Die Schulbuchausleihe bleibt weiterhin ein Thema in Kaiserslautern. Nachdem die Großbuchhandlung Thalia sich nicht mehr um die Abwicklung kümmern wird, ist es offen, wie es im neuen Schuljahr weitergeht. Im Stadtrat gab es viel Kritik.
Ob die Schülerinnen und Schüler diesmal nach den Sommerferien rechtzeitig ihre Bücher bekommen werden, steht derzeit noch in den Sternen. Das wurde in der jüngsten Sitzung des Kaiserslauterer Stadtrates deutlich. Und da gab es auch einige Kritik am Referat Schulen der Stadtverwaltung.
So sprach SPD-Fraktionsvorsitzender Patrick Schäfer an, dass es immer noch Probleme gebe. "Wir brauchen eine Lösung", forderte er. Damit war Schäfer nicht alleine. Und das gilt vor allen Dingen auch mit Blick auf das kommende Schuljahr. Denn da steht die Stadt vor einem Problem: Nach der Absage von Thalia gibt es derzeit keinen Dienstleister, der die Bücher verpackt, mit Etiketten versieht und nach den Sommerferien zu den Schulen bringt, damit sie dort an die Schüler verliehen werden können.
Thalia beklagt großen Aufwand bei der Schulbuchausleihe
Die Großbuchhandlung Thalia hat ihre Entscheidung unter anderem mit verzögerten Lieferungen und dem enormen Organisationsaufwand begründet. Ein Problem sei, dass die gleichen Bücher von vielen unterschiedlichen Lieferanten kämen. Diese würden dann oft Bestellungen sammeln, um höhere Rabatte zu erhalten, so Thalia-Kaiserslautern-Filialleiterin Stephanie Eichhorn.
Dadurch kämen viele Bücher aber zu spät an. Zudem müssten sich die Mitarbeiter mittlerweile das Ganze Jahr mit der Schulbuchausleihe beschäftigen, was früher ein saisonales Geschäft war. Das sei personell und organisatorisch, so Eichhorn, aber nicht mehr zu leisten.
Stadt Kaiserslautern bräuchte Personal für Schulbuchausleihe
Wolfgang Ernst, Direktor des Referats Schulen, sagte in der Stadtratssitzung, dass man Kontakt zu verschiedenen Dienstleistern aufgenommen habe. Ein Unternehmen habe Interesse gezeigt. Die Stadtverwaltung hofft nun, dass dies auch konkret wird und ein Angebot kommt. Aber was, wenn nicht? Auch darüber diskutierten die Stadtratsmitglieder intensiv.
Eine Variante könnte sein, dass die Stadt das Verpacken, Etikettieren und auch Ausliefern selbst übernimmt. Dafür müsste die Stadt aber zusätzliches Personal einstellen - und es braucht Räumlichkeiten. Denn es geht immerhin um rund 50.000 Bücher für 29 Schulen. Darüber soll nun noch einmal gesprochen werden.
Schon Probleme im letzten Jahr
Schon im vergangenen Jahr hatte es Probleme bei der Schulbuchausleihe gegeben. Erst im Herbst hatten Schülerinnen und Schüler ihre Bücher bei der Schulbuchausleihe in Kaiserslautern erhalten. Schuld daran waren neue Formalitäten und deren Umsetzung. Ab einer Bestellsumme von 215.000 Euro müssen Aufträge nämlich, so die neue Regelung, europaweit ausgeschrieben werden. Das sei im vergangenen Jahr in Kaiserslautern der Fall gewesen, denn die Stadt hatte für alle Schulen eine Sammelbestellung für vier Jahre herausgegeben.
Am Ende bekamen viele unterschiedliche Händler aus ganz Deutschland Aufträge. Regionale Buchhandlungen gingen dagegen leer aus. Die Thalia-Filiale in Kaiserslautern übernahm nur noch die Aufgabe des Dienstleisters, mietete Räume für ein Lager an, verpackte die Bücher und brachte sie zu den Schulen.
FDP-Fraktion Kaiserslautern macht Stadt Vorwürfe
Die FDP-Fraktion sieht die Verantwortung bei der Stadtverwaltung. Sie hatte auch beantragt, im Stadtrat über das Thema zu reden. "Die Probleme sind nur entstanden, weil die Verwaltung in Kaiserslautern, im Gegensatz zu anderen Kommunen, entschieden hat, die benötigten Schulbücher aller Schüler und Schulen als Gesamtauftrag europaweit auszuschreiben."
Dies sei aber weder laut dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels noch der ortsansässigen Buchhändler notwendig gewesen, heißt es von der Kaiserslauterer FDP-Fraktion. Hätte man das Auftragsvolumen gestückelt, wäre man unter der europaweiten Ausschreibungsgrenze geblieben. Das sagte auch SPD-Fraktionsvorsitzender Schäfer: "Es hätte die Möglichkeit gegeben, kleinere Pakete zu schnüren." Hier sei man aber den "Weg des geringsten Widerstandes" gegangen.
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Buchhandlungen in Kaiserslautern stehen nicht zur Verfügung
Auf Nachfrage haben die Buchhandlungen "Blaue Blume" und "Uni-Buch" erklärt, dass sie die Schulbuchausleihe im kommenden Schuljahr nicht abwickeln werden. Von der Stadt seien sie aber auch nicht angefragt worden. Alexandra Michels, Besitzerin von "Uni-Buch", sagte, für sie rentiere sich die Abwicklung der Schulbuchausleihe nicht. Die Vorstellungen der Stadt und die Bezahlung seien unrealistisch. Immerhin müssten Räume angemietet und Personal organisiert und auch bezahlt werden.
Auch der Inhaber der Buchhandlung "Blaue Blume", Franz-Josef Burkhardt, winkt ab. Die Stadt habe zwar auch nicht angefragt, aber selbst wenn, er würde sich nicht beteiligen. Die Stadt hätte sich schon letztes Jahr mehr Gedanken zum Vergabeverfahren und zur Abwicklung der Ausleihe machen müssen.
Andreas Jacob (Freie Wähler) schlug vor, in Zukunft zwei Sachen gemeinsam auszuschreiben: nämlich die Beschaffung der Bücher und das Ausliefern. Dann werde es vor allem auch für Buchhandlungen vor Ort interessant. Wichtig sei es, aus den nun gemachten Erfahrungen zu lernen.