Die Air Base Ramstein bei Kaiserslautern gilt als der wichtigste Militärstützpunkt der USA in Europa. Die Amerikaner sind bereits seit mehr als 70 Jahren hier stationiert. Zum Hintergrund der schwer gesicherten Basis der US Air Force.
- Ausbau der Air Base ab 1951
- So viele Menschen arbeiten dort
- Air Base als Wirtschaftsfaktor
- Kritik an der Air Base Ramstein
- Sitz des NATO-Hauptquartiers
- Spitzentreffen zum Krieg in der Ukraine
- Drehkreuz während Afghanistan-Evakuierung
- 70 Tote bei Flugtagsunglück
Die Bedeutung der Air Base Ramstein für das US-Militär ist enorm. Der Flugplatz hat sich zum wichtigsten Drehkreuz für Fracht- und Truppentransporte der US Air Force weltweit entwickelt. Insbesondere bei Missionen der Amerikaner in Afrika, im Nahen Osten oder in Osteuropa wird die Air Base zum Hauptumschlagplatz für Material, Soldaten oder Treibstoff. Auch für Evakuierungsflüge wird der Flughafen regelmäßig genutzt. Verletzte Soldatinnen und Soldaten können im nahen Landstuhl Regional Medical Center behandelt werden, dem größten US-Krankenhaus außerhalb der USA.
Air Base wurde in den 50er Jahren ausgebaut
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Amerikaner das Gelände bei Ramstein-Miesenbach erobert und ab 1951 erweitert. Aus dem Militärflughafen "Landstuhl Air Base" und dem Verwaltungstrakt "Ramstein Air Force Installation" wurde dann 1957 die "Ramstein-Landstuhl Air Base". Seit 1971 ist die Transporteinheit der US Air Force auf der Air Base stationiert. 1974 bezog außerdem die NATO mit ihrer Kommandobehörde für Luftstreitkräfte einen Gebäudekomplex auf dem US-Areal.
Fast 10.000 Menschen arbeiten auf der Air Base Ramstein
Die "Ramstein Air Base", wie sie heute offiziell heißt, liegt etwa einen Kilometer von Ramstein-Miesenbach entfernt und rund 13 Kilometer westlich von Kaiserslautern. Das Gelände ist etwa 1.400 Hektar groß. Auf der Air Base arbeiten mehr als 9.000 Menschen, darunter etwa 8.400 US-Soldaten. Auf dem Flugplatz gibt es sogar eine eigene, kleine Dienststelle der Polizeiinspektion Landstuhl: die Sicherheitswache. Zwei Polizeibeamte kümmern sich beispielsweise um Verkehrsunfälle, bei denen Angehörige der Militär-Community beteiligt sind.
US-Amerikaner großer Wirtschaftsfaktor für die Region um Kaiserslautern
Die Air Base Ramstein gilt auch als wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region. Rund um den Luftwaffenstützpunkt leben mehr als 50.000 amerikanische Soldaten und ihre Angehörigen, was etwa der Einwohnerzahl von Speyer entspricht. Etwa 40 Prozent des Lohns der US-Militärgemeinde soll in die lokale Wirtschaft fließen, wie Stefan Weiler von der Wirtschaftsförderung Kaiserslautern in einem Interview mit dem Deutschlandfunk berichtet. Außerdem fließen für den Ausbau der US-Schulen und den Bau des neuen Militärkrankenhauses in Weilerbach Investitionen in Milliardenhöhe nach Rheinland-Pfalz.
Kritik an der Air Base Ramstein: Fluglärm und Drohneneinsätze
Kritik an der Air Base gab es in den vergangenen Jahren vor allem wegen zwei Dingen: Eine Bürgerinitiative setzt sich gegen den Fluglärm ein, der von den zahlreichen Starts und Landungen in Ramstein ausgeht. Friedensaktivisten vertreten außerdem die Ansicht, die Air Base würde gegen geltendes Völkerrecht verstoßen. Der Air Base kommt eine wichtige Rolle bei den Drohneneinsätzen des US-Militärs zu. Auf dem Gelände befindet sich eine Satelliten-Relais-Station, die die Steuerungsbefehle an die Drohnenflotte weltweit übermittelt.
ARD radiofeature Illegale Angriffe? – Deutschlands Rolle im US-Drohnenkrieg
Droneneinsätze der USA im „Krieg gegen den Terror“ in Somalia fordern häufig zivile Opfer. US-Einrichtungen in Deutschland spielen dabei eine Rolle. Verstoßen sie damit gegen Menschen- und Völkerrecht?
Hauptquartier der NATO auch in Ramstein stationiert
Auf der Air Base ist neben der US Air Force auch das Hauptquartier des Allied Air Command stationiert, einer Kommandobehörde der Luftstreitkräfte der NATO. Von Ramstein aus überwacht die NATO die Raketenabwehr des Bündnisses sowie die Weltraumaktivitäten der Mitgliedsstaaten. Für das Hauptquartier arbeiten mehr als 600 Menschen aus fast 30 verschiedenen Nationen.
Krieg in der Ukraine: Politisches Spitzentreffen in Ramstein
Immer wieder finden auch wichtige politische Treffen auf dem Gelände der Air Base statt. Zuletzt hatten sich im April die Vertreter von 40 Nationen auf dem Flugplatz getroffen, um über das weitere Vorgehen im Krieg in der Ukraine zu beraten. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte zuvor zu den Gesprächen eingeladen. Die Teilnehmer stimmten zu, künftig noch mehr tun zu wollen, um der Ukraine im Krieg gegen Russland zu helfen. Außerdem wurde vereinbart, dass es ab sofort jeden Monat einen Austausch zur Situation in der Ukraine geben soll.
Air Base als Drehkreuz während Evakuierung in Afghanistan
Im vergangenen Jahr kam der Air Base auch eine zentrale Rolle bei der Evakuierung von Afghanistan zu. Damals trafen sich US-Außenminister Antony Blinken und sein damaliger deutscher Amtskollege Heiko Maas (SPD), um über Konsequenzen aus der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan zu beraten. Das Gelände der Air Base wurde vorübergehend zu einer riesigen Zeltstadt, wo die Geflüchteten aus Afghanistan untergebracht waren. Mehr als 30.000 Menschen wurden insgesamt über Ramstein ausgeflogen und anschließend in die USA weitergebracht.
70 Menschen sterben bei Flugtagsunglück 1988
Die Air Base Ramstein war vor mehr als 30 Jahren am 28. August 1988 auch Ort einer der größten Flugschaukatastrophen der Geschichte. Auf dem Flugtag, der seit den 50ern jedes Jahr auf dem Gelände stattfand, kollidierten drei Jets einer Kunstflugstaffel bei einer Figur miteinander. Eine der Maschinen stürzte dabei in die Zuschauermenge. 35 Menschen waren auf der Stelle tot, 35 weitere Besucher starben an ihren Verletzungen, hunderte wurden verletzt. Seitdem fand in Ramstein nie wieder ein Flugtag statt. Die ARD zeigt im Herbst 2022 einen Film zu den Ereignissen im Sommer 1988.