Kommentar

Politik in Kaiserslautern muss das Ponyreiten auf der Kerwe verbieten

Stand
Autor/in
Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion

Die Kerwe in Kaiserslautern ist in vollem Gange. Auch dieses Mal wird Ponyreiten angeboten. SWR-Reporterin Janina Schreiber findet: Die Politik sollte das verhindern.

Ponykarussell auf der Kerwe in Kaiserslautern
Das Ponykarussell auf der Kerwe in Kaiserslautern. SWR-Reporterin Janina Schreiber findet, dass Tiere auf einer Kerwe nichts zu suchen haben.

Mit welcher Begründung, so lautete meine Anfrage an die Stadt Kaiserslautern, lässt die Stadt erneut Ponyreiten als Attraktion auf der Lauterer Kerwe zu? Die Stadt Kaiserslautern argumentierte in ihrer Antwort: Die Nachfrage sei nach wie vor groß. "Aus Gesichtspunkten der Gewerbefreiheit, der Rechtmäßigkeit des Betriebes und der Zulässigkeit des Gewerbetreibenden" stehe dem nichts im Wege.

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich, statt meine Nase in die Angelegenheiten der Kaiserslauterer Politik zu stecken, mich während meines Wirtschaftsstudiums mit der Logik der Märkte beschäftigen dürfen. Um genau zu verstehen, wie "der Markt" das so regelt, werden da teils utopische Szenarien entworfen.

Wäre ethisch angemessenes Ponyreiten möglich?

Also entwerfen wir doch mal die Utopie des ethisch angemessenen Ponyreitens: Gehen wir mal davon aus, der sehr sorgende und achtsame Betreiber dieser Attraktion löst alles bestens, eben im Rahmen der Gegebenheiten. Das würde bedeuten, die Ponys laufen nicht immer nur im Uhrzeigersinn in einem sehr kleinen Kreis. Sie wechseln auch mal die Richtung, denn einseitige Belastung ist für die Gelenke der kleinen Pferde nicht zuträglich. Außerdem würde der Besitzer nicht immer alle verfügbaren Ponys mit in die Attraktion nehmen. Er würde sie abwechselnd einsetzen, den übrigen währenddessen Ruhe und Auslauf gönnen. Aus Gesprächen mit einer Pferdebesitzerin weiß ich, Pausen sind für die sensiblen Mägen der Ponys wichtig. Sie brauchen von Zeit zu Zeit die Gelegenheit Raufutter zu sich zu nehmen.

Lärm auf der Kerwe in Kaiserslautern stresst die Ponys

Doch selbst wenn all diese hier genannten Punkte erfüllt wären, selbst dann könnte der achtsame Betreiber eine Variable in unserer Utopie nicht verändern: Er könnte nichts dagegen ausrichten, dass um die Attraktion herum eine bunt blinkende und enorm laute und in den Abendstunden anschwellende Geräuschkulisse herrscht. Das stresst mich ja schon nach einer halben Stunde. Und Ponys sind sensibel. Sie sind Fluchttiere. Auf dem Messeplatz in Kaiserslautern, mitten in der Innenstadt, wird auch wenig Möglichkeit sein, die Ponys zumindest für eine kurze Zeit mal zur Ruhe kommen zu lassen und ihnen den nötigen Auslauf zu gewähren. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, wie das ein Betreiber in der Prime Time leisten will – man bedenke die von der Stadt propagierte hohe Nachfrage.

Stadt zieht sich aus der Verantwortung

Die Stadt zieht sich mit diesem betriebswirtschaftlichen Argument aus der Verantwortung! Schon klar, die Christian Lindners unter Ihnen, werden nun aufschreien: Ein Verbot des Ponyreitens, das wäre doch eine Marktintervention, liebe Frau Schreiber, denken Sie doch an die leuchtenden Kinderaugen auf den Rücken der süßen Ponys.

An dieser Stelle kann ich nur antworten: Es braucht eine politische Marktintervention und Aufklärung für unsere Kinder! Denn die Theorie lehrt uns: In einer sozialen Marktwirtschaft darf die Politik eingreifen, wenn das Ergebnis gesellschaftlich nicht erwünscht ist. Information führt zu besseren Konsumentscheidungen. Und ich zumindest wünsche mir, dass auf einer Kirmes keine Attraktionen zum Leid anderer Lebewesen angeboten werden. Die Gesellschaft wäre eine bessere, wenn wir unsere Kinder mit dem Wissen aufwachsen ließen, dass jedes Lebewesen einen achtsamen Umgang verdient – auf einer Kirmes jedenfalls ist der nur schwer möglich.

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