Maschinenbau-Unternehmer Reiner Rudolphi aus Rockenhausen hat 2016 damit begonnen, auf eigene Faust Auszubildende aus Ruanda in die Pfalz zu holen. Mittlerweile hat er die Fachkräfte-Initiative "Zubee" gegründet. Und diese ist immer mehr gefragt.
Anfang September war es mal wieder soweit: 15 junge Azubi-Anwärter aus Ruanda kamen am Flughafen in Frankfurt an. Sie beginnen ihre Ausbildung in verschiedenen Betrieben in Rheinland-Pfalz. Koordiniert wird dies von der Fachkräfte-Initiative "Zubee". "Eigentlich war es nie meine Absicht, ein solches Projekt in diesem Umfang zu stemmen", erzählt Reiner Rudolphi. Doch mittlerweile ist es eine Lebensaufgabe für den 60-Jährigen geworden.
Um dies zu verstehen, ist ein Blick in die Vergangenheit notwendig. Denn eigentlich ging alles 2014 los. "Wir hatten eine Reise nach Ruanda. Damals war eigentlich noch nicht an Fachkräftemangel zu denken", erzählt Rudolphi. Er ist Geschäftsführer der Rema Fertigungstechnik mit Hauptsitz im nordpfälzischen Rockenhausen.
Rudolphi verliebt sich in Ruanda
Was während der Reise passierte, fasst Rudolphi so zusammen: "Wir haben uns in das Land verliebt." Darüber hinaus entstand eine Idee: Ruandische Jugendliche könnten eine Ausbildung in Deutschland absolvieren. Im Anschluss sollen sie wieder in ihre Heimat zurückkehren und dort den Aufbau der heimischen Wirtschaft unterstützen.
Bereits am letzten Tag der Reise wurden "Nägel mit Köpfen gemacht", wie es der Firmenchef beschreibt. Aus der Idee wurde ein Projekt. Im Juni 2015 unterzeichneten Albert Nsengyiumva, der ruandische Staatsminister für berufliche Bildung, und Reiner Rudolphi ein Memorandum of Understanding (MoU) über eine Ausbildungspartnerschaft junger Ruander in Deutschland.
Zuwanderung von Fachkräften Erst Deutschkurs in Ruanda - dann Gastronomie in Rheinland-Pfalz
Wegen des Fachkräftemangels will die Gastronomie im Land junge Menschen aus Ruanda für eine Ausbildung nach RLP holen. Das Projekt wurde nun Ruanda offiziell vereinbart.
Der Fachkräftemangel sorgt für ein Umdenken
Im September 2016 ging es dann los: Die ersten drei Jugendlichen aus Ruanda starteten ihr Ausbildungsprogramm zum Zerspanungsmechaniker bei Rema in Rockenhausen. Seither hat sich einiges getan: Mehrere Auszubildende aus Ruanda waren in Rockenhausen.
Dann kam die Corona-Pandemie. Und seitdem ist das Thema Fachkräftemangel in aller Munde, so Rudolphi. "Wir haben gedacht, dass es Sinn macht, das Projekt auf die nächste Stufe zu stellen und unsere Erfahrungen weiterzugeben", erzählt der Geschäftsführer.
Dafür wurde die Fachkräfte-Initiative "Zubee" gegründet. Dabei sollen junge Menschen aus Ruanda intensiv begleitet werden: von Deutschkursen bis hin zur Ausbildung in Deutschland und alles, was damit zusammenhängt. Aber auch Unternehmen werden beraten, wenn es um die Auswahl geeigneter Bewerberinnen und Bewerber geht - oder, wie die Integration im deutschen Betrieb gelingen kann.
Menschen aus Ruanda werden in Rheinland-Pfalz ausgebildet
"Wir haben uns hier zunächst einmal auf Rheinland-Pfalz fixiert", sagt Reiner Rudolphi. Im Bundesland gebe es viele mittelständische Unternehmen - vom Westerwald bis in die Westpfalz. Aktuell seien zehn Firmen in einem Netzwerk vertreten. "Das Ziel ist es, dies bis zum nächsten Jahr auf 30 und dann 50 zu erhöhen", so der Geschäftsführer. Zu groß soll das Netzwerk nicht werden. "Für mich steht Qualität vor Quantität", so der Geschäftsführer.
Derzeit würden in Ruanda 100 Schülerinnen und Schüler auf ihre Zeit in Rheinland-Pfalz vorbereitet, erhalten dort Deutschunterricht. Im nächsten Jahr sollen sie dann in Deutschland eine Ausbildung im technischen Bereich starten. Er ist beeindruckt davon, welch unterschiedliche Unternehmen Teil des Netzwerkes von "Zubee" sind.
Dachdeckerei aus Bruchmühlbach-Miesau bildet zwei Ruander aus
So schwärmt Rudolphi beispielsweise von einer kleinen Dachdeckerei in Bruchmühlbach-Miesau. "Der Inhaber hat fünf Mitarbeiter und stellt zwei Ruander ein. Das ist eine ganz tolle Sache. So etwas kann das Projekt nach vorne bringen."
Rudolphi denkt aber noch weiter: "Die Ausbildungsvermittlung ist für mich nur ein Weg zum nächsten Schritt", sagt er - und fügt an: "Wir können auch sehr viel von Ruanda lernen." Langfristig möchte er in dem Land Arbeitsplätze schaffen. Auch sollen die ausgebildeten jungen Menschen in der Berufsausbildung ihr Wissen in Ruanda weitergeben.
5.000 Arbeitsplätze in Ruanda geplant
Das Maschinenbau-Unternehmen Rema investiert nach eigenen Angaben jedes Jahr 30 Prozent des Unternehmensgewinns in das Ausbildungsprojekt. Geld, das nachhaltig angelegt sei. "Ich habe ein hohes Ziel, rede von 5.000 Arbeitsplätzen, die in Ruanda entstehen könnten", sagt Rudolphi. Er ist vom Potenzial des rheinland-pfälzischen Partnerlandes überzeugt: "Von Ruanda aus kann man sehr sicher ganz Ostafrika bedienen. Dieser Markt ist riesig." Und das wiederum sei eben auch für viele Partner in seinem Netzwerk interessant.