. Darum geht es in der Nachrichtensendung als ein Warnzeichen ertönt, der sogenannte Warnkuckuck. Ein Fliegerangriff steht in Stuttgart bevor. Der Sender wird deshalb abgeschaltet. Zuvor sind, wie üblich gegen Kriegsende, die Luftlagemeldungen zu hören, hier im Reichssender Stuttgart. Nach den Lagemeldungen folgen die Nachrichten vom 21. Juli 1944.