Schauspieler Rainer Furch hat den Wasserschaden im Pfalztheater live miterlebt. Zwei Jahre lang konnte er wegen der Corona-Pandemie dort nicht auftreten. Bis es wieder soweit ist, dauert es nun noch länger. Im Interview erklärt er, was das mit dem Ensemble macht.
Im Pfalztheater Kaiserslautern fallen bis zum Ende der aktuellen Spielzeit im Sommer alle Vorführungen auf der großen Bühne aus. Der Grund: Der Wasserschaden, der kurz vor Weihnachten dort passiert ist, ist so massiv, dass viel mehr repariert werden muss, als bisher gehofft. Schauspieler Rainer Furch im Interview:
SWR Aktuell: Herr Furch, Sie waren gerade im Begriff auf die Bühne zu gehen, als die Sprinkleranlage im Pfalztheater am 19. Dezember losging?
Furch: Genau, das war kurz vor einer Vorstellung des Weihnachtsmärchens "Peterchens Mondfahrt". Die Kinder waren noch im Foyer, ich wollte – schon in Kostüm und Maske – noch kurz Luft schnappen, als die Alarmanlage losging. Ich bin dann sofort hoch auf die Bühne und da goss dreckiges, brackiges Wasser auf die Bühne. Das war ein richtiger Sturzregen!
SWR Aktuell: Das hat – wie wir heute wissen – einen großen Schaden ausgelöst…
Furch: Dabei haben alle so schnell reagiert, sind dann runter in den Keller und haben dort alle Leitungen abgedreht. Doch diese Minuten mit Sturzregen haben ausgereicht.
SWR Aktuell: Wie ging es dann weiter?
Furch: Das war ganz furchtbar: Ich bin dann raus zu den Kindern ins Foyer, die ja auf die Vorstellung ihres Weihnachtsmärchens gewartet haben und habe ihnen gesagt, dass sie leider nach Hause müssen. Die haben geweint. Das war ein ganz bitterer Moment.
SWR Aktuell: Was haben Sie gedacht und gefühlt an diesem Tag?
Furch: Da waren viele Gefühle im Spiel, auch Existenzangst. Dann Hoffnung, dass der Schaden nicht so schlimm ist, schließlich war die Sprinkleranlage ja nur wenige Minuten an. Aber Kolleginnen und Kollegen, die das schon von anderen Theatern kannten, sagten mir sofort, dass es dauern würde, bis wir die große Bühne wieder bespielen können.
SWR Aktuell: Sie sind bereits seit 22 Jahren fester Bestandteil des Ensembles vom Pfalztheater. Sie haben bereits etliche Inszenierungen im großen Haus mitgetragen. Doch viele neue Kolleginnen und Kollegen kennen das nicht und werden es nun erst einmal auch nicht erleben. Was erzählen die Ihnen?
Furch: Für die ist das bitter und traurig. Denn man muss ja auch mal sehen, zu welcher Zeit dieser Wasserschaden gerade kam. Nach der Corona-Pandemie ging es gerade wieder so richtig los hier in Kaiserslautern. Die Vorstellungen waren ausverkauft, eine jagte die nächste. Es war Vorweihnachtszeit. Die Menschen hatten Lust auf Kultur. Und das Ensemble hatte Lust darauf, sich zu zeigen. Und diese Stimmung wurde plötzlich – im wahrsten Sinne des Wortes – weggespült. Es gab recht viele Nicht-Verlängerungen im Ensemble, und diese Kolleginnen und Kollegen, die jetzt gehen müssen, für die war diese Zeit in Kaiserslautern von der Corona-Pandemie und dem Wasserschaden geprägt. Das ist schade!
SWR Aktuell: Sie spielen in der aktuellen Spielzeit den „Faust“ in der gleichnamigen Inszenierung. Nun findet diese nicht, wie geplant, auf der großen Bühne, sondern auf der Werkstattbühne statt. Sie spielen also nicht vor 700, sondern vor gerade mal 100 Zuschauerinnen und Zuschauern. Was verändert sich dadurch für Sie?
Furch: Natürlich ist es etwas anderes, wenn ein Saal vollbesetzt ist mit fast 700 Menschen und die gespannt mitgehen oder aus vollem Herzen lachen, im Vergleich zu nur 100 Menschen. Aber der Vorgang des Theaterspielens bleibt gleich: Ich will alle mitnehmen. Außerdem können wir das Konzept sehr gut auf die Werkstattbühne übertragen. Und durch das Engagement des Theaters haben wir Ausweichspielstätten und sind deshalb froh, dass wir nach diesem Schaden überhaupt spielen können.