Im Pfälzerwald

Invasive Krebsart bedroht bei Trippstadt das Leben in den Gewässern

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Daniel Novickij
Daniel Novickij

Der sogenannte Signalkrebs breitet sich derzeit rasant in der Westpfalz aus. Die Krebsart frisst sämtliche Tiere in den Gewässern und verbreitet Krankheiten.

Zwei Reusen treiben in einem Bach am Unterhammer (Kreis Kaiserslautern). Der Biologe Jürgen Ott aus Trippstadt hatte sie noch vergangene Nacht ins Wasser geworfen und zieht sie nun mit Hilfe eines Rechens wieder an Land. In den Fallen befinden sich sechs sogenannter Signalkrebse.

Das ist ein Flusskrebs, der ursprünglich aus Nordamerika stammt und vor vielen Jahren nach Europa eingeschleppt wurde. Er ist bis zu 30 Zentimeter groß, hat eine braune Schale und weißen Flecken an den Scheren.

Das Futter, das über Nacht in den Reusen ausgelegt war, lockt die Krebse bei ihrer Nahrungssuche an. "Das ist ein Weibchen. Sie ist noch jung und klein", erklärt Ott, als er einen der Krebse aus der Reuse in die Hand nimmt.

Der Signalkrebs frisst Fische, Krebse und Insekten und verbreitet die Krebspest

Der 64-Jährige forscht seit Jahren auf seinem Gelände am Unterhammer zu Tieren aller Art, zum Beispiel zu Libellen. Sie stehen unter anderem auf dem Speiseplan der Signalkrebse, aber auch Fische oder andere Krebsarten.

Signalkrebs sitzt in einer Reuse

Außerdem überträgt der Signalkrebs Krankheiten auf heimische Krebsarten. Er selbst ist gegen diese Krankheiten immun, die heimischen Tiere aber nicht . "Der Signalkrebs kann unsere einheimischen Krebse zum Beispiel mit der Krebspest anstecken", sagt Ott. Das sei ein aggressiver Pilzbefall bei Krebsen. Sollte ein heimischer Krebs an der Krebspest erkranken, würde er daran sterben.

Kampf gegen Signalkrebse gestaltet sich bei Trippstadt schwierig

Der Signalkrebs habe im Moment auch keine Fressfeinde und könne sich daher in den Gewässern des Pfälzerwaldes im Rekordtempo ausbreiten. Ott sieht seine Forschung zu den Libellen in Gefahr. Daher kommt er mehrmals in der Woche auf sein Gelände am Unterhammer, um Fallen auszuwerfen. Damit kann er zwar immer wieder einige Signalkrebse fangen, das reiche aber nicht aus, um die heimischen Tiere dauerhaft zu schützen.

Jürgen Ott hält einen Signalkrebs in der Hand.
Biologe Jürgen Ott hält einen Signalkrebs in der Hand, den er kurz zuvor auf seinem Grundstück bei Trippstadt gefangen hatte.

Die Gewässer im Pfälzerwald sind miteinander verbunden, meint Ott. Die Krebse könnten so von einem Bach zum anderen Bach wandern. "Selbst, wenn ich einen Signalkrebs fange, werden über Nacht drei neue angespült", sagt Ott.

Signalkrebse dürfen nach EU-Recht nicht wieder in der Natur ausgesetzt oder transportiert werden

Sollten die Fallen von Ott zugeschnappt haben, steht er immer wieder vor einem Problem: Nach einer EU-Verordnung dürfen die Signalkrebse danach nicht mehr ins Gewässer zurück. Sie an einen anderen Ort bringen darf er aber auch nicht. Daher bliebe ihm fast nichts anderes übrig, als die Signalkrebse zu kochen und anschließend zu essen, meint Ott.

Nur natürliche Fressfeinde können den Bestand von Signalkrebsen regulieren

Die Krebse einfach zu essen, kann laut Ott wegen der großen Menge, aber nicht die Lösung sein. Die Signalkrebse bräuchten einen natürlichen Fressfeind. Erst dadurch würde es im Pfälzerwald wieder ein Gleichgewicht geben. Ott habe sogar schon eine Idee, wer dafür in Frage kommen könnte.

"Der Fischotter wäre eine Lösung", sagt Ott. Das Tier fresse nämlich alles, was es so im Wasser findet. Allerdings würde der Fischotter kaum noch in der Westpfalz vorkommen. Das Tier sei durch die Jagd fast ausgerottet worden.

Bald wohl weniger Insekten, Fische und Krebse in den Gewässern des Pfälzerwaldes

Sollte der Otter in Zukunft nicht wieder im Pfälzerwald heimisch werden, müsse man sich früher oder später daran gewöhnen, dass der Signalkrebs dauerhaft bleibt.

"Das Leben im Wasser wird sich deutlich verändern", sagt Ott. Er rechne zwar nicht damit, dass bestimmte Tierarten aussterben werden, allerdings werde es in Zukunft insgesamt weniger Insekten, Fische und Krebse in der Natur geben.

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