E-Scooter sind aus dem Stadtbild von Kaiserslautern nicht mehr wegzudenken. Viele Menschen nutzen die kleinen Flitzer, um kurze Strecken zurückzulegen. Doch immer wieder sind die Scooter auch in Unfälle verwickelt oder sorgen für Ärger, weil sie im Weg stehen. Wie geht die Stadt damit um?
E-Scooter kreuz und quer auf den Gehwegen, Unfälle mit Scootern und Fußgängern und generell rücksichtsloses Fahren mit den E-Flitzern: Die Bürgerinnen und Bürger von Paris haben genug davon. In einer Befragung haben sie sich deutlich gegen die Scooter in ihrer Stadt ausgesprochen. Die Bürgermeisterin der Metropole hat daraufhin angekündigt, das Verleihen der E-Scooter künftig verbieten zu wollen.
Kaiserslautern will E-Scooter nicht verbieten
Davon ist man in Kaiserslautern derzeit noch weit entfernt. Auf SWR-Anfrage teilt die Stadt mit, dass es keine Überlegung gibt, die E-Scooter in naher Zukunft aus der Stadt zu verbannen. "Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass E-Scooter einen wichtigen Beitrag zum Thema klimafreundlicher Mobilität leisten können", so ein Stadtsprecher.
Seit Juni 2019 erlaubt das Gesetz das Führen von Elektro-Rollern im öffentlichen Straßenverkehr. Anfang 2020 startete in Kaiserslautern der Verleih von E-Scootern. Die Anbieter verteilen ihre Fahrzeuge überall im Stadtgebiet. Wer sie nutzen möchte, braucht nur die dazugehörige App und kann dann innerhalb weniger Sekunden aufsteigen und losfahren. Am Zielort angekommen, stellt man den Scooter ab und der nächste kann aufsteigen.
Klare Regeln für E-Scooter in Kaiserslautern
Eigentlich gibt es klare Regeln für E-Scooter. Dazu gehört, dass sie nicht auf Gehwegen oder in der Fußgängerzone gefahren werden dürfen. Auch das Abstellen der Scooter ist geregelt. Sie dürfen zum Beispiel nicht mitten auf dem Bürgersteig oder an Bushaltestellen geparkt werden. Doch trotzdem sieht man immer wieder Menschen auf E-Scootern durch die Fußgängerzone oder über Gehwege fahren. Und die Elektro-Zweiräder stehen immer wieder kreuz und quer im Weg herum.
Die Stadt hat zwar auch mehrere Abstellverbotszonen festgelegt. Diese sind in den Apps der Verleiher hinterlegt und sorgen dafür, dass die Nutzer der Roller ihre Fahrt in diesen Zonen nicht beenden können - also weiter Geld zahlen müssen - bis sie die Roller an einer geeigneten Stelle geparkt haben. Zur Kontrolle verlangt die App von ihrem User ein Foto, das zeigt, wie der Roller abgestellt wurde.
E-Roller werden von Passanten umgeworfen
Doch auch das verhindert nicht, dass die Scooter regelmäßig zum Ärgernis für Fußgänger und Anwohner werden. Denn nach Angaben der Polizei kommt es auch vor, dass die E-Scooter von den Fahrern zwar richtig abgestellt, dann aber von Passanten umgeworfen oder behindernd in den Weg gestellt werden.
Die Stadt Kaiserslautern betont, dass die Anbieter mittlerweile schnell reagieren, wenn es Probleme mit ihren Rollern gibt. Bei besonders gefährlichen Situationen werde sogar "sehr schnell reagiert". Dadurch und durch die Tatsache, dass sich über die Wintermonate einige Anbieter zurückzögen und sich damit die Anzahl der Fahrzeuge reduziere, habe sich die Beschwerdelage etwas entspannt.
Kaiserslautern muss und will Abstellflächen für E-Scooter schaffen
Doch auch die Stadt sieht ihrerseits Handlungsbedarf und will unter anderem weitere Abstellflächen für die Scooter schaffen - wie beispielsweise auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs. Auf einer gekennzeichneten Fläche können dort etwa 20-30 Fahrzeuge abgestellt werden. Diese Maßnahme hat nach Angaben der Stadt "deutlich zur Ordnung in diesem Bereich beigetragen".
Auf Grundlage eines Leitfadens, den die Stadt gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar und weiteren Großstädten erarbeitet hat, soll ein Konzept erarbeitet werden, um vor allem in der Innenstadt mehr Ordnung in das Roller-Chaos zu bringen. Wann genau erste Ergebnisse vorliegen, ist noch nicht bekannt.
900 E-Scooter auf den Straßen von Kaiserslautern
Anbieter von E-Scootern zum Leihen gab es in Kaiserslautern schon einige. Die Stadt nennt auf Anfrage unter anderem die Firmen Lime, Bird und Zeus. Aktuell ist allerdings nur noch der weltweit größte Anbieter von Leih-Scootern in Kaiserslautern präsent: Tier. 900 E-Scooter der Firma stehen nach Angaben der Stadt in Kaiserslautern bereit.
2022 | 2021 | |
Gesamtzahl Unfälle | 27 | 40 |
Unfälle mit Schwerverletzten | 1 | 1 |
Unfälle mit Leichtverletzten | 28 | 17 |
Kommen weitere Anbieter von E-Scootern nach Kaiserslautern?
Die Stadt geht nach eigenen Angaben davon aus, dass im Frühjahr wieder weitere Anbieter dazukommen und die Zahl der Fahrzeuge in Kaiserslautern so auf bis zu 1.300 steigen könnte. Eine Nachfrage bei den anderen Anbietern ergab: Lime hat sich komplett aus Kaiserslautern zurückgezogen. Das Unternehmen Zeus hatte angekündigt, ab März wieder E-Scooter in Kaiserslautern anbieten zu wollen. Bislang ist das allerdings nicht der Fall.
Tier teilt auf SWR-Anfrage mit, dass man mit der bisherigen Bilanz in Kaiserslautern sehr zufrieden ist. Bis heute (Stand Anfang April 2023) hätten 51.000 Nutzerinnen und Nutzer insgesamt 1.050.000 Fahrten mit den Tier-Scootern gemacht und dabei eine Strecke von ca. 1,6 Millionen Kilometern in Kaiserslautern zurückgelegt.
Große Nachfrage nach E-Scootern in Kaiserslautern
Zwar lassen sich diese Daten nicht unabhängig prüfen. Doch sie zeigen, zusammen mit der für jeden sichtbaren und regen Nutzung der Scooter, dass der Bedarf an alternativen Fortbewegungsmitteln in Kaiserslautern offenbar groß ist. Die Scooter werden laut Polizei vor allem für kurze Strecken innerhalb des Stadtgebiets genutzt - aber auch, um Beispielsweise vom Bahnhof in die Innenstadt zu gelangen oder umgekehrt.
Viele Unfälle mit E-Scootern in Kaiserslautern
Da die E-Scooter täglich am Straßenverkehr teilnehmen, bleibt es auch nicht aus, dass sie in Unfälle verwickelt werden oder diese sogar selbst verursachen. Nach Angaben der Polizei gab es im vergangenen Jahr im Bereich des Polizeipräsidiums Westpfalz 40 Unfälle mit Beteiligung von E-Scootern. Ein Mensch wurde dabei schwer verletzt, 28 leicht. In der Vergangenheit hat es in Kaiserslautern auch schon tödliche Unfälle mit E-Scootern gegeben.
Von der Polizei gestoppt Zwei Männer fahren mit E-Roller auf der Autobahn bei Landstuhl
Mehrere Notrufe sind am Montagabend bei der Polizei Kaiserslautern eingegangen. Der Grund: ein E-Roller auf der Autobahn bei Landstuhl.
Ein weiteres Problem ist das Fahren von E-Scootern unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol. 2022 wurden in Kaiserslautern 248 Menschen auf E-Scootern gestoppt, die zu viel Alkohol oder Drogen konsumiert hatten. Für das Führen eines E-Scooters gelten dieselben Promillegrenzen wie für Autofahrer. Aufgrund der gestiegenen Anzahl an Nutzern, führt die Polizei auch immer wieder spezielle E-Scooter-Kontrollen durch.
Polizei zieht positive Bilanz von E-Scooter-Kontrollen
Das Fazit dieser Kontrollen fällt nach Polizeiangaben positiv aus. Vielen E-Scooter-Nutzern seien die Regeln ein Begriff und sie hielten sich auch daran. Auch würden die Kontrollen zum Großteil positiv von der Bevölkerung aufgenommen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten zu Beginn des Verleihs der Scooter in Kaiserslautern, habe sich die Beschwerdesituation deutlich verbessert. Dennoch beanstandet die Polizei, wenn inzwischen auch in einem geringeren Maße, immer wieder Dinge in Verbindung mit den Scootern.
So komme es beispielsweise weiterhin vor, dass die Fahrzeuge unerlaubterweise zu zweit genutzt würden. Auch das Fahren auf Gehwegen oder in der Fußgängerzone sei weiterhin ein Problem. In vielen Fällen werde das Fahrzeug außerdem auf den Boden gelegt, anstatt es ordnungsgemäß und platzsparend auf den Ständer zu stellen.
E-Scooter in Kaiserslautern haben zunehmend technische Mängel
Neben den bekannten Problemen und Beschwerden gibt es aus Sicht der Polizei ein weiteres Problem mit den E-Scootern: technische Mängel. Eine Polizeisprecherin sagte: "Seit einigen Monaten fällt auf, dass viele Fahrzeuge, auch die von den gewerblichen Betreibern, technische Mängel aufweisen. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass die Fahrzeuge anfangs neu waren und mittlerweile aufgrund des fortwährenden Verschleißes gewartet werden müssen. Dies betrifft vor allem die Hinterreifen, die zwischenzeitlich bei vielen Elektro-Rollern abgefahren sind."