Für zahlreiche Menschen mit Behinderung war es ein besonderer Tag. Sie haben ihren Arbeitsplatz mit jemanden ohne Beeinträchtigung getauscht. Schichtwechsel heißt diese deutschlandweite Aktion, an der sich auch die Westpfalz-Werkstätten beteiligt haben. Wir haben zwei Tauschpartner in Kaiserslautern begleitet.
Manfred Hanser sitzt an einer Werkbank bei der Firma Wipotec in Kaiserslautern. In dem Unternehmen werden Präzisionswaagen hergestellt. Und Präzisionsarbeit ist heute auch von dem 54-Jährigen gefragt, der psychisch krank ist. Doch seine neue Aufgabe ist für ihn kein Problem: "Das gehört halt zur Arbeit, dass man den Kopf dabei hat und nicht seine Gedanken bei zehn anderen Sachen. Da muss man sich schon darauf konzentrieren."
Eigentlich arbeitet Manfred Hanser zusammen mit anderen psychisch beeinträchtigten Menschen in den Westpfalz-Werkstätten in Kaiserslautern. Heute darf er aber bei Wipotec reinschnuppern. Er setzt im Wechsel Kunststoffscheiben und Lagerscheiben auf eine Vorrichtung. Sascha Traut hilft ihm dabei. Traut ist Mitarbeiter beim Waagenhersteller. Und er ist angetan von seinem neuen Kollegen.
Umgang mit behinderten Menschen gehört bei Wipotec zum Alltag
"Er schlägt sich ganz gut. Ich habe es ihm einmal erklärt. Er hat das auch direkt aufgenommen. Er weiß, was er zu machen hat. Er achtet auch eigenständig darauf, was er machen soll. Ich denke, er kriegt das ganz gut hin", sagt Traut. Überhaupt freut er sich, dass er heute einen besonderen Gast betreuen darf. Wobei der Umgang mit beeinträchtigten Menschen bei Wipotec zum Alltag gehört. "Wir haben um die 40 Mitarbeiter mit Behinderung in der Firma", erzählt Traut.
Trotzdem war es Wipotec wichtig, sich an der Aktion Schichtwechsel zu beteiligen, wie Unternehmenssprecher Oliver Holzwarth sagt: "Das Feedback, was man von besonderen Menschen zurückbekommt, ist viel intensiver, als man das von vornherein annehmen würde. Uns macht das sehr viel Spaß."
Ehemaliger FCK-Profi ist beeindruckt von den Westpfalz-Werkstätten
Spaß hat rund einen Kilometer entfernt auch Christopher Lamprecht. In den Westpfalz-Werkstätten in Kaiserslautern hat er es gerade mit Filtern für die Automobilindustrie zu tun. Was für den 54-jährigen Manfred Hanser täglich Brot ist, ist für den 38-Jährigen Lamprecht Neuland. Denn eigentlich arbeitet er bei Wipotec. Heute hat er aber seinen Arbeitsplatz mit dem beeinträchtigten Menschen getauscht und muss Dichtungsstreifen auf Filter kleben.
Mirjam Färber, Mitarbeiterin bei den Werkstätten, hilft ihm dabei - und ist zufrieden: "Prima, sieht gut aus." Der ehemalige Fußballprofi Christopher Lamprecht - unter anderem auch beim FCK - ist eigentlich beim Hersteller von Präzisionswaagen dafür verantwortlich, neue Mitarbeiter zu gewinnen. Was hier in den Behindertenwerkstätten geleistet wird, beeindruckt ihn: "Ich bin sehr fasziniert von der Arbeit – sowohl von den internen Mitarbeitern allgemein bis hin zur Betreuung, die hier gewährleistet wird."
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In Neuwied haben rund 60 Menschen mit und ohne Beeinträchtigung einen Perspektivwechsel gewagt: Für Konrad Ante aus dem Neuwieder Heinrich Haus ging es zur Kriminalpolizei.
"Schichtwechsel" soll gegenseitige Vorurteile abbauen
In der Kaiserslauterer Friedenstraße werden in den Westpfalz-Werkstätten überwiegend Montage- und Verpackungsarbeiten gemacht, wie die Betriebsstättenleiterin Jutta Fischer sagt. Auch sie ist froh über die Aktion Schichtwechsel. Damit sollen Vorurteile abgebaut und Begegnungen von behinderten und nicht behinderten Menschen am Arbeitsplatz ermöglicht werden, wie Carolin Witt erläutert, die stellvertretende Leiterin der Westpfalz-Werkstätten. Sie freut sich, dass es Firmen gibt, die sich an der Aktion beteiligen, die es ermöglichen, dass behinderte und nicht behinderte Menschen für einen Tag ihre Jobs tauschen.
"Man hat es Manfred Hanser auch angemerkt, dass er sehr davon profitiert, hier heute sein zu können", sagt Witt. Der 54-Jährige ist froh, mal wieder bei Wipotec gewesen zu sein. Dort hat er nämlich schon einmal für die Westpfalz-Werkstätten gearbeitet. Damals aber in einem anderen Bereich.
Und Christopher Lamprecht bilanziert dankbar nach seinem Tag in den Westpfalz-Werkstätten: "Ich denke, dass sich jedes Unternehmen dieser Herausforderung stellen sollte, einen Tag einen Austausch zu vollziehen."
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