Viele Krankenhäuser in Deutschland sind in Not, haben mit großen finanziellen und auch personellen Problemen zu kämpfen. In Pirmasens ist es diesbezüglich vergleichsweise still - weil man sich bei einem Thema schon vor Jahren auf den Weg gemacht hat.
"Spurlos geht das auch an Pirmasens nicht vorbei", sagt Oberbürgermeister Markus Zwick (CDU) im Gespräch mit dem SWR zur Situation am städtischen Krankenhaus Pirmasens. "Es findet so eine Art kalter Strukturwandel statt, bei dem sich die Krankenhauslandschaft durch Insolvenzen und Schließungen von Kliniken ein Stück weit selbst bereinigt", so Zwick.
Schon seit Jahren sucht Pirmasens Fachkräfte im Ausland
Das Westpfalz-Klinikum beispielsweise hat seine Gesellschafter - die Stadt Kaiserslautern und die Kreise Kusel und Donnersberg - sowie Banken in jüngster Zeit wiederholt um finanzielle Hilfe gebeten. Das in Geldnot geratene Klinikum braucht bis zum Jahr 2027 wohl rund 80 Millionen Euro.
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Bis zu 80 Millionen Euro braucht das Westpfalz-Klinikum bis 2027. Nach dem Stadtrat Kaiserslautern und dem Kreisausschuss Kusel hat auch der Donnersbergkreis den Plänen zugestimmt.
"Wir haben glücklicherweise nicht die Situation, dass wir da jetzt große Defizite haben, Schulden anhäufen oder ähnliches", sagt Markus Zwick. Einen wesentlichen Grund sieht der Oberbürgermeister darin, dass sich das Krankenhaus schon vor einiger Zeit bei einem wichtigen Thema auf den Weg gemacht hat: "Wir haben schon vor zehn Jahren damit angefangen, nach Fachkräften im Ausland zu suchen."
Ausländische Pflegekräfte werden in Pirmasens integriert
Das mit Erfolg, wie Zwick betont. So bildet das Krankenhaus Pirmasens beispielsweise Pflegekräfte aus Indien und von den Philippinen aus. Die Erfahrungen seien "außerordentlich positiv". Wichtig sei es, das Personal zu integrieren. Zwick erzählt von gemeinsamen Aktionen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wie einem Abend mit Essen aus den Herkunftsländern.
"Man muss sich um die Leute kümmern. Sie wollen gut wohnen, sie brauchen soziale Kontakte. Die Leute bleiben dann auch hier, lassen sich hier nieder", beschreibt es der Oberbürgermeister. Was für Pflegekräfte gelte, treffe auch auf Ärzte aus dem Ausland zu. "Das Krankenhaus ist internationaler geworden", bezeichnet es Zwick.
Bislang keine Stationen im Krankenhaus Pirmasens geschlossen
"Wir hatten hier am Standort in Pirmasens bislang keine Schließungen von Stationen. Das ist dem Personal zu verdanken und auch der erfolgreichen Akquise von Fachkräften", so Zwick. Müssten Stationen geschlossen werden, bedeute dies für ein Krankenhaus ein größeres Defizit. Eine geschlossene Station wird für eine Klinik teuer, weil sie dann kein Geld für Patienten bekommt. "Pirmasens hat mit seiner eigenen Pflegeschule und der Auslandsakquise früh die richtigen Weichen gestellt." Gleichwohl, einen Personalengpass gab es auch schon in Pirmasens.
Mehr als 570 Betten gibt es im städtischen Krankenhaus Pirmasens mit dem Standort in Rodalben. Rund 200 Ärztinnen und Ärzte sowie mehr als 600 Pflegekräfte arbeiten dort. Rund 56.000 Patienten werden pro Jahr in dem Krankenhaus versorgt.
Krankenhäuser Rodalben und Pirmasens wachsen zusammen
Zu Beginn des Jahres 2022 kam es zur Fusion des Krankenhauses Rodalben mit dem städtischen Krankenhaus Pirmasens. "Die beiden Häuser wachsen immer mehr zusammen. Es wird ein Team. Ich bin froh, dass wir diese Fusion gemacht haben und dadurch zum Schwerpunktversorger geworden sind", sagt Zwick.
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Ein großer Baustein steht in diesem Prozess aber noch bevor: Der Umzug des Krankenhauses Rodalben nach Pirmasens. "Das wird ein Großbauprojekt, wie es die Region selten erlebt. Da reden wir über eine Investitionssumme von rund 130 Millionen Euro", berichtet Zwick. Das Land habe zugesagt, dieses "Leuchtturmprojekt", so der Oberbürgermeister, komplett zu finanzieren. Zudem stehe auch ein privates Medizinisches Versorgungszentrum samt Kindergarten am Krankenhauscampus an.
Zunächst gehe es an die Planungen für die Zusammenlegung der beiden Krankenhausstandorte. "So etwas ist nicht sehr kurzfristig umgesetzt, sondern das braucht seine Zeit und wird über die nächsten Jahre erfolgen", berichtet der Oberbürgermeister. "Durch die Fusion haben wir das Krankenhaus hier in Pirmasens für die Zukunft aufgestellt und tragen damit zur Sicherstellung der ärztlichen Krankenhausversorgung in der ganzen Region bei." Denn kleine Krankenhäuser hätten es deutlich schwerer zu überleben als größere.
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