Tag der Kriminalitätsopfer

Jérôme Lacroix aus Dahn will Opfern von Gewalt eine Stimme geben

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Helen Roth
Helen Roth

Der Dahner Autor Jérôme Lacroix ist im eigenen Elternhaus durch die Hölle gegangen. In seinen Büchern hat er die unglaubliche Leidensgeschichte von sich und seinen Geschwistern erzählt.

"Ich hatte nie Hausaufgaben, war immer bedrückt und depressiv und hatte immer blaue Flecken oder konnte nicht richtig sitzen, weil der Hintern blau geschlagen war. Ich habe Geschwister, die sind gar nicht mehr lebensfähig. Sie waren fast fünfundzwanzig Jahre in dunklen Zimmern eingesperrt – offiziell ausgeschult und als schwerbehindert eingestuft, obwohl sie kerngesund waren", so beschreibt Jérôme Lacroix Szenen aus seiner Kindheit.

Der Dahner Autor Jérôme Lacroix
Der Dahner Autor Jérôme Lacroix wurde als Kind Opfer schwerer häuslicher Gewalt.

Schreiben als Therapie für Gewaltopfer

Bei der Verarbeitung seiner traumatischen Erlebnisse hat ihm das Schreiben sehr geholfen. In seinen zwei Büchern "Hinter deutschen Türen, wenn Kinderseelen brechen" und "Wie ein Fluch" hat sich der Dahner Autor sein Leid von der Seele geschrieben. Auf die Idee seine grausame Kindheit schriftlich zu verarbeiten, hat ihn ein Therapeut 2016 gebracht. "Die Texte habe ich in einer für mich sehr schweren Zeit geschrieben, dass daraus jemals zwei Bücher werden, das wusste ich damals nicht. Ich habe die Texte geschrieben, um meine Erlebnisse zu verarbeiten und über Wasser zu bleiben", erklärt Jérôme Lacroix.

Missbraucht von den eigenen Eltern und damit leben müssen - Jérôme Lacroix schafft das

Kontaktaufnahme zum Weissen Ring

Wichtig für den eigenen Heilungsprozess ist für den 1983 Geborenen auch der Kontakt zum Weissen Ring. 2017 hat er den Schritt gewagt und bei der Außenstelle des Weissen Rings Pirmasens/Südwestpfalz Hilfe gesucht. Die Leiterin der Einrichtung, Simone Weller, hat sich seinem Fall angenommen. "Der Fall von Jérôme ist schon ein ganz besonderer", sagt sie. „Gerade am Anfang war es besonders wichtig ihm viel zuzuhören.“ Eine der wichtigsten Botschaften von Opfer von Krimineller Gewalt sei "Du bist nicht mehr allein".

Das Schweigen brechen

"Für mich war das der Schritt, der mein Leben in eine andere Bahn gelenkt hat. Die Entscheidung mit dem Weissen Ring Kontakt aufzunehmen, das hat mich im Endeffekt zu dem gemacht, der ich heute bin", sagt Jérôme Lacroix. Erst Anfang diesen Jahres hat das jahrelange Martyrium, der Missbrauch durch seine eigenen Eltern und die Verarbeitung der Traumata, für Jérôme Lacroix ein gerichtliches Ende gefunden. Das finale Urteil gegen seine Mutter sieht der Industriekaufmann jetzt als Chance, mit den Gräueltaten endlich abzuschließen. Seine Geschichte will er aber weiterhin erzählen, will das Tabu brechen, Gewalt im eigenen Elternhaus sichtbar machen. Damit will er anderen Menschen Mut machen auch ihr Schweigen zu brechen.

Weisser Ring in der Region Südwestpfalz betreut viele Kriminalitätsopfer

Aktuell betreut der Weisse Ring im Kreis Südwestpfalz nach eigenen Angaben etwa 80 Opfer krimineller Gewalt. Allein in diesem Jahr hätten bereits 15 Menschen Hilfe bei dem Verein gesucht. Die zehn ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer unterstützen Opfer beispielsweise dabei, einen geeigneten Therapieplatz zu finden oder gerichtlich gegen Täter vorzugehen. Auch materielle Hilfen werden gezahlt. 2022 waren es nach Angaben des Weissen Rings in der Region Südwestpfalz rund 14.000 Euro, 2021 lag der Betrag, der sich aus Opferhilfe und Soforthilfen zusammensetzt, noch bei rund 10.000 Euro. "Daran sieht man, dass unser Bedarf steigt", erklärt Simone Weller. Die finanziellen Mittel generiert der ehrenamtliche Verein allein aus Spenden.

Neue ehrenamtliche Helfer für Weissen Ring werden gesucht

Nicht nur der finanzielle Druck steigt für den Weissen Ring. "Der Verein sucht auch dringend neue ehrenamtliche Helferinnen und Helfer", so Simone Weller. Das ehrenamtliche Engagement habe während der Pandemie stark abgenommen. Daher lautet das Motto des diesjährigen Tags der Kriminalitätsoper auch "Deine Stärke wird gebraucht". Auch Jérôme Lacroix will sich am Tag der Kriminalitätsopfer engagieren. Mit dem Teilen seiner Geschichte will er anderen Menschen Mut machen, sich auch Hilfe bei Weissen Ring zu suchen.

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