Hund und Katze sind manchen offenbar nicht spannend genug: Sie kaufen exotische Raubtiere. Tierschützer fordern, dass ihre Haltung verboten wird.
In der Wildtierstation in Maßweiler (Kreis Südwestpfalz) kümmern sich Tierschützer um Tiere, die beschlagnahmt, falsch gehalten oder ausgesetzt wurden. Rund 60 Wildtiere leben hier aktuell in der "Tierart"-Station der Stiftung Vier Pfoten. Darunter sind Füchse, Marderhunde, Waschbären, ein afrikanischer Serval, ein Puma und zwei Tiger.
Jüngster Neuzugang ist ein Polarfuchs, der in einem winzigen Käfig in einer Privatwohnung vor sich hinvegetiert habe. Er sei von den Behörden beschlagnahmt worden. Vor wenigen Tagen traf er in der Tierart-Station ein. In der Wildtierstation - der größten dieser Art in Deutschland - hat der Polarfuchs nun ein neues Zuhause gefunden.
Wildtiere zuhause: Tierschützer fordern Verbot
"Das Problem ist, dass es in Deutschland keine Regelung gibt, die besagt, dass man keine Wildtiere zuhause halten darf", sagt Eva Lindenschmidt, stellvertretende Betriebsleiterin der "Tierart"-Station und Wildtier-Expertin der Organisation Vier Pfoten. Bislang hätten neun Bundesländer auf das Fehlen bundeseinheitlicher Gesetze reagiert und Verordnungen über die Haltung gefährlicher oder giftiger Tiere erlassen. Rheinland-Pfalz sei jedoch nicht dabei. Hier dürften Löwen oder Krokodile leider weiterhin legal gehalten werden, so Lindenschmidt. Die Tierschützer fordern die Länder nachdrücklich auf, eigene umfassende und weitreichende Gefahrtierverordnungen einzuführen.
Umweltministerium: Regelungen ausreichend
Für das Mainzer Umweltministerium sind die bisherigen Regelungen ausreichend: "Die bisher bestehenden Gesetze stellen eine ausreichende Grundlage dar, um die Haltung von Tieren zu reglementieren und gegebenenfalls zu sanktionieren", sagt Jan Budde, Sprecher des Umweltministeriums in Mainz. Dies gelte für alle Tierarten jedweden Ursprungs. "Strengere Gesetze haben nicht zwangsläufig zur Folge, dass bestimmte Tiere nicht mehr gehalten werden." Das Landesnaturschutzgesetz sei dahingehend ausreichend, und es bedürfe darüber hinaus keiner weiterreichenden Gefahrtierverordnung, sagt Budde: "Ziel muss es sein, dass jeder Tierhalter über eine ausreichende Sachkenntnis verfügt, die überprüfbar ist."
Fehlendes Problem- und Unrechtsbewusstsein
Laut Pro Wildlife gehören Deutschland und die EU zu den größten Absatzmärkten für lebende Wildtiere. Den Besitzern der exotischen Tiere fehlt nach Ansicht von Eva Lindenschmidt jegliches Problem- und Unrechtsbewusstsein: Den Puma Tikam, der seit drei Jahren in der Tierart-Station lebt, habe ein Privatmann aus Baden-Württemberg für 2.000 Euro in Tschechien gekauft und in seiner Wohnung gehalten. Als es Beschwerden der Vermieterin gab und das Veterinäramt mit Beschlagnahmung drohte, habe er den Puma widerwillig abgegeben. "Er hat nicht verstanden, warum man sich über die Haltung aufregte", berichtet Lindenschmidt.